Bildung + Gesellschaft

Promotions- und Nachwuchspreise für Biochemie | Frisch promovierte Biochemiker:innen oder Molekularbiolog:innen können sich auf zwei Promotionspreise bewerben: Der Bayer-Pharmaceuticals-Promotionspreis der Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie (GBM) und der GBM-Promotionspreis sind jeweils mit 1500 Euro dotiert. Wessen Promotion maximal acht Jahre zurückliegt, kann sich auf den Otto-Meyerhof-Preis bewerben. Dieser ist mit 5000 Euro dotiert.Bewerbungen sind jeweils bis zum 30. November möglich.<a href="https://gbm-online.de/de/studium-karriere/awards-prizes.html" target="_blank">gbm-online.de/de/studium-karriere/awards-prizes.html</a>Geld für Forschung zu Materialien und Reaktoren | Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat Sonderforschungsbereiche (SFB) zu Materialien und Verfahrenstechnik bewilligt. Ein Programm der Universität Mainz zu Defekten als Funktionsgebern in weichen Materialien erhält 8 Mio. Euro. Weiche Materialien finden sich in flexiblen Solarzellen, Windeln oder Membranen. Ein SFB in Bayreuth bekommt 11 Mio. Euro, um nanostrukturierte Materialien leistungsfähiger zu machen, beispielsweise für Batterien, Solarzellen und Brennstoffzellen. Die Verfahrenstechnik der TU Hamburg will in ihrem SFB Reaktoren entwickeln, die selbstständig Parameter erfassen und Reaktionsbedingungen anpassen.Mitochondrien, lebende Materialien und Beton | 44 Mio. Euro gibt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) für sechs Schwerpunktprogramme (SPP) aus, drei davon in den Naturwissenschaften. Gefördert wird Forschung zu lebenden Materialien, klimaneutralem Beton und Integration der Mitochondrien in das zelluläre Proteostase-Netzwerk. In SPP kooperieren Wissenschaftler:innen überregional und interdisziplinär miteinander. Die Förderung läuft zunächst drei Jahre mit Aussicht auf Verlängerung.Info der DFG: <a href="https://t1p.de/cgew2" target="_blank">t1p.de/cgew2</a>Auszeichnungen für Massenspektrometrie | Die Deutsche Gesellschaft für Massenspektrometrie (DGMS) vergibt den Mattauch-Herzog-Preis für Leistungen in der Massenspektrometrie. Forscher unter 40 Jahren können sich darum bewerben. Die Auszeichnung ist mit 12 500 Euro dotiert.Master- und Doktorabsolvent:innen, die Massenspektrometrie eingesetzt haben, können sich für den Wolfgang-Paul-Studienpreis bewerben. Der Preisträger oder die Preisträgerin erhält 7500 Euro.Kolleginnen und Mitarbeiter können Forscher:innen für den Preis Massenspektrometrie in den Biowissenschaften vorschlagen, der mit 5000 Euro dotiert ist.Bewerbungs- beziehungsweise Nominierungsschluss für alle drei Preise ist der 1. November.<a href="https://dgms.eu/de/auszeichnungen" target="_blank">dgms.eu/de/auszeichnungen</a>Luca Blicker

Meldung

Preise und neue Forschungsprogramme

Promotions- und Nachwuchspreise für Biochemie | Frisch promovierte Biochemiker:innen oder Molekularbiolog:innen können sich auf zwei Promotionspreise bewerben: Der Bayer-Pharmaceuticals-Promotionspreis der Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie (GBM) und der GBM-Promotionspreis sind jew...

