Eine neue historische Stätte
Das Göttinger Alte Chemische Laboratorium
Am 17. Oktober wurde als nunmehr neunzehnte „Historische Stätte der Chemie“ auch das „Göttinger Alte Chemische Laboratorium“ in die inzwischen lange Reihe des G...
Von Wiley-VCH zur Verfügung gestellt
Etwa 50 Repräsentanten aus den Ortsverbänden und dem JungChemikerForum trafen sich am 11. Oktober mit dem GDCh-Präsidenten Matthias Urmann und Vertretern der GDCh-Geschäftsstelle, um gemeinsam neue Formate zum wissenschaftlichen Austausch vor Ort und zum Dialog mit der Öffentlichkeit zu entwickeln.
Zu Beginn der im Zweijahres-Rhythmus stattfindenden Klausurtagung in Frankfurt am Main präsentierte Matthias Urmann die Ergebnisse des vom GDCh-Vorstand initiierten Strategieentwicklungsprozesses und stellte die drei GDCh-Leitbilder vor, wie sie sich aus den Diskussionen in den Führungsgremien ergeben haben:
Die Leitbilder eröffnen GDCh-Strukturen einen Weg, wie sie bei der Erfüllung der Satzungsziele der GDCh helfen können, ohne sie in der konkreten Ausgestaltung einzuschränken. Ein Beispiel für die Umsetzung der Leitbilder in einer Veranstaltung gab Gerhard Karger, Leiter der GDCh-Abteilung Mitgliedermarketing/Fach- und Regionalstrukturen. Er stellte „Experiment Zukunft – Wertedenken in der Chemie“ vor, das als Satellitensymposium der GDCh-Wissenschaftsforen Chemie 2017 und 2019 organisiert worden war. Bei Experiment Zukunft unternimmt die GDCh den Versuch, wissenschaftliche, gesellschaftliche und politische Probleme zu beleuchten und lässt in interaktiven Diskussionsformaten alle Teilnehmer zu Wort kommen. Meinungsbildner aus der Scientific Community, Wirtschaft und dem öffentlichen Leben geben dazu vorab ihren Anstoß.
Einer analogen Vorgehensweise folgte auch das Geschehen in Frankfurt: Hilmar Sturm, Deutsches Institut für Vereine und Verbände, München, lieferte in seinem Impulsvortrag „High Touch statt High Tech: Verständnis für Chemie entsteht von Mensch zu Mensch“ Gedankenfutter für ein anschließendes World Café. Dabei geht es um anregende Gespräche und das Festhalten von Ideen: Bis zu 20 Personen sitzen an einem Tisch, sammeln Ideen und halten diese auf beschreibbaren Tischdecken fest. Nach 90 Minuten werden dann die Resultate vor dem Plenum präsentiert. High Touch ist ein Begriff, den John Naisbitt 1982 als „Megatrend“ klassifiziert hat: Gerade in einer von der Technik geprägten Welt wird der Wunsch nach Kontakten von Mensch zu Mensch immer stärker. Dieses Bedürfnis bietet einen Ansatzpunkt für die weitere Konzeption von Veranstaltungen der GDCh-Regionalstrukturen. Wird die Bevölkerung mit High Touch angesprochen, lässt sich damit auch leichter ein Verständnis für die Wissenschaft Chemie schaffen – trotz Information-Overload, Fake-News, Konstruktivismus und Relativismus. Damit kann die GDCh als objektiver Partner, als „Stimme der Chemie“ wahrgenommen werden.
Das World Café erbrachte, je nach ins Auge gefasster Zielgruppe, neue Ideen: Warum nicht einen „GDCh-Experimentebus“ chartern, um den wissenschaftlichen Diskurs auf dem Lande zu führen, wo im Gegensatz zu den Universitätsstädten das Informationsangebot klein ist? Bürger könnten in „Citizen Labs“ am wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn teilhaben oder bei einer ganz alltäglichen Erledigung wie dem Einkauf im Supermarkt auf chemische Hintergründe aufmerksam gemacht werden. Wenn Doktoranden durch Kneipen ziehen und spontane Vorträge halten, können sie die Öffentlichkeit für die Alltagsrelevanz chemischer Reaktionen sensibilisieren. Von Vorteil kann es sein, wenn ein Thema aufgegriffen werden kann, über das zeitgleich auch die Medien berichten, zum Beispiel den Chemie-Nobelpreis 2019 für die Entwicklung von Lithiumionenbatterien. Ein neues Angebot für Chemiestudierende und Doktoranden könnte sein, ihre Arbeit in Kurzvorträgen vor den GDCh-Kolloquien vorzustellen, ihnen Networking-Kurse anzubieten oder Vorträge mit allen Sinnen erlebbar zu machen – Vorträge zum Anfassen, Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Mitdiskutieren. Für Journalisten würden Veranstaltungen zu chemierelevanten, aktuellen Themen wie Mikroplastik eine Informationslücke schließen.
