Industrie + Technik

Emissionsgutschriften kaufen, um den CO2-Fu&szlig;abdruck zu senken und Klimaziele zu erreichen &ndash; das funktioniert schlechter als gedacht.
K&auml;ufliche Kompensationszertifikate sollen Treibhausgasemissionen ausgleichen, die nicht vermeidbar sind: Die Einnahmen finanzieren Klimaschutzprojekte, die etwa Abholzung vermeiden, das Treibhausgas SF6 zerst&ouml;ren oder Windenergie nutzen.
Tats&auml;chlich l&auml;sst sich nur knapp ein Sechstel der von den Zertifikaten versprochenen Emissionen kompensieren, wie eine Studie zeigt. Diese ber&uuml;cksichtigt knapp 20 Prozent aller bisher verkauften Emissionsgutschriften aus 2346 Projekten: fast 1000 Megatonnen CO2-&Auml;quivalente &ndash; und nur rund 160 davon wurden tats&auml;chlich eingespart.
<figure xml:id="nadc20254147745-fig-0001">
<figure><img alt="image" src="https://media.graphassets.com/YfybWHIeS2CEOs2XJIWk">
<figcaption><label>Abb.1: </label>Erfasste CO2-Einsparungen durch Zertifikate (blau) sowie tats&auml;chlich erreichte (violett) und nicht erreichte Anteile (orangefarben). Abbildung: modifiziert nach Lit.</figcaption>
</figure>
</figure>
Bei Projekten, die Fluoroform(HFC-23)-Ausst&ouml;&szlig;e vermeiden, lie&szlig;en sich 68 Prozent der versprochenen CO2-Menge sparen. Alle anderen Projekte schnitten schlechter ab: Zertifizierte Windkraft- und Waldbewirtschaftungsprojekte minderten die Treibhausgasemissionen gar nicht. Weitere Projekte vom Waldschutz bis zum energieeffizienten Kochen reduzierten nur zwischen 11 und 25 Prozent der gutgeschriebenen Emissionen. KK
<ul class="references" cited="no" xml:id="nadc20254147745-bibl-0001">
<li xml:id="nadc20254147745-bib-0001">1 Nat. Commun., doi: 10.1038/s41467&ndash;024&ndash;53645-z</li>
</ul>

Artikel

Zu wenig CO2 kompensiert

Fast doppelt so hoch wie vor drei Jahren ist der Anteil an Unternehmen in Deutschland, die künstliche Intelligenz nutzen; vorrangig für Text und Sprache.Destatis zufolge nutzten 20 Prozent aller Unternehmen mit zehn oder mehr Mitarbeitenden in Deutschland im Jahr 2024 künstliche Intelligenz (KI). Im Jahr 2023 waren es noch 12 Prozent, 11 Prozent im Jahr 2021, als die Daten zur KI-Nutzung erstmals erhoben wurden.Bereits jedes zweite Großunternehmen mit über 250 Mitarbeitenden setzt KI ein; bei den mittleren Unternehmen mit 50 bis 250 Beschäftigen ist es jedes vierte, bei den kleinen mit weniger als 50 Beschäftigten jedes sechste.Am häufigsten nutzen Unternehmen KI, um Texte zu analysieren (48 %) sowie Sprache zu erkennen (47 %) und zu erzeugen (34 %). KI kommt im Marketing, bei Produktionsprozessen, in der Unternehmensverwaltung, der Buchführung und im Controlling zum Einsatz.18 Prozent der Unternehmen, die KI noch nicht nutzen, haben bereits darüber nachgedacht. Mangelndes Fachwissen oder rechtliche Bedenken sind die Hauptgründe, aus denen sich diese Unternehmen gegen KI entschieden. KK<ul class="references" cited="no" style="numbered" xml:id="nadc20254147694-bibl-0001"><li xml:id="nadc20254147694-bib-0001">1 Zu den Ergebnissen von Destatis: <a href="https://t1p.de/af39t" target="_blank">t1p.de/af39t</a></li></ul>