Lena Daumann will als Professorin dazu beitragen, dass Forschung an der Universit&auml;t und Mutterschaft einander nicht ausschlie&szlig;en.
Chemikerin will Lena Daumann schon als kleines M&auml;dchen werden. Der Wunsch, Mutter zu sein, kommt erst viel sp&auml;ter dazu. Lange Tage im Labor, Chemikalien, mit denen Schwangere nicht arbeiten d&uuml;rfen, Konferenzen oder Vortr&auml;ge am Abend &ndash; Mutterschaft und Chemie lassen sich auf den ersten Blick nicht leicht vereinbaren. So soll es nicht bleiben, und dazu m&ouml;chte Daumann ihren Beitrag leisten.
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<figure><img alt="image" src="https://media.graphassets.com/pj2mXUPsRo6fa1J9lHVS" />
<figcaption><label>Abb.1: </label>Lena Daumann und ihr zweij&auml;hriger Sohn. Sie empfindet es als Privileg, dass sie forschen und gleichzeitig Mutter sein kann. (Foto: Privat)</figcaption>
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<h2 type="main">Freiheit</h2>
Daumanns Forschungsfeld, die bioanorganische Chemie, ist selbst wie eine Familie f&uuml;r sie geworden. Daumann berichtet von Bekannten, die ihre Kinder mit zu Tagungen nehmen: &bdquo;Es ist wunderbar, wenn es normaler wird, dass die Leute ihre Kinder mit zu Konferenzen bringen.&rdquo; Kinder von Kolleg:innen sieht sie so gro&szlig; werden. &bdquo;Es ist ein tolles Signal, Familienmenschen zu sehen, die Wissenschaftler:innen sind.&rdquo; Damit Chemie und Familie zusammen funktionieren, braucht es Angebote zur Kinderbetreuung auf Konferenzen oder familienfreundliche Vortragszeiten.
Daumann forscht an Bakterien, die seltene Erden zum Leben brauchen. Sie liebt die Detektivarbeit, die das noch junge Forschungsfeld mit sich bringt. Die Forschung bringt sie um die Welt: Gemeinsam mit ihrem Mann zieht sie nach dem Studium in Heidelberg nach Australien, um an der University of Queensland in der bioanorganischen Chemie zu promovieren. Sp&auml;ter ziehen beide in die USA, allerdings an Ost- und Westk&uuml;ste. Daumann forscht f&uuml;r ihren Post-Doc an der University of California in Berkeley. Eine Familie plant sie in dieser Zeit nicht. &bdquo;Ich habe die Freiheit sehr genossen, mich der Forschung widmen zu k&ouml;nnen.&rdquo;
<h2 type="main">Zuwachs f&uuml;rs Team</h2>
Als Professorin f&uuml;r anorganische Chemie an der Ludwig-Maximilians-Universit&auml;t M&uuml;nchen baut sie ab 2016 ihre eigene Arbeitsgruppe auf. W&auml;hrend ihre Forschung langsam auf eigenen Beinen zu stehen kommt, w&uuml;nscht sich Daumann ein Kind. &bdquo;Mein Mann und ich fanden es sch&ouml;n, wenn nach 18 Jahren noch jemand ins Team k&auml;me.&ldquo; Schon bevor sie es verk&uuml;ndet, wei&szlig; ihre Arbeitsgruppe, dass sie schwanger ist. &bdquo;Ich habe immer irgendwelche Ausreden erfunden, um nicht ins Labor zu gehen&rdquo;, erinnert sich Daumann. Sie empfindet es als Privileg, dass sie ihr Dasein als Mutter und ihre chemische Forschung vereinbaren kann. &bdquo;Es ist in meiner Position vorteilhaft, dass ich viele Dinge delegieren kann.&rdquo;
Aber Daumann muss auch lernen, nein zu sagen. &bdquo;Irgendwann muss ich schlafen&rdquo; stellt sie fest, und daf&uuml;r strukturiert sie ihren Tag sehr genau. Sie spricht von ihrem Budget, wenn sie sich &uuml;berlegen muss, wof&uuml;r sie Zeit hat. Sie vermisst es, nicht mehr auf jede Konferenz fahren zu k&ouml;nnen, &bdquo;das Netzwerken fehlt wahnsinning&rdquo;.
<h2 type="main">Strukturen &auml;ndern</h2>
Mit Unterst&uuml;tzung von Kolleg:innen und Familie hat Lena Daumann bisher alle H&uuml;rden &uuml;berwunden. Sie versucht, noch besser zu planen und sich gleichzeitig auf Unvorhergesehenes einzulassen. &bdquo;Ein krankes Kind, eine geschlossene Kita oder nur einen halber oder gar kein Betreuungsplatz sind f&uuml;r mich die gr&ouml;&szlig;ten Herausforderungen&ldquo;, sagt sie. Manchmal wird es doch eng: Am Tag, an dem dieses Gespr&auml;ch stattfindet, haben sowohl ihr zweij&auml;hriger Sohn als auch Daumann das Haus mit zwei unterschiedlichen Socken verlassen. &bdquo;Es gibt Schlimmeres&rdquo;, sagt Daumann und lacht.
Im Herbst wird sie mit ihrer Familie nach D&uuml;sseldorf ziehen und eine Stelle an der dortigen Universit&auml;t antreten. Daumann m&ouml;chte in ihrer Position das Mutterdasein in der Chemie erleichtern, altbekannte Strukturen k&ouml;nnen sich &auml;ndern: Mit familienfreundlichen Vortragszeiten, hybriden Veranstaltungen, Betreuungsangeboten auf Konferenzen oder den richtigen Voraussetzungen im Labor: Sie erz&auml;hlt von Baby-safe-Labs, die sie in ihrem neuen Lehrstuhl umsetzen will.1) Schwangere sollen so ohne gef&auml;hrliche Chemikalien und gegebenenfalls mit Hilfskr&auml;ften weiter im Labor arbeiten k&ouml;nnen, sofern sie das m&ouml;chten. &bdquo;Chemie studieren, promovieren oder Post-Doc sein sollte Kinderkriegen nicht ausschlie&szlig;en. Dann ist es auch an mir als Professorin, die Voraussetzungen daf&uuml;r zu schaffen.&rdquo;
Mit Lena Daumann sprach Alexandra Tietze.
<h2 type="main">INFO: Chemie und Elternschaft</h2>
In dieser Portr&auml;tserie spricht spricht das Team Chancengleichheit des Jungchemikerforums mit Chemiker:innen, die Elternschaft und Karriere in Studium, Forschung oder Industrie verbinden. Um Elternschaft in der Chemie und damit zusammenh&auml;ngende Problematiken sichtbar zu machen, berichten Eltern &uuml;ber ihre Erfahrungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Anregungen an <a href="mailto:chancengleichheit@jcf.io">chancengleichheit@jcf.io</a>
<ul class="references" cited="no" xml:id="nadc20234137665-bibl-0001">
<li xml:id="nadc20234137665-bib-0001">1 <a href="https://pubs.acs.org/doi/10.1021/acs.chemrestox.1c00380" target="_blank" rel="noopener">pubs.acs.org/doi/10.1021/acs.chemrestox.1c00380</a></li>
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