Industrie & Technik

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Starkes Interesse von strategischen wie von Finanzinvestoren, hohe Bewertungsmultiplikatoren und niedrige Finanzierungskosten – diese Kriterien fördern die Zusammenschlüsse und Akquisitionen (merger and acqusitions, M+A) im internationalen Chemiemarkt.<h2>Spezialchemie in den USA</h2>Am 5. April verkündete Quaker Chemical, ein börsennotierter US-Hersteller von Spezialchemikalien, den Zusammenschluss mit Houghton International, einem US-Hersteller von Metallbearbeitungsflüssigkeiten. Durch den Merger steigt die Unternehmensbewertung von Houghton International auf 1,4 Mio. US-Dollar (USD) oder 11,8 × Ebitda, dem Gewinn vor Zinsen, Steuern sowie Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände (earnings before interest, taxes, depreciation and amortization, Ebitda). Nach der Veröffentlichung des Zusammenschlusses stieg der Kurs der Quaker-Aktie um 7,6 Prozent.Das US-amerikanische Gesundheits- und Feinchemieunternehmen Pharmachem wurde im Zuge der am 17. April verkündeten Akquisition durch Ashland auf ähnlich hohem Multiplikatorennivau (10,5 × Ebitda oder 660 Mio. USD) bewertet.1) Ashland’s Aktienkurs stieg um 2 Prozent.Die Aktie von KMG Chemicals, einem US-Anbieter von Spezialchemikalien, stieg nach der Übernahme von Flowchem, einem US-Anbieter von Rheologieadditiven, für 495 Mio. USD oder 11,5 × Ebitda um 7,8 Prozent.1)Basierend auf dem Wirtschaftsaufschwung und dem ökonomischen Umfeld ist die M+A-Aktivität in den USA hoch. Zudem bieten die wachsende Schiefergasproduktion und nach wie vor niedrigen Ölpreise zahlreiche Möglichkeiten für Unternehmenskäufe mit guten Bewertungsniveaus zu relativ geringen Kaufpreisen, vor allem bei Ölfeldchemikalien. So hat etwa Clariant, der diversifizierte Spezialchemiekonzern mit Sitz in der Schweiz, im Oktober 2016 zwei US-Unternehmen für Ölfeldchemikalien für zirka 360 Mio. USD erworben. Nach dem Zusammenschluss repräsentiert die Gruppe etwa 17 Prozent des US-amerikanischen Markts und positioniert sich somit als drittgrößter Marktteilnehmer hinter Nalco/Champion und Baker Hughes.1)<h2>Japan will nach Europa</h2>Vor allem japanische Chemieunternehmen erscheinen zunehmend auf dem europäischen M+A-Parkett. Japanische Chemiedistributoren und -produzenten wollen zum Beispiel Zugang zu Technologien und Kunden erwerben, wobei sie Investitionen in Europa oft aufgrund des starken Dollars präferieren.Zudem ist das Bewertungsumfeld in Europa tendenziell käuferfreundlicher als in den USA. Grund für die im Durchschnitt niedrigeren Unternehmensbewertungen in Europa sind die hiesigen Banken, die als wenig aggressiv gelten. Das bedeutet, dass sie relativ günstige Akquisitionsfinanzierungen mit einem geringen Verschuldungsgrad – das Verhältnis von Eigen- zu Fremdkapital – bieten. Wenn also Fremdkapitalanbieter verhältnismäßig weniger Fremdkapital für eine Transaktion anbieten, also weniger aggressiv sind, sind die Kaufpreise im Durchschnitt auch niedriger. Daher sind hohe Transaktionswerte in Europa seltener zu beobachten.So akquirierte Sojitz, ein japanischer Hersteller und Händler von Petrochemikalien, im Februar den deutschen Chemiedistributor Solvadis; zu welchem Preis ist nicht bekannt.Aufgrund von Konsolidierungstendenzen erscheint auch der intraasiatische M+A-Markt sehr aktiv, vor allem in China.