GDCh

<h2>Angewandte Elektrochemie</h2>
Internationaler Workshop “Polymers at Electrodes”
Im Rückblick auf die Anfang November 1986 in Bad Schandau ausgerichtete internationale Tagung “Polymermodifizierte Elektroden”, die eine Bestandsaufnahme dieses damals ganz modernen Teilgebietes der Elektrochemie und Anregungen für eine moderne Arbeitsrichtung der Elektrochemie in der DDR liefern sollte, war der Internationale Workshop “Polymers at Electrodes: A Quarter of a Century later” vom 6. bis 9. November 2011 an gleicher Stelle in vieler Hinsicht interessant. Die Zeiten haben sich signifikant geändert. So nahmen diesmal Wissenschaftler aus 11 Ländern auf 4 Kontinenten teil, u. a. aus den USA, Frankreich, Spanien und dem Iran. Auch vor Ort hat sich einiges geändert. Der frühere Tagungsort, das FDGB-Ferienheim “Louis Fürnberg”, existiert nicht mehr. Es ist nach seiner Sanierung im Hotelkomplex “Elbresidenz” eingegliedert, der ein hervorragendes Ambiente für Tagungen bietet. Zudem war es gelungen, mit Juan Feliu, Jiri Janata und Peter Bobbert herausragende Wissenschaftler für Plenarvorträge zu gewinnen, die moderne Aspekte des Ladungstransfers in leitfähigen Polymeren vorstellten, ergänzt durch zahlreiche Keynote-Vorträge. Aber auch jungen Wissenschaftlern bot der Workshop, der vom Zentrum für Spektroelektrochemie im Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden organisiert und von der GDCh-Fachgruppe Angewandte Elektrochemie, dem IFW Dresden und der International Society of Electrochemistry gefördert wurde, ein Podium.
Vier Tage lang wurden die neuesten Ergebnisse der Forschung an konjugierten Systemen und leitfähigen Polymeren präsentiert. Neben der Herstellung leitfähiger Polymere ging es unter anderem um katalytische Eigenschaften, Polymere als chemische Sensoren, modifizierten Elektroden, die Dotierung organischer Halbleiter und die Spektroelektrochemie an leitfähigen Polymeren. Der Workshop gab einen profunden Überblick über den Stand der Forschung auf diesem Spezialgebiet der Elektrochemie und der Materialforschung.
Die Atmosphäre des Workshops in Bad Schandau gab jungen Wissenschaftlern die Möglichkeit, mit prominenten Wissenschaftlern Gespräche und Diskussionen auch über die eigenen Forschungsergebnisse zu führen. So wurde ein Gedankenaustausch gepflegt, der meist bei großen Tagungen in dieser Intensität nicht möglich ist. Daher ist eine Wiederholung dieser Art einer Bestandsaufnahme der Forschung zur Elektrochemie an konjugierten Systemen nicht ausgeschlossen — möglicherweise nicht erst in 25 Jahren.
Lothar Dunsch, Dresden
Evgenia Dmitrieva, Dresden


<h2>Auf halber Wegstrecke</h2>
Man muss nicht erst das Gespenst eines drohenden Fachkräftemangels an die Wand malen, um gute Gründe dafür zu finden, eine Stärkung der Mint-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) in der Schule zu fordern. Es geht nicht nur um die Verfügbarkeit einer hinreichend hohen Zahl an naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchskräften für den Hightech-Standort Deutschland, sondern auch um die Förderung des allgemeinen Technikinteresses und einer Technikakzeptanz in der Gesellschaft.
Die Initiative “Mint Zukunft schaffen” hat bereits im Jahr 2008 in ihrer politischen Vision klare Benchmarks für das Jahr 2015 anhand von sieben Indikatoren des “Mint-Meters” definiert. Nach gut vier Jahren — auf halber Wegstrecke — fällt die Bilanz durchaus gemischt aus: Zwar haben sich die Mint-Kompetenzen deutscher Schüler seit der ersten Pisa-Erhebung im Jahr 2000 stetig verbessert. Doch trotz vielfältiger Bemühungen verharrt der Anteil an Mint-Studienabsolventen mit knapp über 30 Prozent auf den Werten der letzten Dekade. Auch bei anderen Indikatoren wie dem Frauenanteil konnten seit dem Jahr 2008 keine nennenswerten Durchbrüche erzielt werden.
Technik und Naturwissenschaften werden an den Schulen weiterhin eher frontal vermittelt. Oftmals fehlt es (auch) an der notwendigen Ausstattung und Infrastruktur. In diese Nische (oder Lücke) treten moderne Science Center, Mitmach- sowie Lernlabore und zeigen alternative Didaktikkonzepte auf. Diese Modellprojekte gilt es zu stärken, zu verstetigen sowie noch stärker untereinander und mit den Schulen zu vernetzen.
Klaus Griesar, Darmstadt
<a href="mailto:klaus.griesar@merckgroup.com">klaus.griesar@merckgroup.com</a>

