Industrie + Technik

Zurück aus dem Jahr 2050 | Deutschland hat ein Nettonull-CO2-System erreicht: Erstmals besteht ein Gleichgewicht zwischen anthropogenen CO2-Emissionen und -Senken. Für diese Erfolge im Jahr 2050 waren Vermeiden, Reduzieren und Beseitigen von Kohlenstoffemissionen notwendig. Dies haben 37 Forschende des Schwerpunkts „Netto-Null-2050“ der Helmholtz-Klimainitiative in einer Studie zusammengefasst. Diese enthält Analysen aus Energiesystemmodellen, Erkenntnisse zur Kreislaufwirtschaft im Kohlenstoffsystem und Auswertungen des nationalen Potenzials zur Entnahme von Kohlenstoff.<ul class="references"><li>
1 doi: 10.1029/2021EF002324</li></ul>
Kreislaufwirtschaftsprojekt | Das Projekt Promisces will Ursprung, Verbreitung und Verbleib von Schadstoffen verstehen, die sich leicht in der Umwelt verteilen und persistent sind, um sie aus der Umwelt zu entfernen. Die 27 Partner aus neun europäischen Ländern, darunter die Dechema, haben einen 12-Millionen-Euro-Vertrag mit der Europäischen Kommission unterzeichnet und sind damit Teil des europäischen Green Deal.<ul class="references"><li>
2 <a href="https://cordis.europa.eu/project/id/101036449" target="_blank">cordis.europa.eu/project/id/101036449</a></li></ul>
Umweltpolitik ohne Wachstum | Damit die Wirtschaft klimaschonender und nachhaltiger wird, setzen die meisten Politikansätze auf „grünes Wachstum“. Dass wachstumskritische Konzepte zielführender seien, zeigte eine Befragung von Mitarbeitenden des Umweltbundesamts. Die Studienautor:innen vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung und der ESCP Business School sehen die Befunde als Unterstützung für eine Umweltpolitik jenseits des Wachstums.<ul class="references"><li>
3 doi: 10.1016/j.jclepro.2021.130306</li></ul>
Schilder, Folien, Klebkontrolle | In den Kategorien „Produkte und Anwendungen“, „Prozesse und Verfahren“ sowie „Forschung und Wissenschaft“ hat die Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe Innovationspreise vergeben. Bei Produkten haben Verkehrsschilder aus duroplastischen Harzen und Glasfasern gewonnen. Anders als bei herkömmlichen Aluminiumschildern gibt es dabei keinen Materialverlust. Der beste Prozess ist In-Mould Wrapping, eine neue Art der Bauteilbeschichtung mit Folien, die sich vakuumgestützt umformen lassen. Bei „Forschung und Wissenschaft“ siegte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt mit einem Qualitätskontrollverfahren für Klebverbindungen über eine chemisch reaktive Oberfläche.Maren Bulmahn

Meldung

Klimainitiative, verstärkte Kunststoffe und Umweltpolitik

Zurück aus dem Jahr 2050 | Deutschland hat ein Nettonull-CO2-System erreicht: Erstmals besteht ein Gleichgewicht zwischen anthropogenen CO2-Emissionen und -Senken. Für diese Erfolge im Jahr 2050 waren Vermeiden, Reduzieren und Beseitigen von Kohlenstoffemissionen notwendig. Dies haben 37 Forschen...

Der Wirtschaftschemiker

Prof.Dr.

Alle Herausforderungen der Chemie- und Pharmaindustrie lassen sich in Industrieparks beobachten – sie sind Orte der Veränderung, an denen auch Erfolg und Misserfolg der Umgestaltung der Industrie zur CO2-Neutralität zu erkennen sind.In Deutschland haben Industrieparks mit ihren Infrastrukturen eine mehr als 150-jährige Geschichte. Sie werden heute vielfach von Betreibergesellschaften gemanagt. Diese bieten Service von der Energieproduktion, dem Abfallmanagement über Bildungsleistungen bis hin zu Kantine, Werkfeuerwehr und medizinischem Dienst. Sie haben den Überblick über Emissionsdaten der Betriebe.Mit Blick auf die Umgestaltung der Industrie, um die Klimaziele 2045 zu erreichen, müssen Industrieparks vor allem zwei Aufgaben meistern.Umbau des Bestehenden: Die Wertschöpfungsstruktur muss mit Blick auf die CO2-Neutralität von der Energieversorgung über die Rohstoffe bis zu den Kunden überprüft werden. Wie kommt man an grünen Strom? Und was kostet das? In welchem Maß wird grüner Wasserstoff produziert? Wie werden die Standortunternehmen ihre Einsatzstoffe ändern? Und welche Effekte hätte die Umstellung eines einzelnen Betriebs auf nicht fossile Vorprodukte für die Verbundstruktur? Dies sind nur einige der Fragen. Im Ergebnis sind die Transformationspfade verschiedener autonomer Unternehmen standortbezogen zu koordinieren, um gemeinsam neue Marktchancen zu realisieren.1)Hochfahren des Neuen: Industrieparks sind Inkubatoren und Beschleuniger für neue Technologien und Geschäftsmodelle. Sie sind die Orte für ein Upscaling von im Labormaßstab entwickelten Verfahren und Produkten. Hier können Unternehmen neue Prozesse in einer industriellen Umgebung erproben, perfektionieren und zur großtechnischen Reife bringen. Dabei profitieren neue Unternehmen – etwa Ausgründungen von Universitäten oder Start-ups – von der Infrastruktur und dem Know-how sowie von den (Abfall-)Stoffen am Standort. In Industrieparks lassen sich so etwa chemisches Recycling erproben oder Lösungen zum Abscheiden und zur Nutzung von CO2 in den industriellen Maßstab bringen.Die Antworten erfordern ein enges Zusammenspiel von Wissenschaft, Wirtschaft sowie Politik und Gesellschaft: Eine Verzahnung bringt „grüne“ Innovationen schneller zur Marktreife, senkt den Umweltfußabdruck, verbessert die Wettbewerbsposition der europäischen Industrie und sichert Arbeitsplätze.<ul class="references"><li>
1 Workshop über Innovations- und Produktionsmanagement: <a href="https://t1p.de/y86t" target="_blank">t1p.de/y86t</a></li></ul>
Hannes Utikal ist Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Provadis-Hochschule in Frankfurt am Main und leitet das dortige Zentrum für Industrie und Nachhaltigkeit. Er ist Vorstandsmitglied der GDCh-Vereinigung Chemie und Wirtschaft und führt uns mit dieser Kolumne im Wechsel mit Rolf Albach durch die Welt der Wirtschaftschemie.

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