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Am 23. September 2020 verstarb François Diederich. Er war einer der weltweit versiertesten organischen Chemiker, dessen Rat sowohl in der akademischen als auch in der industriellen Welt gehört und geschätzt wurde.<div><img src="https://media.graphcms.com/KO13US7JS4WHiG8QK58b">

</div>François Diederich wurde am 9. Juli 1952 in Ettelbrück in Luxemburg geboren. Er studierte an der Universität Heidelberg Chemie und promovierte 1979 am dortigen Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung bei Heinz A. Staab mit einer Arbeit über das Kekulen. Nach einem Postdoktorandenaufenthalt 1979–80 in der Gruppe von Orville L. Chapman an der University of California, Los Angeles (UCLA), bei dem François Diederich seine Leidenschaft für mechanistische Einblicke in die organische Chemie vertiefte, ging er 1981 zurück nach Heidelberg, um am Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung eine Juniorgruppe aufzubauen. Dort habilitierte er sich im Jahr 1985. Unter der fördernden Hand von Donald J. Cram begann er anschließend seine Forscherzeit an der UCLA, die länger dauern sollte, als ursprünglich anvisiert; 1989 wurde er dort zum Full Professor for Organic and Supramolecular Chemistry befördert. Im Jahr 1992 nahm er den Ruf auf eine ordentliche Professur an die ETH Zürich an, der er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2017 treu blieb.François Diederich wurde sehr früh in seiner wissenschaftlichen Karriere bekannt durch die Synthese des Kekulens. Er studierte anschließend nichtkovalente Wechselwirkungen und hier besonders die hydrophoben Kräfte, die Moleküle vor allem in Wasser zusammenfinden lassen. Die Erkenntnisse daraus ermöglichten es ihm, Inhibitoren für medizinisch relevante Enzyme rational zu entwerfen. Sein großes Interesse an π-Systemen und Aromatizität, das durch die Untersuchungen am Kekulen geweckt wurde, führte ihn zur Chemie kohlenstoffreicher Moleküle und Materialien. Er war einer der Pioniere auf dem Gebiet der Fullerene mit ihrer „sphärischen Aromatizität“. Es gelang ihm, Trennverfahren vor allem für die höheren Fullerene zu finden, und es war François Diederich, der chemische Methoden entwickelte, mit denen C60 und die schwer zugänglichen höheren Fullerene regioselektiv mehrfach funktionalisiert werden können.Seine Interessen reichten von der Medizinalchemie bis zur Chemie organischer Materialien. Mit dem geübten Auge eines Chemikers und einer hervorragenden Übersicht über das Fach gelang es ihm immer wieder, auf beiden Gebieten Neues anzustoßen und neuen Themen Schub zu verleihen. So rückte er durch detaillierte physikalisch-chemische Experimente Phänomenen zu Leibe wie den Halogenbrückenbindungen oder Wechselwirkungen zwischen Fluoratomen von Wirkstoffen und entsprechenden Struktureinheiten der aktiven Tasche von Ziel-Enzymen. Die Daten wurden für Anwendungen wie die Entwicklung von Pharmazeutika nutzbar gemacht.Trotz seiner Verankerung in der Schweiz und seinen nie abgerissenen Verbindungen in die USA war François Diederich vor allem in Deutschland aktiv. Er leitete unter anderem die Evaluation des Fachs Chemie im Rahmen der Exzellenzinitiative, und sein wissenschaftlicher Rat begleitete die BASF durch seine 21-jährige Mitgliedschaft im Aufsichtsrat. Seine wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Leistungen für die Chemie wurden vielfach gewürdigt. Um nur zwei GDCh-Preise zu nennen: August-Wilhelm-von-Hofmann-Denkmünze (2006) sowie die Adolf-von-Baeyer-Denkmünze (2011).Ausgestattet mit eiserner Disziplin und mit enormem Fleiß wusste François Diederich doch auch zu leben. Er liebte als Borussia-Dortmund-Fan den Fußball und als Mensch, der stark französisch geprägt war, das gute Essen mit dem dazugehörigen Wein. Er war redegewandt und sehr unterhaltsam – ein großzügiger Mensch, der es liebte, mit anderen zu interagieren, und dem es leicht fiel, aufgrund seines reichhaltigen Lebens und seiner Erfahrung immer die passenden Worte zu finden.François Diederich hat sich unentwegt und mit großem Engagement für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses eingesetzt. Sein Wissen gab er in mehr als 800 wissenschaftlichen Publikationen weiter und zudem in zahllosen Vorträgen, Büchern und Übersichtsartikeln. Die GDCh, der François Diederich als Vorstand und Präsidiumsmitglied diente, verlieh ihm 2019 die Ehrenmitgliedschaft, eine Auszeichnung, die ihn mit großem Stolz erfüllte.Die europäische Chemie hat mit François Diederich einen charismatischen internationalen Spitzenforscher verloren.Thomas Carell, Carlo Thilgen, Helma Wennemers

Meldung

Nachruf: François Diederich (1952 – 2020)

Am 23. September 2020 verstarb François Diederich. Er war einer der weltweit versiertesten organischen Chemiker, dessen Rat sowohl in der akademischen als auch in der industriellen Welt gehört und geschätzt wurde. François Diederich wurde am 9. Juli 1952 in Ettelbrück in Luxemburg geboren. Er st...

Prof.Dr.