<h2>Farben und Lacke</h2>Intensive Großübernahmegespräche gab es offenbar im ohnehin umkämpften Farben- und Lackmarkt, nämlich zwischen dem US-amerikanischen Konzern PPG Industries und dem in den Niederlanden ansässigen Unternehmen Akzonobel. Mehrmals versuchte PPG den niederländischen Konzern zu übernehmen und bot dazu eine Prämie von 50 Prozent auf den Aktienpreis vor Veröffentlichung. Trotzdem wies Akzonobel jedes Angebot zurück, was PPG dazu zwang, die Übernahmeversuche Ende Mai vorerst einzustellen. In den darauf folgenden sechs Monaten durfte PPG keine weiteren Akquisitionsversuche unternehmen.<h2>Der Einfluss von Megadeals</h2>Zurzeit treiben einige Megadeals die M+A-Aktivität im Chemiemarkt voran. Umsatzwachstum ist wegen des Reifegrads und die Konzentration von Marktanteilen in den Kerngeschäften großer Konzerne schwer organisch zu erreichen. Oft sind beispielsweise Märkte von Agrochemikalien, Düngemitteln, Industriegasen und Lacken involviert, in denen die fünf größten Marktteilnehmer zum Teil mehr als 50 Prozent des Markts abdecken. So führt der im zweiten Quartal verkündete Merger zwischen dem US-börsennotierten Chemiekonzern Huntsman und Clariant zur Bildung eines etwa 20 Mrd. USD großen Anbieters für Spezialchemikalien.<h2>Weitere Einflussfaktoren</h2>Wenn die Weltwirtschaft wächst, erscheint es Unternehmen weniger notwendig, durch Aufkäufe zu wachsen, und die Märkte konsolidieren sich nicht. Steigende Zinssätze, wie sie zu erwarten sind, werden den Zugang zu günstigen Finanzierungsquellen speziell für Großtransaktionen verschlechtern.Obwohl der Verschuldungsgrad im Chemiemarkt zurzeit noch niedrig und der Zugang zu Kapital grundsätzlich kein Hindernis ist, sind teilweise niedrige Bargeldbestände zu beobachten, besonders in Sparten wie Düngemittel und anorganische Chemikalien.Die Akquisition signifikanter Anteile des Gummigeschäfts von Lanxess (Deutschland) sowie des Polyolgeschäfts von Novomer (USA) durch Saudi Aramco (Saudi-Arabien) sind beispielhaft für die Entwicklung eines weiteren Trends im Chemie-M+A-Markt: Produzenten aus nichtwestlichen Märkten wie China, Indien und dem Nahen Osten beteiligen sich verstärkt an grenzüberschreitenden M+A-Aktivitäten, um Marktpositionen und Technologien zu gewinnen und sich zu diversifizieren.Bernd Schneider ist Kaufmann sowie promovierter Chemiker und verantwortet global den Bereich Chemie der Investmentbank Alantra Group. <a href="mailto:bernd.schneider@alantra.com">bernd.schneider@alantra.com</a> Benjamin Mehran und Florian Kofler sind Mitarbeiter der Alantra Group. Diese ist auf Finanzprodukte und Dienstleistungen für den Mittelstand fokussiert und berät insbesondere bei grenzüberschreitenden Transaktionen.