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Ralf Steudel starb am 12. Februar 2021. Mit dem Lehrbuch „Chemie der Nichtmetalle“ schuf er einen Klassiker für die Ausbildung in anorganischer Chemie.
Ralf Steudel war ein neugieriger junger Mann aus einer Unternehmerfamilie in Kamenz/Sachsen, der früh auf eigenen Beinen stand. Mit 18 Jahren entschloss er sich, aus der noch jungen DDR nach West-Berlin „rüberzumachen“, um an der Freien Universität Berlin Chemie zu studieren. Die dabei entfachte Begeisterung für die Chemie ließ ihn seither nicht mehr los. Er wurde im Jahr 1965 von Peter W. Schenk an der Technischen Universität Berlin promoviert, wo er nach seiner Habilitation von 1969 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2003 als Professor für Anorganische Chemie forschte und lehrte.<div><img src="https://media.graphcms.com/4GnyeKI7QaCrJq2fdDnn">

</div>Ralf würde mir an dieser Stelle vehement widersprechen, denn er war auch darüber hinaus wissenschaftlich aktiv und als geschätzter Berater für Firmen tätig. Seine chemische Leidenschaft galt insbesondere der Chemie des Schwefels und Selens. Wie Anekdoten zahlreicher Freunde besagen, ist das „S“ im Namen Steudel synonym für Schwefel. Kein chemisches Element besitzt mehr allotrope Formen, und ebenso vielfältig war auch das wissenschaftliche Interesse Ralf Steudels, diesem Element auf die Spur zu kommen und Erkenntnisse auch praktisch nutzbar zu machen – beispielsweise indem er schwefelbasierte Batterien konzipierte, die Vulkanisation von synthetischem Kautschuk verbesserte, Erdgasentschwefelungsanlagen in Südafrika entwarf und Ideen entwickelte, um Umweltschäden durch Schwefelverbindungen in industriellen Prozessen zu vermeiden.In der Schwefelchemie hat Steudel Maßstäbe gesetzt, die in modernen Lehrbüchern der Anorganischen Molekülchemie nicht fehlen dürfen. Eine Auswahl aus der langen Liste seiner wissenschaftlichen Errungenschaften: die erstmalige Synthese und Charakterisierung von Schwefelsuboxiden wie SxO (x = 2, 6 – 10), neue cyclische Schwefelallotrope, die Aufklärung der Zusammensetzung flüssigen Schwefels mit HPLC und langkettiger und cyclischer Polysulfane. Steudel war es, der gezeigt hat, dass die typisch gelbe Farbe des herkömmlichen Schwefels nicht vom cyclo-S8 stammt, sondern von den wenig vorhandenen cyclo-S7-Molekülen.Ralf Steudel war ein begnadeter Didaktiker und Lehrbuchautor. Neben der Übersetzung und Erweiterung des Lehrbuchs für Anorganische Chemie von Huheey, Keiter und Keiter erschien im Jahr 1973 erstmals sein eigenes Lehrbuch „Chemie der Nichtmetalle“, das mehrfach aufgelegt wurde. Im letzten Jahr erschien es in Zusammenarbeit mit David Scheschkewitz auch in englischer Sprache.Ralfs wissenschaftliches Werk umfasst mehr als 300 Publikationen. Ihn ereilten zwei Rufe auf Lehrstühle in Westdeutschland, aber er blieb – zum Glück – seiner Berliner Heimat treu. Die zahlreichen wissenschaftlichen Aktivitäten Ralf Steudels haben eine Fülle von Kooperationen mit Arbeitsgruppen im In- und Ausland hervorgerufen. Diese führten auch zu Gastaufenthalten, darunter am Massachussetts Institute of Technology mit einem Karl-Winnacker-Stipendium und in Japan mit einem JSPS-Forschungsstipendium.Die besondere Wertschätzung unter den Kolleginnen und Kollegen seines Fachs zeigt sich vielleicht auf markanteste Weise an einem Alumosilikat-Mineral der Cancrinit Gruppe: Es weist eine SO3-reiche Beimischung von Sulfit und Sulfat auf und heißt: Steudelit.Vielleicht wichtiger als die bleibenden wissenschaftlichen Leistungen sind die gemeinsamen Erfahrungen und Inspirationen mit und durch Menschen, denen Ralf Steudel besonders nahestand, ja die er bis zuletzt verehrt und geliebt hat. Die gemeinsame Zeit mit ihm ist und bleibt ein Geschenk.Mit dem plötzlichen Tod Ralf Steudels am 12. Februar 2021 hat die wissenschaftliche Gemeinschaft einen Pionier der Anorganischen Molekülchemie verloren.Matthias Driess, Berlin

Meldung

Nachruf: Ralf Steudel (1937 – 2021)

Ralf Steudel starb am 12. Februar 2021. Mit dem Lehrbuch „Chemie der Nichtmetalle“ schuf er einen Klassiker für die Ausbildung in anorganischer Chemie. Ralf Steudel war ein neugieriger junger Mann aus einer Unternehmerfamilie in Kamenz/Sachsen, der früh auf eigenen Beinen stand. Mit 18 Jahren ent...