Am 19. Januar 2021 starb Manfred Regitz, emeritierter Professor für Organische Chemie an der TU Kaiserslautern.<div><img src="https://media.graphcms.com/kKzVXIqiSKGNd9mJ2KuE">

</div>Geboren im Jahr 1935 und aufgewachsen im saarländischen Karlsbrunn, studierte er von 1955 bis 1960 Chemie an den Universitäten Heidelberg und Saarbrücken. Er promovierte im Jahr 1962 bei Bernd Eistert über „Versuche mit Ketosulfiden und Ketosulfonen“. Bereits drei Jahre später habilitierte er sich. Bis dahin hatte Regitz das Syntheseprinzip der direkten Diazogruppenübertragung auf methylenaktive Verbindungen entwickelt, eine mittlerweile als „Regitz-Reaktion“ bekannte und als Zugang zur Diazofolgechemie weltweit genutzte Umsetzung.Im Jahr 1969 zunächst Assistenzprofessor, wurde er im Jahr 1971 C4-Professor für Organische Chemie an der neu gegründeten Universität Trier-Kaiserslautern. Ihm und seinen ebenfalls neu berufenen Fachkollegen oblag es, die Bauphase und Einrichtung der Laborgebäude zu begleiten und die Chemiestudiengänge auf den Weg zu bringen. In den Jahren 1975 bis 1981 war Regitz als Vizepräsident der Universität für das Ressort Bau und Entwicklung zuständig. In dieser Zeit entstand ein neues Chemiegebäude, das im Jahr 1983 bezogen wurde.Manfred Regitz‘ wissenschaftliches Werk war geprägt durch sein Interesse an der Chemie hochreaktiver, kleiner Moleküle aus verschiedensten Substanzklassen. Die frühen Arbeiten zur Synthese carbonyl-, phosphoryl- und sulfonylsubstituierter Diazoverbindungen boten einen Einstieg in die Carbenchemie und die Synthese von Fünfringheterocyclen auf dem Weg der 1,3-dipolaren Cycloaddition. Dieses Synthesekonzept hatte Rolf Huisgen bereits einige Jahre zuvor präparativ und reaktionsmechanistisch studiert. Praktische Anwendung fanden Regitz‘ Arbeiten in der Entwicklung azolidbasierter Acylierungs- und Phosphorylierungsreagenzien.In den frühen 1980er Jahren begann die Regitz-Gruppe, die Reaktivität von bis dahin als ungewöhnlich geltenden Mehrfachbindungssystemen des niederkoordinierten Phosphors zu studieren, insbesondere σ2,λ3-Phosphaalkenen und σ1,λ3-Phosphaalkinen. Sie entwickelten neue Reaktionen mit Phosphaalkenen und stellten Moleküle mit neuen Strukturen her, etwa Phosphatriafulvene und ein 1,3-Diphosphaisobenzol.Mit den σ1,λ3-Phosphaalkinen, deren Herstellung Sorgfalt und Geschick erforderte, entwickelte die Arbeitsgruppe eine vielfältige Folgechemie. Beispiele sind die thermische Cyclotetramerisierung von C-tert-Butyl-phosphaethin zu einem Tetra-tert-butyl-tetraphosphacuban sowie die Synthese von Phosphacyclobutadienen, Mono-, Di- und Tri-phosphabenzolen sowie Azaphosphabenzolen und deren Valenzisomeren, 1H-Phosphirenen und Phosphirenylium-Ionen. Allein aus diesem Forschungsgebiet sind etwa 170 Publikationen hervorgegangen Der komplexchemische Teil dieser Arbeiten resultierte aus der langjährigen Kooperation mit Paul Binger (Max-Planck-Institut für Kohlenforschung, Mülheim/Ruhr) und Fritz Preuss (Kaiserslautern). Zusammen mit Otto J. Scherer etablierte Regitz im Jahr 1992 das DFG-geförderte Graduiertenkolleg „Phosphor als Bindeglied zwischen verschiedenen chemischen Disziplinen“.In einem Umweltschwerpunkt widmete sich Regitz zusammen mit Kollegen des Fachbereichs Maschinenbau in den 1990er Jahren der NOx-Minimierung in den Abgasen von Dieselmotoren, unter anderem durch den Einsatz von Harnstoff.Das wissenschaftliche Werk Manfred Regitz‘ dokumentieren rund 420 Originalpublikationen sowie 45 Übersichtsartikel, Aufsätze und Buchbeiträge. Drei Monographien mit ihm als Autor oder Mitherausgeber sind bis heute Standardwerke. Von 1993 bis 1997 war Regitz Hauptherausgeber der Zeitschrift Synthesis, zudem hat er mehrere Bände desLehrbuchs Houben-Weyl herausgegeben und wirkte über Jahre im Herausgebergremium der Reihe Science of Synthesis und des Römpp-Chemielexikons mit. Die GDCh ehrte sein wissenschaftliches Lebenswerk im Jahr 1999 mit der Adolf-von-Baeyer-Denkmünze.Manfred Regitz war ein beliebter akademischer Lehrer; seine mehrfarbigen und strukturierten Tafelbilder waren ein optischer Genuss. Mit seinem grenzenlosen Optimismus und seiner Begeisterung für die wissenschaftliche Arbeit konnte er seine vielen Mitarbeiter immer wieder motivieren, über 140 von ihnen führte er zur Promotion. Er war ein überaus geschätzter Kollege und ein charmanter Gastgeber. Die ihn gekannt haben, werden ihm ein ehrendes und respektvolles Andenken bewahren.Gerhard Maas, UlmHeinrich Heydt, Kaiserslautern

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Nachruf: François Diederich (1952 – 2020)

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