<h2>Mehr Transaktionen: Feinchemie und Lohnhersteller</h2>Die große Menge an Unternehmensaufkäufen und Zusammenschlüssen in der chemischen Industrie führt nach der Beratungsgesellschaft Roland Berger zu einer Konsolidierung bei der Auftragsfertigung. Ein erstes Zeichen dafür könnte die Akquisition der kanadischen Patheon durch den Gerätehersteller Thermo Fisher Scientific sein. Weitere Ankündigungen von Übernahmen sind bei den Lohnherstellern zu erwarten.Die Feinchemie ist ein segmentübergreifender Markt mit einem Volumen von 120 Mrd. Euro: 70 Prozent davon sind pharmazeutische Zwischenprodukte, 9 Prozent Agrochemikalien. Der Anteil der Lohnhersteller liegt hier zwischen 40 und 50 Prozent. Sie produzieren zum Teil nicht nur, sondern entwickeln auch neue Produkte und überwachen regulatorische Anforderungen. Der überwiegende Teil der Lohnhersteller sind kleine spezialisierte Betriebe mit Marktanteilen von 1 bis 2 Prozent. Zu den Großen gehören die Schweizer Lonza für pharmazeutische Zwischenprodukte und die Lanxess-Tochter Saltigo bei Agrochemikalien. Dazu kommen Pharmaunternehmen wie Boehringer Ingelheim und Sanofi, die Auftragsfertigung anbieten. Die zehn größten haben dabei zusammen weniger als 50 Prozent Marktanteil (Grafik).Im Jahr 2016 gab es in der Chemie- und Pharmaindustrie etwa 740 abgeschlossene und angekündigte Transaktionen. Im Jahr 2017 ist mit einer ähnlichen Zahl zu rechnen. Die Summe der Transaktionswerte wird nach Roland Berger aber wohl geringer sein als 2016. Denn damals machten die drei angekündigten Megadeals von Chemchina und Syngenta, Bayer und Monsanto sowie Linde und Praxair etwa 80 Prozent des gesamten Volumens von 198 Mrd. US-Dollar aus. Ähnliches ist dieses Jahr nicht zu erwarten. MBMarktanteil der Lohnhersteller nach Umsatz im Jahr 2016. <named-content>Quelle: Chemanager</named-content><h2>Quergelesen</h2>Obwohl Chemieunternehmen zurzeit hoch bewertet sind, steigen die Aktienkurse nach Unternehmenskäufen.Produzenten aus nichtwestlichen Märkten wie Japan, China und Indien kaufen europäische Unternehmen, um Know-how und Kunden zu gewinnen.

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Transaktionen: von Ost nach West

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Die Fischer-Tropsch-Technik (Kasten) von Ineratec, einer Ausgründung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), synthetisiert Kraftstoffe in kompakten Anlagen (Abbildung 1). Die Rohprodukte sind gesättigte aliphatische und hauptsächlich unverzweigte Kohlenwasserstoffe. Als Prozessedukte dienen Wasserstoff und eine Kohlenstoffquelle. Der Wasserstoff stammt dabei zum Beispiel aus der Elektrolyse von Wasser. Als Kohlenstoffquelle eignet sich idealerweise das Treibhausgas Kohlendioxid. Dieses lässt sich entweder aus Biomasse – etwa durch Vergären, aus industriellen Abgasen oder aus der Umgebungsluft gewinnen.<figure><img src="https://media.graphcms.com/IOw0VeFQ76M5lJ4kr7cB"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Die Gründer der Ineratec, von links: Philipp Engelkamp, Tim Böltken, Paolo Piermartini. <named-content>Foto: Ineratec</named-content></figcaption></figure>
Die so erzeugten reinen und aromatenfreien Kohlenwasserstoffe haben den Vorteil, dass sie sich in eine bereits vorhandene Infrastruktur einbinden lassen und rohölbasierte Kraftstoffe wie Benzin, Diesel und Kerosin ersetzen. Diese synthetischen Kohlenwasserstoffe lassen sich zudem in der chemischen Industrie verwenden.Zurzeit erproben zwei Partnerprojekte die gesamte Technik mit dem Ineratec-Verfahren als Herzstück im Pilotmaßstab: Soletair und Energy Lab 2.0.1,2) Weitere Projekte sollen noch in diesem Jahr folgen.