Mehr Unternehmen nutzen KI

Lignin statt Phenol | Beim Herstellen eines Klebstoffs für Sperr- und Furnierholz hat das japanische Unternehmen Sumimoto Phenol aus fossilen Quellen teilweise durch das Biopolymer Lignin ersetzt. 15 % des neuen Harzes bestehen aus Biomasse. Verglichen mit herkömmlichen Phenolharzen reduziert sich der CO2-Fußabdruck pro Kilogramm Harz um 17 % auf 1,38 kg CO2-Äquivalente.In Produkten für den Automobilbau spart Sumimoto bereits bis zu 50 % des fossilen Phenols ein.Zu Sumitomo-Meldung (japanisch): <a href="https://t1p.de/ipf1q" target="_blank">t1p.de/ipf1q</a>PFAS defluorieren | Wie sich poly- und perfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) bei niedrigen Temperaturen abbauen lassen, haben Forschende der Chinesischen Universität für Wissenschaft und Technik in Hefei gezeigt. Mit dem hochverdrillten Carbazol 10,13-Diphenyl-9H-dibenzo[a,c]carbazol defluorieren sie PFAS bei 40 bis 60 °C photokatalytisch. Aus Teflon etwa entstehen so amorpher Kohlenstoff und Fluoridsalze.Nature, doi: <accessionid ref="info:doi/10.1038/s41586–024–08179–1">10.1038/s41586–024–08179–1</accessionid>CO2 reduzieren | Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und die Chinesische Akademie der Wissenschaften haben eine gemeinsame Konferenz zur Kohlenstoffneutralität mit der „Berliner Erklärung“ abgeschlossen. Beide Akademien wollen zum Erreichen der CO2-Neutralität besonders die internationale Zusammenarbeit von Grundlagen- und angewandter Forschung sowie den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern.Zur Berliner Erklärung: <a href="https://t1p.de/hqsgb" target="_blank">t1p.de/hqsgb</a>Alkohol-Destillate seit 2000 Jahren | Etwa 1000 Jahre früher als bisher angenommen wurden in China Spirituosen mit Destillen hergestellt. Das haben Forschende der Universität Zhengzhou herausgefunden: Sie bauten eine Bronze-Destille aus einem über 2000 Jahre alten Grab in der Provinz Jiangxi nach. Mit dem Modell ließ sich etwa Wein mit Destillationsausbeuten von über 70 % produzieren.Zur Meldung des Henan-Museums: <a href="https://t1p.de/wcxv4" target="_blank">t1p.de/wcxv4</a>Rolf Schmid, <a href="https://www.bio4business.eu" target="_blank">www.bio4business.eu</a>