Fachgruppen und Arbeitskreise

Angewandte Elektrochemie Internationaler Workshop “Polymers at Electrodes” Im Rückblick auf die Anfang November 1986 in Bad Schandau ausgerichtete internationale Tagung “Polymermodifizierte Elektroden”, die eine Bestandsaufnahme dieses damals ganz modernen Teilgebietes der Elektrochemie und Anreg...

<h2>Bielefeld</h2>
Weihnachtliche Wissenschaft — das JCF-“Event of the Year 2011”
Im Rahmen des Jahres der Chemie veranstaltete das JCF-Regionalforum Bielefeld zum Jahresende in Kooperation mit Bielefeld Marketing das Projekt “Weihnachtliche Wissenschaft” in der Bielefelder Innenstadt.
Den Anfang machte dabei am 13. Dezember 2011 ein Experimentalvortrag von Benedikt Waerder zum Thema “Schmecken, Riechen, Sehen” im Kaffee-Kunst Ratscafé, der einem wissenschaftlich interessierten Publikum der Stellenwert der Chemie in Alltag näher brachte. Dabei wurde der Forschungsalltag eines Chemikers anhand von aktuellen Beispielen (CO2-Verwertung, -Strukturaufklärung und Oled) vorgestellt. Der vom Verein der Freunde und Förderer des Jungchemikerforums als “Event of the Year 2011” ausgezeichnete Vortrag stieß auf viel positive Resonanz.
Die Bielefelder Jugend war die Zielgruppe des zweiten Teils des Projektes. So gab es eine Luftballonaktion, wie sie schon mehrere Regionalforen im Jahr der Chemie veranstaltet haben, am JCF-Stand auf dem Weihnachtsmarkt.
Am 17. Dezember waren wir dann mitten in der Einkaufstraße der Bielefelder Innenstadt unterwegs. Neben dem Luftballonwettbewerb und einem spannenden Demonstrationsexperiment, bei dem Münzen “vergoldet” wurden, gab es auch einige Experimente zum Selbermachen. Dabei stand das Thema “einfache Experimente mit Haushaltsartikeln” im Vordergrund. So ging es rund mit selbstgemachter Brause, Botschaften aus “Geheimtinte” (Zitronensaft), Chromatographie mit Kaffeefiltern und Filzstiften sowie einem Wasser-Stärke-Bad. Die Experimente faszinierten Groß und Klein — sowohl die lokale Presse als auch die Besucher am Stand waren begeistert von den Aktionen.
Sonja Gerke


<h2>Regensburg</h2>
Chemie in der Grundschule mit dem JCF Regensburg
Kurz vor den Osterferien am 24. März besuchte das JCF Regensburg wieder einmal Grundschulen aus der Regensburger Umgebung, um mit den Kindern kleine Experimente mit Haushaltsartikeln durchzuführen. Hierbei soll das spielerische Kennenlernen von chemischen Sachverhalten im täglichen Leben die Berührungsängste zur Chemie abbauen. Besonders das “Rückwärtsmischen” von Farben (die Chromatographie mit Filzstiften auf Kaffeefiltern) nahmen die Schüler der 3. und 4. Klasse mit Begeisterung auf. Die bewährten Experimente rund um Superabsorber in Windeln, dem Farbstoff in Rotkohl bzw. Blaukraut und die Herstellung eigener, echter und vor allem sprudelnder Brause wurden in diesem Jahr zum ersten Mal auch mit einer Klasse der 2. Jahrgangsstufe durchgeführt. Auch hier waren sich die Kinder am Ende einig: Chemie ist toll, und Chemiker werden wollen wir sowieso!
Nachzulesen gibt es das Skript mit den ausgewählten Experimenten auf der JCF-Homepage: <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.chemie.uni-r.de/jcf" target="_blank">www.chemie.uni-r.de/jcf</a></ext-link>
Eva-Maria Rummel, Sabine Scheuermayer, JCF Regensburg