<h2>Die Fischer-Tropsch-Technik</h2>Die Fischer-Tropsch(FT)-Synthese ist eine heterogen katalysierte Reaktion zur Umsetzung von Synthesegas, einem Gemisch aus CO und H2, in hauptsächlich flüssige und feste Kohlenwasserstoffe. Es entstehen hochreine Alkane, Olefine und Oxygenate. Die Reaktionen ähneln einer Polymerisation:n CO + (2n+1) H2 → CnH2n+2 + n H2On CO + 2n H2 → CnH2n + n H2On CO + 2n H2 → CnH2n+1OH + (n-1) H2ODie Reaktionen sind stark exotherm und besitzen eine Reaktionsenthalpie von zirka –165 kJ·mol–1 pro umgesetztes CO. Eine effiziente Wärmeabfuhr im chemischen Reaktor ist daher zwingend notwendig, um Temperaturspitzen und damit ein geringeres Kettenwachstum zu vermeiden.Die konventionelle FT-Technik bietet eine gute Wärmeabfuhr durch Suspendieren des Katalysators in einer großen Menge an flüssigem Reaktionsprodukt. Dies bedeutet lange Anfahrzeiten (mehr als eine Woche) und enge Betriebsfenster, da die Flüssigphase bereits zu Beginn vorgelegt werden muss. Zudem müssen die feinen Katalysatorpartikel wieder von den Produkten getrennt werden. In einer dynamischen Anwendung lässt sich diese Technik daher nur schwer umsetzen. Helfen können kompakte Reaktoren, die auf Mikrostrukturtechnik basieren.<h2>Kraft- und Kunststoffe aus Wasser und Luft</h2>Das Soletair-Projekt soll zeigen, wie sich Kraft- und Kunststoffe mit erneuerbarer Energie aus Luft – genauer gesagt, aus dem darin enthaltenen CO2 – herstellen lassen.Die Kraftstoffsynthese stammt dabei von Ineratec. Sie ist in einen Anlagenverbund integriert, der mit Photovoltaik Energie liefert, mit Elektrolyse Wasserstoff erzeugt und eine Kohlendioxidabscheidung aus der Luft enthält. Damit ist die komplette Wertschöpfungskette von Sonnenenergie, Wasser und Luft bis zum Produkt an einem Standort abgebildet. Im Juni wurde dieser Anlagenverbund in Finnland eingeweiht (Abbildung 2).3)<figure><img src="https://media.graphcms.com/xMKrBXyR5utfFDqeIXw9"><figcaption><label>Abb. 2: </label>Containerisierte Anlage zur Umwandlung von H2 und CO2 in synthetische Kohlenwasserstoffe in Finnland. <named-content>Foto: Ineratec</named-content></figcaption></figure>
Zwischen Ineratec, dem KIT und dem technischen Forschungszentrum Finnlands (VTT), das die Kohlenstoffdioxidabscheidung beisteuerte, besteht eine langjährige Kooperation. Die Elektrolyse- und die Photovoltaikanlage entwickelten Wissenschaftler der Technischen Universität im südostfinnischen Lappeenranta.<h2>Energieansätze und -netze</h2>Einen ähnlichen, aber weiter reichenden Anspruch hat das Energy Lab 2.0: Das Projekt soll eine großskalige Forschungsinfrastruktur errichten. Beteiligt sind drei Helmholtz-Zentren: das KIT, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie das Forschungszentrum Jülich (FZJ). In der Infrastruktur soll erforscht werden, wie die Komponenten künftiger Energiesysteme zusammenarbeiten; zudem sollen neue Ansätze realitätsnah erprobt werden, welche die Energienetze stabilisieren.Ein Anlagenverbund verknüpft elektrische, thermische und chemische Energieströme mit neuen Informations- und Kommunikationstechniken. Ziel der Forschungsarbeit ist es, Transport, Verteilung, Speicherung und Nutzung des Stroms zu verbessern und damit die Grundlage für die Energiewende zu schaffen.Die Technik von Ineratec liefert dabei wieder den Baustein, um fluktuierend erzeugten Wasserstoff und Kohlendioxid – oder ein synthesegasähnliches Produkt aus der Biomassevergasung – umzuwandeln. Die derzeit im Detail-Engineering befindliche Anlage bildet die Brücke zwischen dem erneuerbaren Strom und dem Kraftstoff Kerosin; dies wird als Sektorkopplung bezeichnet. Am Tag erzeugt die Anlage dann zirka 300 Liter Rohprodukt. Aufgrund des weit fortgeschrittenen Projektstatus, geht Ineratec davon aus, dass es bis zur Marktreife weniger als ein Jahr dauern wird.