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Prof.Dr.

Am 21. Juli 2021 verstarb Gottfried Huttner, Professor für anorganische Chemie, wenige Wochen vor seinem 84. Geburtstag. In der Chemie war er seiner Zeit oft weit voraus.
Gottfried Huttner war eine der markantesten Persönlichkeiten der GDCh, deren Vorstand er vier Jahre lang angehörte. Geboren in eine Chemikerfamilie in Ludwigshafen wuchs er in Burghausen auf und hat bis zu seinem Tod das Bayrische in seinem Herzen und Wesen bewahrt.<div><img src="https://media.graphcms.com/ldgB0LhZTyazQOOr2dBJ">

</div>Nach dem Abitur studierte Huttner an der TU München zunächst Mathematik und Physik, wechselte dann zur Chemie und promovierte im Jahr 1966. Im Jahr 1972 habilitierte er beim Nobelpreisträger Ernst-Otto Fischer. Nach mehreren Jahren als Lehrstuhlinhaber an der Universität Konstanz folgte er im Jahr 1986 einem Ruf an die Universität Heidelberg, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2005 tätig war.Schon in der Münchner Zeit entwickelte und nutzte Huttner die Röntgenstrukturanalyse, ohne die die moderne Chemie nicht denkbar wäre. Die Ästhetik molekularer Architekturen war ihm ebenso wichtig wie ihre Funktionalität und das Erkennen von Strukturmustern. Seine Konstanzer Arbeiten sind geprägt von π- und Mehrfachbindungssystemen vornehmlich der Pentele, welche er auch in Übergangsmetallsphären stabilisierte. Er war damit seiner Zeit voraus, heute werden niedervalente Hauptgruppenelementmoleküle verstärkt erforscht.Es folgte der Übergang zur Clusterchemie. Neben der Synthese untersuchte er Kinetik und Elektrochemie, um Mechanismen aufzuklären (How they do it!).Mit dem Wechsel nach Heidelberg erweiterte er seine Forschung um supramolekulare und bioinspirierte Koordinationschemie sowie um Untersuchungen mit theoretischen Methoden. Das Ligandensystem Triphos verbinden Anorganiker mit dem Namen Huttner. Er hat das Potenzial dieser Ligandenklasse zum Aufbau funktionaler Moleküle systematisch ausgelotet und dabei immer wieder Neues entdeckt.Seine Arbeiten haben weltweit Anerkennung gefunden. Huttner wurde im Jahr 1992 mit dem Alfred-Stock-Preis der GDCh geehrt, und er hatte Gastprofessuren in Straßburg, Helsinki, Bordeaux und Paris inne. Später entwickelte Huttner besonderes Interesse an Modellen zum Verständnis der Strukturvorhersage. Ihm war wichtig, alle eingesetzten Methoden zu verstehen und selbst weiterzuentwickeln. Genetische Algorithmen, damals noch Neuland, faszinierten ihn, und er implementierte neuronale Netze, um grundlegende Prinzipien der Chemie aufzudecken.Nicht nur als Forscher und Lehrer war Huttner prägend. Er war ein Mensch mit einem ausgesprochenen Sinn für Gerechtigkeit, der stets das Ganze im Blick behielt.Oberflächlichkeit war für Huttner ein rotes Tuch. Vehement focht er dafür, dass die Universität eine Stätte der Bildung bleibt. Er scheute keine Mühe, wenn es darum ging, sich für andere und eine gute Sache stark zu machen. Mehrere Graduiertenkollegs und Sonderforschungsbereiche in Heidelberg trugen seine Handschrift.Legendär war die besondere Atmosphäre in der Arbeitsgruppe Huttner – nicht nur bei Skitouren, Bergwanderungen und Feiern mit dichterisch verfassten Promotionsgesängen. Gottfried Huttner war ein empathischer Mentor – für die beinahe 80 Doktorand:innen, die unter seiner Anleitung promoviert haben, und auch für die Autor:innen dieses Nachrufs, die bei ihm ein äußerst stimulierendes Umfeld für den Beginn ihrer unabhängigen Karrieren fanden. Sein unverblümter Rat war wertvoll, immer zielführend und war charakteristisch für die „Huttner-Schule“. Noch heute fragt sich der eine oder die andere von uns in mancher Situation: „Was hätte GH wohl nun gemacht?“Nach seiner Emeritierung hat Gottfried Huttner mit der für ihn typischen Tatkraft und Energie seine vielfältigen Interessen ausgelebt. Er studierte bildende Kunst an der Kunstakademie Mannheim und widmete sich mit Hingabe der Malerei. Er erwarb das Vordiplom in Geologie und studierte die türkische Sprache und Kultur.Mit Gottfried Huttner haben wir einen brillanten Wissenschaftler, geschätzten Mentor und einzigartigen Menschen verloren. Wir vermissen ihn und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.Thomas Fässler, Katja Heinze, Heinrich Lang, Christian Limberg, Franc Meyer

Meldung

Nachruf: Gottfried Huttner (1937 – 2021)

Am 21. Juli 2021 verstarb Gottfried Huttner, Professor für anorganische Chemie, wenige Wochen vor seinem 84. Geburtstag. In der Chemie war er seiner Zeit oft weit voraus. Gottfried Huttner war eine der markantesten Persönlichkeiten der GDCh, deren Vorstand er vier Jahre lang angehörte. Geboren in...

