Chrissi Holzmann findet: Die beste Verpackung ist die, die gar nicht erst entsteht.
Deutschland ist nicht nur Recycling-Weltmeister, sondern auch Spitzenreiter in Sachen Abfallproduktion. Der Großteil unseres Hausmülls besteht au...
Von Wiley-VCH zur Verfügung gestellt
Verpackungen bieten viele Vorteile – und auch mit Verpackungen lässt sich nachhaltig konsumieren, meint Mara Hancker.
Verpackungen genießen keinen guten Ruf. Erst recht nicht, wenn sie aus Kunststoff sind. Kritik entzündet sich meist am Lebensende der Verpackung, wenn sie nicht recycelt oder im schlimmsten Fall in die Umwelt entsorgt wird. Mit der Schutzfunktion von Verpackungen und ihrem Beitrag zum Klimaschutz oder unserem Konsumverhalten – kein Produkt, keine Verpackung – setzen wir uns dagegen selten oder nur sehr ungern auseinander.
Geht es jedoch darum, nachhaltig zu konsumieren, ist die Verpackung der Produkte entscheidend: Sie verhindert, dass Produkte beschädigt oder verschmutzt werden und sorgt für gleichbleibende Qualität. Kunststoffe beispielsweise schützen vor Feuchtigkeit und Sauerstoff und sind flexibel an die Form der Produkte anpassbar. So lassen sich mit der richtigen Verpackung Lebensmittelabfälle vermeiden. Der Studie „Stop waste – Save food“ des österreichischen Beratungsunternehmens Denkstatt zufolge könnte eine Verdoppelung der Mindesthaltbarkeit die Abfallrate im Handel um etwa 40 Prozent senken – ein bedeutender Aspekt, soll weniger Nahrung verschwendet werden.
Nichtsdestotrotz haftet Verpackungen gerade im Zusammenhang mit Lebensmitteln immer noch der Ruf an, einen ungünstigen CO2-Fußabdruck aufzuweisen. Verpackungen verursachen tatsächlich aber etwa nur 1,5 bis 2 Prozent des Klimafußabdrucks europäischer Konsument:innen, Lebensmittelverpackungen zirka 0,7 Prozent. Im Gegensatz dazu entfällt der größte Anteil des Gesamtklimaabdrucks auf Konsum, Verkehr, Heizung und Ernährung. Hinzu kommt: Laut Denkstatt-Studie stammen im Durchschnitt nur etwa 3 bis 3,5 Prozent der Klimawirkungen verpackter Lebensmittel von der Verpackung, der Rest entsteht durch die Produktion und Distribution des Lebensmittels selbst. Dass die Passionsfrucht eingeflogen wird, stört weniger als ihre Verpackung. Wasser aus Frankreich? Gerne, auch in schweren Glasflaschen. Und bei Salatgurken, die wir ganzjährig im Supermarkt erwarten, kümmert uns die Anreise aus Südeuropa weniger als die Folie. Dabei sorgt die dafür, dass die Gurken überhaupt verkaufsfähig bei uns ankommen. Denn was optisch qualitativ nicht überzeugt, kaufen wir nicht. Auch die Politik macht einen Bogen um die notwendige Konsumdebatte, mit der anders als mit einem Verbot von Plastikverpackungen oder einer Plastiksteuer keine Wählerstimmen gewonnen werden.
Das soll nicht heißen, dass Lebensmittelverpackungen nicht auch Möglichmacher eines konsumintensiven Lebensstils wären. Zu lange stand die Leistungsfähigkeit von Verpackungen im Vordergrund, bis auch das Lebensende und vor allem die Recylingfähigkeit und der Rezyklateinsatz in den Fokus rückten. Hier holt der Kunststoff gerade kräftig auf. Eco-Design ist der Schlüssel. Doch sind es nicht nur Ökobilanzen, mit denen Verpackungen überzeugen. Auch die Sicherheit für Verbraucher:innen spielt eine große Rolle. Materialien und Gegenstände für den Lebensmittelkontakt sind nach guter Herstellungspraxis so herzustellen, dass sie unter normalen oder vorhersehbaren Verwendungsbedingungen keine Bestandteile auf Lebensmittel in Mengen abgeben, die die menschliche Gesundheit gefährden. Und doch halten sich hartnäckig Vorurteile gegenüber schädlichen Verpackungen.
Aber so lange wir unsere Art zu leben, zu arbeiten, zu konsumieren nicht massiv ändern, wären wir unter ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten falsch beraten, auf Verpackungen zu verzichten. Unsere Position lautet daher ganz klar: so viel Verpackung wie nötig – so wenig wie möglich. Und wo es die besonderen Eigenschaften des Kunststoffs nicht braucht, sollten wir ihn auch nicht nutzen.
Mara Hancker ist seit dem Jahr 2018 Geschäftsführerin Kommunikation der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen. Sie studierte an der Universität Bremen Germanistik und Wirtschaftswissenschaft. Für Aktionen wie den „Newsroom.Kunststoffverpackungen“ wurde die IK von der Deutschen Gesellschaft für Verbandsmanagement ausgezeichnet.
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