<h2>Stuttgart</h2>
Impressionen von Neckarwestheim II
Bei der Anreise mit Bus erging es den 23 Studierenden und Doktoranden aus dem Jungchemikerforum Stuttgart wie vielen Besuchern zuvor: Ganz unscheinbar und wegen der einzigartigen Konstruktion des Kühlturms ist das in einen alten Steinbruch gebaute Kraftwerk kaum zu entdecken. Doch der erste Eindruck täuscht, denn etwa 800 Naturwissenschaftler und Ingenieure sind dort beschäftigt — wenn auch nur noch zeitlich begrenzt. Mit zwei Vorträgen von Mitarbeiterinnen der Öffentlichkeitsarbeit nahm der insgesamt fünfstündige Besuch seinen Anfang.
 Zunächst gab Silvia Kühner-Gärtner einen Überblick über die Technik, Historie und aktuelle Zahlen und Fakten des Kernkraftwerkes. Danach bekamen die JCF-Vertreter Einblick in die Tätigkeitsbereiche eines Chemikers im Kraftwerk. Diese, so sagte Fred Böttcher, befassen sich hauptsächlich mit der Analytik, wobei sich vieles um die Verunreinigung der Wasserkreisläufe dreht. Dabei spielt z. B. Chlorid im sub-ppb-Bereich eine große Rolle. Die Chemiker sind neben den Kontrollen der Wasserkreisläufe u. a. auch für alle Stoffe, angefangen von Farben und Lacken über Pasten bis hin zu Filzstiften, die für die Arbeiten im Sicherheitsbereich benötigt werden, verantwortlich und geben diese zur Verwendung frei. Nach diesen Informationen wurden alle Formalitäten zum Passieren der Sicherheitsschleuse erledigt und der Kontrollbereich konnte betreten werden. Aufgeteilt in kleine Gruppen begann die Tour durch das Gelände.
Erste Station war der Kontrollraum, die Leitzentrale des Kernkraftwerkes. Um dort Herr über die Stromproduktion zu werden, müssen die Arbeiter nach dem Ingenieurstudium eine zusätzliche vierjährige Ausbildung absolvieren. Der Weg führte anschließend weiter zum Generatorblock. Dabei traten die wahren Ausmaße der von der Ferne so unscheinbar wirkenden Anlage zu Tage.
Als letztes stand die längst erwartete Begehung des Reaktorgebäudes auf dem Programm. Für diese Sicherheitsstufe wurden alle Personen mit Dosimeter, Überschuhen, Helm und Kittel ausgestattet. Erst danach durfte die Personenschleuse passiert und das Reaktorgebäude betreten werden. Neben der Größe des Bauwerks fiel vor allem die dort herrschende gründliche Sauberkeit ins Auge. Ein Gefühl von hoher Sicherheit stellte sich ein, selbst direkt oberhalb des Reaktors, der, verborgen unter meterdicken Betonplatten, nicht einzusehen war. Dagegen gab im angrenzenden Abklingbecken das magisch wirkende, kristallklare Wasser den Blick auf die ausgedienten Brennelemente frei. Der gute Eindruck, geschützt zu sein, bestätigte sich am Ende: Das Dosimeter zeigte keinerlei Kontakt zu ionisierender Strahlung an. Auch die futuristisch anmutenden Kabinen, in denen auf eventuell an der Kleidung anhaftende belastete Partikel geprüft wird, gaben per Computerstimme mit der Botschaft “Keine Kontamination” Entwarnung.
Manuel Weber
<a href="mailto:Manuel.Weber@oc.uni-stuttgart.de">Manuel.Weber@oc.uni-stuttgart.de</a>