<h2>Hohe Wärmeübertragung und kleine Reaktoren</h2>Die neuen Anlagen für synthetische Kraftstoffe vereinen zwei Grundsätze zur Prozessführung: Zum einen beruhen sie auf neuartigen Reaktoren mit spezifisch hohen Wärmeübertragungsleistungen; diese erlauben grundsätzlich hohe Umsätze pro Reaktordurchgang. Zum anderen sind dadurch die darauf aufbauenden Prozesse einfacher als bei der konventionellen Technik. Denn die kompakten Reaktoren besitzen kurze An- und Abfahrzeiten von wenigen Stunden und lassen sich zudem lastflexibel betreiben; das Katalysatorfestbett eignet sich für hochaktive industrielle Katalysatoren, und es ist nicht notwendig, das Produkt vom Katalysator zu trennen. Damit verbunden lässt sich in der prozessinternen Trenntechnik Energie sparen.Die hohen Wärmeübertragungsleistungen entstehen, da der Reaktionsraum besonders strukturiert ist und der Prozessdampf mit Mikrotechnik übertragen wird.Als Nebeneffekt der hohen Wärmeübertragungsleistungen ergeben sich spezifische, am Durchsatz gemessene, um den Faktor 80 kleinere Reaktoren als bei der konventionellen Fischer-Tropsch-Technik. Dies wiederum ermöglicht Anlagen mit einer Produktionskapazität von bis zu 1600 Litern pro Tag in nur einem transportablen und schlüsselfertigen Seecontainer. Dies entspricht je nach Gesamtprozesskette bis zu 1 MW elektrischer Leistung, um Wasserstoff elektrolytisch zu erzeugen.Um H2 und CO2 umzuwandeln, wird zunächst eine reverse Wassergaskonvertierung durchgeführt: Das Kohlendioxid wird mit einem Teil des Wasserstoffs zu Kohlenmonoxid reduziert. Das dabei gebildete Wasser wird kondensiert und entfernt. Die anschließende Fischer-Tropsch-Synthese ähnelt einer Polymerisationsreaktion. Aus H2 und CO in einem Wasserstoff-Kohlenstoffverhältnis von etwa zwei können Kohlenwasserstoffketten mit einer C-Zahl von bis zu 100 und mehr entstehen.<h2>Fast abgasfrei</h2>Da der Wasserstoff aus der Elektrolyse schadstofffrei ist und gereinigtes CO2 eingesetzt wird, sind die Produkte ebenfalls rein und verbrennen ruß- sowie schadstoffarm. Selbst die Verbrennungseigenschaften des Rohprodukts sind günstig, wie Tests am DLR zeigen.Je nach gewünschter Anwendung der Kohlenwasserstoffe lässt sich das Produktmaximum durch die Prozessbedingungen in Richtung flüssiger Kraftstoffe oder fester Paraffinwachse verschieben. Der Clou bei der Prozessführung ist das Recyceln des Restgases aus der Synthese zur Wassergaskonvertierung. Beide Stufen laufen auf einem Druckniveau von 15 bis 30 bar; und obwohl der thermodynamische Umsatz in der Wassergaskonvertierung ungefähr 50 % beträgt, ist der CO2-Nutzungsgrad mehr als 97 %. Es entsteht nahezu kein Abgas.Der Wirkungsgrad der Gesamtprozesskette vom Strom zum Kohlenwasserstoff hängt davon ab, welchen Wirkungsgrad die Elektrolyse hat und wie die Anlage in den Standort eingebunden ist. Er beträgt aber meist mehr als 50 %.Die entstehenden Kohlenwasserstoffe können gelagert, transportiert und in jeder Raffinerie destilliert werden. Zudem können sie konventionellem Kraftstoff zugemischt werden und sind drop-in-fähig, lassen sich also direkt in bestehenden Motoren einsetzen.