<h2>Gebt mir ein O</h2>In den Trendberichten Organische Chemie in der Märzausgabe der Nachrichten aus der Chemie [Nachr. Chem. 2021, 69(3), 38] hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen: Den Furanen in Abbildung 40 auf Seite 62 ist irgendwie der Sauerstoff abhanden gekommen.Sven Meyer-Ahrens<h2>Männer werden sprachlich unsichtbar gemacht</h2>Der Glaube der Nachrichten-Redaktion, durch das Zulassen der Gender-Doppelpunkte mehr (Geschlechter-)Gerechtigkeit zu erzeugen, ist irrig. Ob Gender-Sternchen, Gender-Doppelpunkte oder Ähnliches, ist dabei zweitrangig. Denn alle diese Elemente polarisieren und sind weder barrierefrei noch – da rein deutsche Phänomene – mit internationalem Sprachgebrauch kompatibel.In der Februar- und Märzausgabe wimmelt es nur so von Formen, bei denen die männlichen Beugungsendungen abgehackt werden: „Student:innen“, „Doktorand:innen“, „Organisator:innen“. Die korrekten männlichen Pluralformen wären hier „Studenten“, „Doktoranden“ bzw. „Organisatoren“ – es erscheinen aber nur noch die weiblichen Endungen. Eine solche Sprache, die männliche Formen verstümmelt und so Männer sprachlich unsichtbar macht, ist aber nicht (geschlechter)gerecht, sondern wird von mir und vielen anderen Menschen als diskriminierend empfunden.Um das besser zu verstehen, mache man einfach Umkehrproben – wie wäre es, wenn bei Frauen die letzten Buchstaben einfach weggelassen würden, d.h. wären Formen wie „die Ärzt:“ oder „die Chemikerinn:“ gerecht? Wohl kaum. Aber wenn das bei Frauen nicht geht, wieso soll es bei Männern zulässig sein?Diese Sprachform wird auch Frauen nicht gerecht, denn sie suggeriert auch bei tatsächlicher Unterrepräsentanz („Professor:innen“) ein in der Realität nicht existentes Ausmaß an Gleichstellung.Zudem wird auch keine Lösung für die zahlreichen generischen Feminina im Deutschen genannt, von „Person“ über „Laborfachkraft“ bis hin zu „Hebamme“. Warum soll ich als Mann generische Feminina akzeptieren müssen, wenn (einige) Frauen generische Maskulina für sich ablehnen? Oder erwarten uns demnächst auch „Laborfachkräft:eriche“? Wenn Nein: warum nicht?Alexander Börger<h2>Von Menschen und Nashörner:innen</h2>Seit „Seveso“ und „Thalidomid“ wurde die Chemie jahrzehntelang medial sehr erfolgreich als Synonym für Teufel, Tod und Siechtum präsentiert. Chemiefrei und ohne Zusatzstoffe garantiert ein langes Leben! Eventuell will die altehrwürdige GDCh sich nun lieb Kind machen, indem sie den neuesten Schlager der schrulligen Progressivindustrie aufgreift und mit einem Doppelpunkt „gendert“. Tatsächlich ist das moderne „gendern“ Ausfluss schweißtreibender Forschungen hochmotivierter Sozialwissenschaftler:innen, während die Chemie zu den bösen, den harten Naturwissenschaften zählt. Deshalb ist es höchste Zeit, sich anzubiedern! Sollte es vielleicht in Bälde nicht mehr „der Benzolring“ sondern „die Benzolring:in“ heißen, frei nach der Gaia-Hypothese, wonach das Unbelebte belebt ist und sich folglich sexistisch benachteiligt fühlen könnte, wenn nicht das politisch korrekte Geschlecht angewandt wird?Es sollte bekannt sein, dass 2019 die UN-Generalversammlung empfohlen hatte, die bisher im Völkerrecht verankerten Definitionen „weiblich“ und „männlich“ zu streichen und stattdessen das Verständnis des Begriffs „Geschlecht“ als „sozial konstruiert“ zu betrachten. Letztlich folgt diese Empfehlung Vorschlägen amerikanischer Sozialwissenschaftler:innen und Philosophen:innen wie Judith Butler. Man kann jetzt schon jede Wette eingehen: Das „Gendern“ wird sich gemäß dem Top-down-Modell gesellschaftspolitisch durchsetzen. Zunächst erscheint es absurd, durch ständiges Wiederholen und Rückkoppeln wird es mehr und mehr akzeptiert, schließlich Gewohnheit und danach Pflicht. Wer sich widersetzt, wird ausgegrenzt. Es geht zu wie im Theaterstück von Eugène Ionesco. Zunächst verwandelt sich nur ein Mensch in ein Nashorn, dann immer mehr, bis schließlich die Menschheit nur noch aus Nashörnern besteht.Heinz Hug<h2>Cis und Trans beim menschlichen Geschlecht</h2>Im Märzheft wird im Leitartikel [Nachr. Chem. 2021, 69(3), 3] und im Beitrag „Namen und Geschlechter im Wandel“ [Nachr. Chem. 2021, 69(3), 18] ein Thema behandelt, das in dieser Breite für meinen Geschmack nicht in eine Zeitschrift für Chemiker und Chemieinteressierte gehört. Außerdem ist doch nur ein zu kleiner Bruchteil der Menschheit betroffen, um dieses Thema für allgemeininteressant zu erklären.Cai von Rumohr<figure><img src="https://media.graphcms.com/gibibmDJSTaCinu6VA7i"><figcaption><label>Abb. 1: </label></figcaption></figure>

Meldung

Nachruf: Ralf Steudel (1937 – 2021)

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