<h2>Ein Jahr nach der Energiewende</h2>
Ein Jahr nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima und der mutigen Entscheidung der Bundesregierung zur Energiewende ist es still geworden in vielen Medien und auch in Fachzeitschriften. Leider wird die Energiewende noch immer von vielen nicht als Chance sondern als Rückschlag gesehen — und dies nicht nur aus Industriesicht.
Gerade die Chemie kann hier wertvolle Beiträge leisten. Von Materialforschung für energieeffiziente Beleuchtung über dezentrale Energiespeicher bis hin zu nachhaltigen Rohstoffen, die uns unabhängiger von der begrenzten Ressource Erdöl machen.
Die Politik hat Rahmenbedingungen gesetzt, zum Beispiel mit der nationalen Plattform Elektromobilität, nun ist eine stärkere Zusammenarbeit von Industrie und Hochschulen gefordert. In anderen Branchen wird die Energiewende schon eher als Chance gesehen, hier sehe ich noch Nachholbedarf für ein Umdenken in der Chemie.
Mit dem im letzten Jahr von der GDCh-Präsidentenkommission erarbeiteten Diskussionspapier “Perspektiven der Chemie” wurde auch dazu schon ein wichtiger Beitrag geleistet. GDCh-Mitglieder aus Wissenschaft und Wirtschaft sollten sich aber verstärkt in die Diskussion des Entwurfes einbringen, gerade in Hinblick auf die für die Energiewende so wichtigen Themen wie Energieforschung, Ressourceneffizienz und Rohstoffbasis im Wandel.
Thomas Geelhaar
<a href="mailto:thomas.geelhaar@merckgroup.com">thomas.geelhaar@merckgroup.com</a>


<h2>Elektronenspinresonanz-Spektroskopie</h2>
Klassische hochauflösende Methoden der Strukturaufklärung wie NMR-Spektroskopie oder Röntgenstrukturanalyse sind für intrinsisch ungeordnete Proteine nicht immer gut geeignet. Eine hervorragende Alternative bietet die Elektronenspinresonanz-Spektroskopie (ESR) in Kombination mit ortsspezifischer Spinmarkierung. Die rasante aktuelle Entwicklung dieser Methode wird zusammengefasst und ihre Leistungsfähigkeit am Beispiel des Alpha-Synucleins dargestellt.
Walter E. Richartz
“hat anders getickt als die anderen, aber sehr leise”. Ein Spaziergang durch das literarische Werk des Erzählers, Übersetzers, Chemikers, Experimen-tators und Alltags-Surrealisten.
Kalorienlose Süße aus Labor und Natur
Mit der in den Sechziger Jahren einsetzenden Fitnesswelle stieg die Nachfrage nach Light-Produkten auf der Basis kalorienloser Süßstoffe. Saccharin hatte durch seine wechselhafte Geschichte einen (unbegründet) schlechten Ruf und zeichnete sich durch einen metallischen Nachgeschmack aus. Es begann die Suche nach neuen synthetischen und natürlichen Süßstoffen. Nehmen wir die süße Spur auf.
Endlagerung radioaktiver Abfälle
Fakten und Konzepte Im Zusammenhang mit der Diskussion um das Für und Wider der Kernenergie entflammt auch immer wieder der Streit über die Entsorgung und Endlagerung radioaktiver Abfälle. So bestimmen die Fragen nach etwaigen Erdgasvorkommen oder der hydrogeologischen Beschaffenheit des Deckgebirges die öffentliche Auseinandersetzung um den Salzstock bei Gorleben; im Zusammenhang mit der Schachtanlage Asse II ist von Wassereinbrüchen und Einsturzgefahr die Rede. Weniger bekannt ist, dass die Konzepte zur sicheren Endlagerung radioaktiver Abfälle auf dem Zusammenspiel vielfältiger — auch und gerade chemischer — Sachverhalte und Prozesse beruhen.

Fachgruppen und Arbeitskreise

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