<h2>Nachhaltigkeit I: Plastikverpackungen – auch die Verantwortung des Verbrauchers</h2>Verkaufen, ohne sich vorher durch Berge von Plastikverpackungen wühlen zu müssen [Nachr. Chem. 2021, 69(9), 51] – das wünschen auch zum Beispiel die Obsterzeuger. Zum einen hält derLebensmitteleinzelhandel jedes Jahr neue Überraschungen seitens der Verpackungen bereit, mit dem Effekt, dass PE- oder PP-Schalen aus den letzten Jahren ungenutzt im Lager verbleiben. Die Frage „Wohin mit den ungenutzten, aber bezahlten Verpackungen?“ bleibt unbeantwortet. Zum Recycling könnte man sagen, ja natürlich, aber dann wurde Geld verbrannt, wenig nachhaltig (wahrscheinlich nicht nur aus meiner Sicht).Zum anderen trägt der Verbraucher auch eine nicht unerhebliche Mitschuld. Hierzu folgendes Erlebnis:Früher waren wir Mitglied in einer Erzeugergenossenschaft, das heißt der Erzeuger wurde verschlüsselt über eine Erzeugernummer an der Verpackung kenntlich gemacht. Wir wurden aufgefordert, eine gewisse Menge an Zwetschen in Zwei-Kilo-Körben anzuliefern, die nicht abgedeckt waren. Einige Tage später war ich zum Einkaufen in einem Geschäft und sehe als Blickfänger von Weitem genau solche Körbe. Bei näherem Hinsehen stellte ich zwei Dinge fest: Erkenntlich an der Erzeugernummer stammt die Ware aus unserem Betrieb, und zum Anderen war die Ware durchwühlt wie auf einem Grabschtisch bei Sonderaktionen. Dass dieses Verhalten der Qualität nicht gerade zugute kommt, also nicht nachhaltig ist, kann leicht nachvollzogen werden.Ergebnis: Jeder Verbraucher hat das Anrecht auf einwandfreie Ware, also muss man die Verpackung abdecken oder versiegeln (Top-Seal-Verpackungen sind sehr angesagt) oder in ein Plastiknetz oder -schlauch bringen, um die Ware vor unvernünftigen Verbrauchern zu schützen. Ich nenne dieses Ergebnis auch nicht nachhaltig.Es schließt sich aber auch ein Kreis zu den Unverpacktläden: Leider sind in der Vergangenheit viele Fachgeschäfte für Obst und Gemüse geschlossen worden, auch dies waren oft Unverpacktläden – unter dem Preisdruck des Lebensmitteleinzelhandels.Dies soll nun keine Verteufelung des Lebensmitteleinzelhandels sein, er versorgt nun mal nicht nur die Städte, sondern auch die ländliche Region, in der es Fachgeschäfte schon immer schwer hatten. Allerdings möchte ich an den Lebensmitteleinzelhandel appellieren, den Erzeugern die Möglichkeit zu geben, alle Verpackungen (also auch Pappverpackungen) des letzten Jahres aufbrauchen zu können – im Sinne der Nachhaltigkeit.Harald Wünsch<h2>Nachhaltigkeit II: CO2-neutral ist nicht gleich klimaneutral</h2>In den vergangenen Ausgaben gab es immer wieder Thematiken rund um Klimaneutralität, allerdings fehlt hier oft die Naturwissenschaftlichkeit.So wurde in der Aprilausgabe in einem Artikel von Peter Hartl der Aprilscherz vom klimaneutralem Wachstum gebracht. Der große Witz ist, dass es naturwissenschaftlich kein Wachstum geben kann, denn der 2. Hauptsatz der Thermodynamik belegt klar, dass es immer nur eine Verlagerung unter Verlusten gibt. Wenn man denn eine vollständige Bilanz aufstellt. Umweltkosten, wie etwa Klimakosten, werden dabei häufig nicht berücksichtigt, genauso wenig wie andere Formen der Ausbeutung.An anderer Stelle wurde synth. Kerosin mit Wasserstoff verglichen und dabei von klimaneutralem Flugverkehr geschrieben. Dabei kann Flugverkehr weder mit Wasserstoff, noch mit synth. Kerosin klimaneutral werden. In Flughöhe ist ein sehr trockener Bereich der Atmosphären, wenn man dort das Treibhausgas Wasser einbringt, hat dies eine erhebliche Klimawirkung. Zumal der Austausch zu anderen Bereichen der Atmosphäre langsam ist. Sowohl die Verbrennung von synth. Kerosin, als auch Wasserstoff setzt unweigerlich Wasser frei. Es verwundert mich, dass dies selbst chemisch gebildeten Menschen nicht bekannt ist. Bei synth. Kerosin kommen weitere klimawirksame Emissionen dazu.Klimaneutral am Boden ist vergleichsweise einfach und primär eine Kostenfrage, im Flugverkehr dagegen ist es mit heutiger Technik nicht möglich, klimaneutrale Flugzeuge zu bauen.Wegen der vorgenannten Zusammenhänge ist es auch extrem wichtig zwischen CO2-neutral und klimaneutral klar zu differenzieren. Es nützt nichts, wenn wir CO2-neutral sind, da viele Treibhausgase unberücksichtigt bleiben. Und man bedenke: Alle IR-aktiven Moleküle sind Treibhausgase.Ulrich Scharfenort<h2>Nachhaltigkeit III: Nachr. Chem. September 2021</h2>Die oben angesprochene Ausgabe ist ein extrem gelungenes Dokument. Normalerweise lese ich ein Heft nicht komplett in einem Rutsch. Wie Sie aber die SDGs zur Nachhaltigkeit quer durch das Heft gestaltet haben, ist so toll, dass ich diesmal nicht loslassen konnte. Es ist das Top-Thema dieser Zeit, hier in einer Top-Darstellung.Heinz Herzog<figure><img src="https://media.graphcms.com/zCimqvJTQGif687lBGj7"><figcaption><label>Abb. 1: </label></figcaption></figure>

Meldung

Nachruf: Gottfried Huttner (1937 – 2021)

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