GDCh

Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger betrachtet den Wissenschaftler als speziellen Homo sapiens.
Nachrichten aus der Chemie: Herr Quadbeck-Seeger, Sie haben gerade auf 128. Tagung der GDNÄ die Lorenz-Oken-Medaille dafür erhalten, dass Sie sich “nicht gescheut haben, im Spannungsfeld Wirtschaft-Wissenschaft und Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen und klar Position zu beziehen”. Können Sie sagen, welche Bedeutung Oken für Sie und vielleicht uns hat?
Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger: Natürlich habe ich mich über Lorenz Oken kundig gemacht. Der Begründer der GDNÄ, der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte, war ein vielseitiger und weitsichtiger Wissenschaftler sowie ein ungewöhnlich engagierter Mensch.
Nachrichten: … der auch wie Sie Aphorismen schrieb …
Quadbeck-Seeger: … was ihn mir besonders sympathisch macht.
Nachrichten: Von seinen vielen Schriften hat Ihnen besonders sein Essay “Ueber den Werth der Naturgeschichte für die Bildung der Deutschen” aus dem Jahre 1809 gefallen. Warum gerade dieser Text?
Quadbeck-Seeger: Oken erinnert in diesem Text zunächst daran, dass die Vermittlung naturwissenschaftlicher Kenntnisse zu den wichtigsten Aufgaben von Schulen und Universitäten gehört und fragte dann damals schon: Wie kann sich ein gebildeter Mensch in dieser Welt verorten, wenn er zu wenig oder gar nichts von der Natur versteht? Ein hochaktuelles Thema, heute mehr denn je, wie Sie auch an der neuen GDCh-Arbeitsgemeinschaft Chemie und Gesellschaft sehen.
Nachrichten: Und wo verorten Sie den Menschen? Und wo den Spezialfall Naturwissenschaftler?
Quadbeck-Seeger: Nun, wir kommen weiter, wenn wir Homo sapiens einmal mit anthropologischem Blick beobachten, aus der virtuellen Satelliten-Perspektive. Es lassen sich sieben Bereiche seines aktiven Daseins erkennen. Beginnen wir mit den intellektuellen Leichtgewichten und daher recht beliebten: Unterhaltung und Sport. Ihre Bedeutung ist allerdings nicht zu unterschätzen. Dann folgen Politik und Wirtschaft, also die Fragen, wie die Menschen ihr Gemeinwesen und Zusammenleben strukturieren und die Versorgung organisieren. Es folgen — sinn- und wertevermittelnd — Religion und Kultur, wozu auch die Bildung zählt. Und schließlich der Bereich, der uns hier interessiert, nämlich die Wissenschaft.
Nachrichten: Und die Wissenschaft, unterscheidet sich nach Ihrer Meinung grundlegend von den übrigen.
Quadbeck-Seeger: Schauen wir uns um in unserer Welt: Es wird getrickst und getäuscht, wird gelogen und betrogen; Macht wird missbraucht und die Habgier scheint keine Grenzen mehr zu kennen. Ungeprüfte Behauptungen werden als Wahrheit ausgegeben. Sogenannte politische Wahrheiten zu hinterfragen, wird in vielen Regionen bestraft, und heilige Wahrheiten prüfen zu wollen, gilt als Vergehen oder gar als schwere Sünde.
Nachrichten: Aber es geht auch anders, es gibt, sagen Sie, es gibt die Wissenschaft, in der sich alle zur objektiven Wahrheit bekennen.
Quadbeck-Seeger: Ja, hier gibt es keine Dogmen und keine Doktrinen, keine Privilegien und keine Parteilichkeiten, keine Hierarchien für Entscheidungen, keine höheren Instanzen und keine Deutungshoheiten. Es zählt nur die überprüfbare und ständig überprüfte Wahrheit und jeder hat — nach Begabung und Neigung — Zutritt.
Nachrichten: Arbeiten in der Wissenschaft die besseren Menschen?
Quadbeck-Seeger: Nein, aber es gibt dennoch zwei wesentliche Unterschiede. Einmal sind es die Ansprüche an die Arbeit. Sie muss korrekt, gewissenhaft, ehrlich und nachprüfbar getan werden. Das wird in anderen Bereichen des Lebens selten so bedingungslos gefordert.
Nachrichten: Es gibt kein Fehlverhalten?
Quadbeck-Seeger: Natürlich gibt es in der Wissenschaft immer wieder einmal schwarze Schafe. Aber — das ist das Zweite — nirgendwo sonst werden Versuche zur Täuschung so schnell und gnadenlos aufgedeckt und Betrüger so schonungslos geächtet. Man stelle sich einmal vor, diese Maßstäbe würden in den anderen Bereichen menschlicher Tätigkeiten gelten. Was wäre das für eine andere Welt! Und wie viel Unheil könnte vermieden werden.
Nachrichten: Sie haben als Präsident damals die Chemiker in der GDCh auf einen Verhaltenskodex, auf Wahrheit verpflichtet.
Quadbeck-Seeger: Ich versuchte immer, — auch mit dem Verhaltenskodex der GDCh, den ich damals initiierte — bewusst darauf hinzuweisen, dass die Wissenschaft einer besonderen moralischen Dimension unterliegt. Und wenn durch meine Aktivitäten der eine oder andere junge Mensch dazu bewegt werden konnte, sich für die Naturwissenschaften zu interessieren oder gar einen Beruf in ihnen anzustreben, dann habe ich mein Ziel erreicht. Dann war es all die Mühen wert.
Mit Hans-Jürgen Quadbeck- Seeger sprach Ernst Guggolz

Keine Dogmen, keine Doktrinen

Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger betrachtet den Wissenschaftler als speziellen Homo sapiens. Nachrichten aus der Chemie: Herr Quadbeck-Seeger, Sie haben gerade auf 128. Tagung der GDNÄ die Lorenz-Oken-Medaille dafür erhalten, dass Sie sich “nicht gescheut haben, im Spannungsfeld Wirtschaft-Wissenschaf...

