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<h2>Kaum zu widerstehen</h2><p>Versuchung. Von Florian Harms. Verlag Benevento, Elsbethen 2019. 448 Seiten, geb. 20 Euro.</p><p>ISBN 978–3–7109–0057–0</p><p>Krimi, Fantasyroman, Reisebeschreibung – alles in klarer Sprache und gewürzt mit geschichtlichen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Details. So lässt sich der Thriller, als den der Verlag das erste Buch von Florian Harms einordnet, beschreiben. Wie immer man es nennt, ich habe die 440 Seiten Versuchung nahezu verschlungen, so spannend und sprachlich angenehm zu lesen ist das Buch.</p><div><img src="https://media.graphcms.com/fdhtWkjPSpeqOza7LRY9">

</div><p></p><p>Den Inhalt verkürzt ein Protagonist im Buch zu „Ein verschollener Vater, der einen Geschmack sucht – starke Geschichte.“ Dem stimme ich zu, aber Harms, Chefredakteur bei <a href="https://t-online.de" target="_blank">t-online.de</a>, macht mehr daraus. Er hat Islam- und Politikwissenschaft in Freiburg im Breisgau und in Damaskus studiert und ist Mitautor des Bildbands „Kulinarisches Arabien“. Das alles spiegelt sich im Buch wider. Es enthält Rezepte, und ein Großteil der Jagd nach dem perfekten Geschmack findet im Orient statt. Auftraggeber des Detektivs, der die Geschmacksjäger jagen soll, ist ein Züricher Lebensmittelkonzern (Harms volontierte bei der Neuen Zürcher Zeitung).</p><p>Über Lebensmittel kommen wir zur Biotechnik, und in diesem Zusammenhang finden lesende Chemiker ein Stück Heimat: Sie wissen, wie viele Aromastoffe Kaffee enthält [Nachr. Chem. 2018, 66, 985]. Und sie wissen, dass sich manche Stoffe einfacher synthetisieren als aus dem Naturprodukt gewinnen lassen. Aber wissen sie auch, woher die Wörter Alkohol und Marzipan stammen? Harms hat ein paar Theorien dazu.</p><p>Die Buchcharaktere sind meistens eher freundlicher Natur, auch wenn einige auf die EU-Lebensmittelzusatzstoffverordnung nicht gut zu sprechen sind. Es gibt auch Tote – das bleibt bei einem Kriminalroman nicht aus –, aber am stärksten hat mich das Ambiente fasziniert; hier die ersten Sätze des Buchs als Kostprobe: „Unter Kerzenleuchtern glänzen die Speisen auf der Tafel. Orangen-Minz-Püree steht neben Taubenpastilla auf Marzipan, Meeraal mit Koriander neben Artischocken und Trauben. Grillfleisch verströmt Aromen von Zimt und Granatapfel, aus einem irdenen Topf duften Lamm, Aprikosen und geröstete Mandeln.“ Leckeres Lesen wünsche ich allen zu Weihnachten. MB</p>

Rezension

Rezension: Versuchung. Buch von Florian Harms.

Kaum zu widerstehenVersuchung. Von Florian Harms. Verlag Benevento, Elsbethen 2019. 448 Seiten, geb. 20 Euro.ISBN 978–3–7109–0057–0Krimi, Fantasyroman, Reisebeschreibung – alles in klarer Sprache und gewürzt mit geschichtlichen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Details. So lässt sich der T...

<h2>Chemie mit erweitertem Horizont</h2><p>Konfliktstoffe. Über Kohlendioxid, Heroin und andere strittige Substanzen. Von Jens Soentgen. Oekom-Verlag, München 2019. 286 Seiten, geb. 26 Euro. ISBN 978–3–86581–779–2</p><div><img src="https://media.graphcms.com/yl5zQE3dRGKOlkNaXmjT">

</div><p></p><p>Stoffe sind nicht nur einfach da, sie führen ein Eigenleben: Einmal in die Welt gesetzt, verbreiten sie sich und entfalten dort Wirkung, wo wir als naive Chemiker nicht damit rechnen. Das erzählt Jens Soentgen mit seinem Buch „Konfliktstoffe“. Die Konflikte und die Stoffe sind darin unerwartet und überraschen. So zeigt er im Kapitel über Stickstoff, dass bei den Berechnungen über den weltweiten Düngemittelbedarf von Anfang an eine Annahme als selbestverständlich galt, die so nicht stimmt: dass Weizen das wichtigste Grundnahrungsmittel sei.</p><p>Er beleuchtet den Umgang der Chemiker des 19. und frühen 20. Jahrhunderts mit der Entwicklung von Sprengstoffen sowie ihre Sicht auf Politik und Weltgeschehen. Er zeichnet nach, wie die Gesellschaft die Medikamente Aspirin und Heroin wahrgenommen hat und warum. Manchmal ist auch die Herkunft eines Materials eine andere, als überliefert. Das zeigt das Buch am Beispiel Kautschuk und dem mal herablassenden, mal romantisierenden Blick der Wissenschaftler und Wissenschaftshistoriker auf die Leistungen und Kenntnisse indigener Völker.</p><p>Jede Stoffgeschichte zeigt mehr als die Geschichte eines Stoffs. In dem Buch lernen wir etwas über unser Selbstverständnis als Chemiker und Europäer. Das regt an, Bekanntes zu hinterfragen.</p><p>Das Buch sei jedem Chemiker ans Herz gelegt. Auch wenn man nicht alle Ansichten des Autors teilt, etwa wenn er im Kapitel Kohlendioxid am 2-Grad-Ziel zweifelt, ist das Buch dennoch anregend und lehrreich. Nicht abschrecken lassen sollte sich der Leser von dem zähen Einstieg: Vorwort und Einstiegskapitel „Was sind Stoffgeschichten“ sind mühsam zu lesen. Der Autor erläutert hier langatmig, warum er das Buch so geschrieben hat, wie es ist. Dabei ist das überflüssig. Was er unter Stoffgeschichten versteht, ergibt sich aus dem Hauptteil des Buchs von selbst. Tipp der Rezensentin: Überblättern, gleich mit Kapitel 1 „Die Geschichte des N“ beginnen, hier wird es spannend.</p><p>FZ</p>

Rezension

Rezension: Versuchung. Buch von Florian Harms.

Kaum zu widerstehen

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