Es gibt bereits erste Absichtserklärungen aus den GDCh-Regionalstrukturen zur Verwirklichung neuer Ideen: Das JCF Jena wird einen Tandemvortrag organisieren, bei dem ein Chemiker und ein Theologe ihre Weltanschauungen darlegen und zur Diskussion stellen. Der Ortsverband Osnabrück und das JCF Siegen planen gemeinsam Chemie-Experimente in der Fußgängerzone, und das JCF Leipzig will einen Chemie-Flashmob organisieren.
Zur Umsetzung dieser Ideen bedarf es einer funktionierenden Infrastruktur. Diese stellt die GDCh-Geschäftsstelle mit ihrer Finanzverwaltung, den Online-Werkzeugen, dem Mitgliederservice und der Redaktion der Nachrichten aus der Chemie zur Verfügung. Maximilian Bräutigam, Ansprechpartner für die GDCh-Regionalstrukturen in der GDCh-Geschäftsstelle, berichtete von Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung von Veranstaltungen, der monatlich generierten Mitgliederstatistik, dem Mailtool für die Ortsverbandsvorsitzenden und JCF-Regionalsprecher, dem Veranstaltungsmanagementsystem und dem datenschutzkonformen Umgang mit personenbezogenen Daten.
Im Anschluss präsentierten die ehemaligen stellvertretenden JCF-Bundessprecher Willis Muganda und Tobias Bachmann die Arbeit des JCF-Bundesvorstands in den vergangenen zwei Jahren. In dieser Zeit wurde die JCF-Website vollständig ins Englische übersetzt. Es gibt internationale Kooperationen mit den chemischen Gesellschaften und deren Jugendorganisationen in den Niederlanden, Österreich, der Schweiz und Frankreich. Dazu ist das JCF im European Young Chemists‘ Network (EYCN) der European Chemical Society (EuChemS) und im International Younger Chemists Network (IYCN) engagiert. Auf der JCF-Klausurtagung in Jena wurde ein neues Interview-Videoformat mit Matthias Urmann durchgeführt: Ask me anything! Das Ergebnis ist auf dem JCF-Facebook-Auftritt unter
Danach ging der Organisator des VCW-Stammtischs Lörrach-Basel, Birk Stange, auf die Übergangszeit zwischen Promotion und Eintritt ins Berufsleben ein und stellte die Frage, wie sich in dieser Phase Austritte aus der GDCh vermeiden lassen (VCW: Vereinigung für Chemie und Wirtschaft der GDCh). Bereits der Titel seines Vortrags „Die Leere nach dem JCF“ war als eine provokante Anspielung auf das Vorurteil, dass es für aktive JCF-Mitglieder keine Betätigungsfelder in der GDCh nach Ausscheiden aus dem JCF gibt, zu verstehen. Eine dauerhafte Bindung entsteht für Stange dann, wenn mit der Mitgliedschaft neurobiologische Grundbedürfnisse wie Zugehörigkeit, Autonomie, Selbstwert (Status), Fairness und Sicherheit befriedigt werden, das heißt, wenn ehemals aktive JCF-Mitglieder auch nach Statuswechsel sagen können: „Mir machen die Aufgaben in der GDCh Freude und ich suche nach Möglichkeiten, mich einzubringen“. All diese Wünsche können von GDCh-Regionalstrukturen in besonderen Formaten bedient werden, gerade auch durch die VCW-Stammtische.
In der abschließenden Diskussion blieb den Anwesenden Zeit, Fragen und Probleme zu adressieren. So wurde der GDCh-Vorstand gebeten, eine Initiative „Scientists for Future“ ins Leben zu rufen. Probleme in der Kommunikation der GDCh-Regionalstrukturen untereinander wurden thematisiert, und einfache Ideen zur Belebung des normalen OV-Kolloquienprogramms wurden besprochen. Und so zeigte sich vor allem am Ende der Klausurtagung, dass der High Touch nicht nur nach außen, zur Öffentlichkeit, wichtig ist, sondern auch nach innen funktioniert.
Maximilian Bräutigam, Gerhard Karger
m.braeutigam@gdch.de
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