<h2>Arbeitskreis Archäometrie</h2>
Neuer Vorstand gewählt
Der Arbeitskreis Archäometrie der GDCh-Fachgruppe Analytische Chemie hat seinen Vorstand neu gewählt. Für die Amtsperiode vom 1. Januar 2015 bis 31. Dezember 2018 werden die Mitglieder des Vorstands sein:
Prof. Dr. Christoph Herm, Dresden
Dr. Stefan Röhrs, Berlin
Prof. Dr. Jürgen Schram, Krefeld


<h2>Lackchemie</h2>
Neuer Fachgruppenvorstand
Die Mitglieder der GDCh-Fachgruppe Lackchemie haben durch Briefwahl für die Amtsperiode vom 1. Januar 2015 bis zum 31. Dezember 2017 folgenden Vorstand gewählt:
Dr. Michael Hilt, Forschungsgesellschaft für Pigmente und Lacke, Stuttgart
Dr. Stefan Kirsch, BASF, Ludwigshafen
Dr. Jürgen Omeis, BYK-Chemie, Wesel
Der Vorsitzende und die beiden Stellvertreter werden entsprechend der Wahlordnung aus der Reihe der Gewählten Vorstandsmitglieder in der ersten Sitzung bestimmt.


<h2>EurJIC-Wöhler Young-Investigator Nachwuchspreis</h2>
Ausgezeichnet werden soll ein promovierter Nachwuchswissenschaftler für eine herausragende wissenschaftliche Arbeit in der anorganischen Chemie. Die Arbeit, bei welcher der Nachwuchswissenschaftler als Korrespondenzautor auftritt, sollte bereits publiziert und zum Zeitpunkt der Nominierung nicht älter als zwei Jahre sein. Der Nominierte soll ein eigenständiges Forschungsgebiet vertreten, aber noch keine etablierte akademische Stellung oder etablierte Stellung in der Industrie einnehmen.
Vorschlagsberechtigt sind Hochschullehrer oder Industrievertreter mit verwandtem Verantwortungsbereich. Über die Auswahl entscheidet eine Jury, eine Jury, der Vertreter aus Hochschule und Industrie angehören, und die vom Vorstand der Wöhler-Vereinigung benannt wird. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Der Preis, der im Rahmen des Symposiums “Highlight aus der Anorganischen Chemie” auf dem GDCh-Wissenschaftsforum Chemie in Dresden (30. August bis 2. September 2015) verliehen wird, umfasst eine Verleihungsurkunde und ein Preisgeld in Höhe von 1500,— Euro. Die Preisvergabe wird finanziell von ChemPubSoc Europe, dem Publikationsorgan von 16 Europäischen Chemischen Gesellschaften, unterstützt.
Dem formlosen Antrag in englischer Sprache sind ein Exemplar der wissenschaftlichen Arbeit des Bewerbers, eine ausführliche Begründung der Preiswürdigkeit, ein detaillierter Lebenslauf, eine gutachterliche Stellungnahme mindestens eines Hochschullehrers und eine Zusammenstellung der eigenen wissenschaftlichen Veröffentlichungen der letzten zwei bis drei Jahre beizufügen.
Anträge in elektronischer Form bis 30. März 2015 an: Wöhler-Vereinigung für Anorganische Chemie, GDCh, Dipl.-Biol. Nicole Bürger, <a href="mailto:n.buerger@gdch.de">n.buerger@gdch.de</a>.


<h2>Bunsen-Kirchhoff-Preis für Analytische Spektroskopie</h2>
Der Deutsche Arbeitskreis für Analytische Spektroskopie (DAAS) der GDCh-Fachgruppe Analytische Chemie schreibt für das Jahr 2015 wieder den “Bunsen-Kirchhoff-Preis für analytische Spektroskopie” aus, um herausragende Leistungen vor allem jüngerer Wissenschaftler aus Universitäten, Forschungsinstituten oder der Industrie auszuzeichnen. Besonders erwünscht ist ein Oeuvre in neuen Gebieten wie Spektroskopie im Nanobereich, Spektroskopie an Biomolekülen, u.a. Der von Perkin Elmer mit 2500,— Euro ausgestattete Preis soll anlässlich der Anakon, die vom 24. bis 26. März 2015 in Graz stattfindet, übergeben werden.
Der DAAS-Vorstand bittet um Vorschläge für geeignete Kandidaten. Eine Nominierung sollte eine Begründung des Vorschlages, die Kopie herausragender deutsch- oder englischsprachiger Publikationen oder andere relevante Unterlagen wie Patentschriften sowie einen kurzen Lebenslauf mit Publikationsliste und die Kommunikationsdaten des Nominierten enthalten.
Nominieren können ausschließlich Mitglieder des DAAS. Jedoch kann jeder Wissenschaftler, der die genannten Bedingungen erfüllt, nominiert werden. Eine Selbstnominierung ist ausgeschlossen. Die Entscheidung zur Verleihung trifft der amtierende Vorstand des DAAS (weitere Informationen unter <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.gdch.de/daas" target="_blank">www.gdch.de/daas</a>)</ext-link>.
Vorschläge in elektronischer Form bis 20. Dezember an: Prof. Dr. Detlef Günther, Vorsitzender der Jury für den Bunsen-Kirchhoff-Preis 2015, ETH Zürich; <a href="mailto:nbachmann@inorg.chem.ethz.ch">nbachmann@inorg.chem.ethz.ch</a>.

Keine Dogmen, keine Doktrinen

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