<h2>Dezentral und wirtschaftlich</h2>Die kleinen Reaktoren und die Prozessvereinfachung machen die Anlagen auch für kleinere und dezentrale Anwendungen wirtschaftlich attraktiv. Dies hängt selbstverständlich vom Strompreis und der Stromquelle ab. Auf alle Fälle lassen sich die Anlagen instationär betreiben und sich dem Strompreis oder dem Energieanfall anpassen.Die Qualität der aus dem Rohprodukt erzeugten Kraftstoffe ist günstig, um Abgasgrenzwerte einzuhalten. Große Energiemengen in einem kleinen Volumen – verglichen mit einer Batterie – zu speichern, ist ein wichtiger Aspekt der Energiewende.Peter Pfeifer studierte Chemieingenieurwesen an der Universität Erlangen und promovierte dort. Als Abteilungsleiter Chemische Energiespeicherung am Institut für Mikroverfahrenstechnik, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), forscht er an Mikrostrukturapparaten für Gas- und Mehrphasenkatalyse. Manuel Selinsek studierte Chemieingenieurwesen und Verfahrenstechnik am KIT und promoviert dort in Chemieingenieurwesen. Als Projektleiter bei Ineratec entwickelt und optimiert er kompakte Anlagen für die Produktion synthetischer Kraftstoffe mit Strom. Tim Böltken ist nach dem Studium von Chemieingenieurwesen und Verfahrenstechnik am KIT promovierter Chemieingenieur und Geschäftsführer bei Ineratec. <a href="mailto:tim.boeltken@ineratec.de">tim.boeltken@ineratec.de</a><figure><img src="https://media.graphcms.com/VWI5iW8HSylAY50NlGX2"><figcaption><label>Abb. 3: </label>Die Ineratec-Fischer-Tropsch-Reaktoren vom Labor- (oben) bis zum Produktionsmaßstab (unten). <named-content>Foto: KIT</named-content></figcaption></figure>
<h2>Quergelesen</h2>Kohlenwasserstoffe lassen sich hochrein und energiegünstig in speziellen Reaktoren mit Mikrotechnik erzeugen.Rohstoffe dafür sind Wasserstoff aus einer Wasserelektrolyse, betrieben etwa mit einer Windkraftanlage, und Kohlendioxid aus der Umgebungsluft oder vergorener Biomasse.Mehrere Projekte sollen solche Ansätze, Anlagenverbünde und die notwendige Forschungsinfrastruktur dafür untersuchen.
<ul><h2>Literatur und Quellen</h2><li>
1 <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.soletair.fi" target="_blank">www.soletair.fi</a></ext-link></li><li>
2 <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.elab2.kit.edu" target="_blank">www.elab2.kit.edu</a></ext-link></li><li>
3 „The opening ceremony of the Soletair plant”, <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.youtube.com" target="_blank">www.youtube.com</a></ext-link></li><li>
4 T. Boeltken, P. Engelkamp, P. Piermartini, L.T. Brübach, C. Wild, P. Pfeifer. „Spatial resolved in-situ temperature profile measurement in the synthesis gas production from renewable gas mixtures by steam-assisted catalytic partial oxidation at high pressure“ Erdöl Erdgas Kohle 2017, 1.</li><li>
5 P. Piermartini, T. Boeltken, M. Selinsek, P. Pfeifer, Chem. Eng. J. 2017, 313, 328–335.</li></ul>

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