Meldung

Blick nach Asien

Wie auf der Weide muss in der Wirtschaft gefüttert werden, was gemolken werden soll.Neulich hat ein Kollege in einem LinkedIn-Beitrag argumentiert (ich verkürze stark), die Zukunft der Produktivität stecke in künstlicher Intelligenz (KI). Die brauche allerdings extrem viel Energie und Daten. In dem erwartbaren Umfang könne das kein Unternehmen beschaffen – sondern nur ein autoritärer Staat. Das spiegele sich in der Allianz von Trump und Musk. Mich erinnert das an die alte „Stamokap“-Theorie: Beim Staatsmonopolistischen Kapitalismus verschmelzen wirtschaftliche Monopole mit dem Staat zu einem Machtkomplex.In der Chemie stehen wir im Wettbewerb um begrenzte Energieversorgung. Wer die größte Kostenelastizität hat, liegt vorn. Bei begrenztem Angebot an Strom: Bedrängt die Stromnachfrage von KI die Chemieindustrie – unabhängig von den Chancen, die KI für die Energieeffizienz liefern könnte? Chemie kann energetische Synergien bieten: Chemieparks können Abwärme übernehmen und sicher in große Batteriespeicher überführen. Nutzen Unternehmen aus Sicherheitsgründen eigene Großrechner, sind KI-Strombedarf und Abwärmenutzung Teil der Klimaziele – nämlich wenn es darum geht, indirekte energiebezogene Emissionen (Scope-2-Emissionen) zu senken. Für die CO2-Bilanz von Unternehmen ist zudem zu überlegen, wie indirekte Emissionen aus der KI-Wertschöpfungskette (Scope-3-Emissionen) den Nutzenden zuzuordnen sind.Es ist richtig, nicht nur über die Chancen von KI nachzudenken, sondern auch darüber, wie Wirtschaft und Gesellschaft deren Daten- und Energiehunger stillen können.Energie ist für KI enorm wichtig. Aber wie auch in der Pharmabranche sind Weiterentwicklung und Marketing noch wichtiger. Netzwerk-Ökonomie ist wirtschaftlich erfolgreich, weil sie skalierbar ist: Eine Software etwa kann Milliarden von Menschen in verschiedenen Kulturen erreichen – soweit das Internet reicht. Dafür sind Organisationen mit Fachqualifikation und kultureller Diversität notwendig. Solche Organisationen lassen sich nur in offenen Gesellschaften motivieren – und die sind demokratisch organisiert. KI mit Daten und Energie zu versorgen mag zwar eine offene Gesellschaft herausfordern – KI weiterzuentwickeln und zu vermarkten erfordert aber eine solche offene Gesellschaft. Das gilt zumindest, wenn das Ziel ist, mit Software Geld zu verdienen. Sorgen müssen wir uns dann machen, wenn Gewinn egal ist.Rolf Albach leitet F+E-Projekte für Kreislaufwirtschaft, Automobilinnenraum und Flammschutz. Zudem lehrt der promovierte Chemiker mit einem Master of Business Administration an der Fachhochschule Aachen. Der Vorstandsvorsitzende der GDCh-Vereinigung Chemie und Wirtschaft führt uns mit dieser Kolumne im Wechsel mit Hannes Utikal und Stephan von Delft durch die Welt der Wirtschaftschemie.

Meinungsbeitrag

Künstliche Intelligenz will gefüttert werden

Der K&ouml;lner Spezialchemiekonzern Lanxess hat die erste mobile Anlage des belgischen Unternehmens De Watergroep mit Ionenaustauscherharz ausgestattet. Der modulare Wasseraufbereiter (Foto) entfernt per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS). Er steht im Raum Br&uuml;ssel und reinigt bis zu 190 000 Liter Trinkwasser pro Stunde. Die Anlage soll die PFAS-Belastung des Trinkwassers in Flandern von jetzt 80 ppt dauerhaft auf unter 50 ppt senken.<img alt="image" src="https://media.graphassets.com/AahV3tMvR2oNVoMuRFvw">Mobile modulare Anlage, die PFAS aus Wasser entfernt. Zum Filtern dient das Ionenaustauscherharz Lewatit TP 108 DW von Lanxess. Foto: De Watergroep

Lanxess

PFAS entfernen

Bei 23 Rohstoffen h&auml;ngt das deutsche verarbeitende Gewerbe von einzelnen L&auml;ndern ab. 115 Mrd. Euro Wertsch&ouml;pfung w&auml;ren bedroht, wenn China als Hauptzulieferer lithiumhaltiger Produkte wie Akkus ausfiele (Grafik). Dies sind Ergebnisse einer Studie des Beratungsunternehmens Roland Berger und des Bundesverbands der Deutschen Industrie. Indirekte Effekte ergeben sich durch die Nachfrage der Industrie bei Zulieferern und Dienstleistern. Induzierte Effekte entstehen etwa &uuml;ber Geh&auml;lter und den dadurch m&ouml;glichen Konsum.<img alt="image" src="https://media.graphassets.com/u1G4CP3bS3v6BajXaFID">

Zur Studie: <a href="https://t1p.de/hce6n" target="_blank" rel="noopener">t1p.de/hce6n</a>

Kategorie

Industrie + Technik

Artikel

Zu wenig CO2 kompensiert

Artikel

Mehr Unternehmen nutzen KI

Meldung

Blick nach Asien

Meinungsbeitrag

Künstliche Intelligenz will gefüttert werden

Lanxess

PFAS entfernen

Meldung

Rohstoffabhängigkeiten