Bildung + Gesellschaft

Schweizer Unis einigen sich mit Wissenschaftsverlagen | Mit dem Wissenschaftsverlag Springer Nature hat sich die Dachorganisation der Schweizer Hochschulen, Swissuniversities, im April auf eine Open-Access-Lösung geeinigt; der Vertrag soll im Sommer unterschriftsreif sein. Ein Vertrag, der Wissenschaftlern in der Schweiz freien Zugang zu Zeitschriften aus dem Verlag Elsevier sichert, wurde im April fertig, und mit Wiley hat Swissuniversities eine Absichtserklärung formuliert. Ab dem Jahr 2024 sollen alle vom Schweizer Steuerzahler finanzierten Publikationen frei zugänglich sein. Die Verträge zwischen den drei Wissenschaftsverlagen und den Schweizer Universitäten waren Ende des Jahres 2019 ausgelaufen.<a href="https://www.swissuniversities.ch" target="_blank">www.swissuniversities.ch</a>Deutsche Forschungsgemeinschaft verlängert Fristen für Open Access | Hochschulen können noch bis zum 22. Mai bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Förderung im Programm „Open Access Publizieren“ beantragen. Aufgrund der Covid-19-Pandemie hat die DFG den Einsendeschluss für Anträge verlängert. Die DFG will mit dem Programm die Hochschulen unterstützen, Fonds für Publikationsgebühren bei Open-Access-Journalen einzurichten.Informationen über Open Access und die Förderprogramme der DFG dazu: <a href="https://t1p.de/rnd8" target="_blank">https://t1p.de/rnd8</a>FZ

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Schweizer Unis einigen sich mit Wissenschaftsverlagen | Mit dem Wissenschaftsverlag Springer Nature hat sich die Dachorganisation der Schweizer Hochschulen, Swissuniversities, im April auf eine Open-Access-Lösung geeinigt; der Vertrag soll im Sommer unterschriftsreif sein. Ein Vertrag, der Wissen...

Die Chimia ist die Mitgliederzeitschrift der Schweizerischen Chemischen Gesellschaft. Ihr Konzept: eine unabhängige internationale Chemiefachzeitschrift.
Etwa drei Dutzend nationale Chemiefachverbände gibt es in Europa. Die meisten davon leisten sich eine eigene Mitgliederzeitschrift. Während einige den Fokus auf pure Mitgliederinformation legen, sehen sich andere vor allem als Fachzeitschriften oder – etwa die Nachrichten aus der Chemie – als Medium für Special-Interest-Journalismus, eben zu allen Themen der Chemie. Einen ganz eigenen Weg geht die Mitgliederzeitschrift der Schweizerischen Chemischen Gesellschaft (SCG), die Chimia.Die britische Chemikerin Gillian Harvey arbeitet seit 20 Jahren für die Chimia. Ihr offizieller Titel ist technische Redakteurin; ihr Auftrag ist der einer Blattmacherin, wie es bei einer journalistischen Publikumszeitschrift heißen würde. Außerdem ist sie seit 2019 Vorsitzende des Editorial Boards. Chefredakteur für den Dreijahreszeitraum 2018 bis 2020 ist Peter Kündig, Professor Emeritus der Universität Genf. Er koordiniert und verantwortet den wissenschaftlichen Inhalt der Chimia.<h2>Eine lange Tradition</h2>Der erste Jahrgang der Chimia erschien 1947, sie ist somit sechs Jahre älter als die Nachrichten aus der Chemie. Herausgeber war damals übrigens nicht die SCG – diese gab bereits ab dem Jahr 1917 die Helvetica Chimica Acta heraus –, sondern der Schweizerische Chemikerverband (SChV), eine eher berufsständisch orientierte Organisation. Hier zeigt sich eine Parallele zur Angewandten Chemie. Auch diese GDCh-Zeitschrift ging aus dem von Praktikern geprägten Verein Deutscher Chemiker hervor, einem der beiden GDCh-Vorläufer, und nicht aus der eher akademischen Deutschen Chemischen Gesellschaft.In der Schweiz schlossen sich im Jahr 1992 die beiden Chemieverbände SCG und SChV zur Neuen Schweizerischen Chemischen Gesellschaft (NSCG) zusammen. Nach zehn Jahren verschwand das „Neue“ aus dem Namen; die Chimia wurde über diesen Umweg also zur Mitgliederzeitschrift der SCG.<h2>Schwerpunkte, Kolumnen und Mitgliederinformation</h2>Die Chimia folgt für jede ihrer zehn Ausgaben im Jahr (Heft 1/2 und Heft 7/8 sind Doppelnummern) einem festen Grundaufbau, so erläutert Gillian Harvey: „Wir haben das Prinzip der Special Topic Issues, jede Ausgabe stellt einen besonderen Schwerpunkt in den Fokus.“ Das Schwerpunktthema gestaltet ein Gastherausgeber oder ein Gastherausgeberteam.Der Chefredakteur der Chimia verantwortet die jährliche Planung der Spezialthemen. Peter Kündig berichtet: „80 Prozent meiner Aufgabe bestehen darin, die Themen für die Special Topics auszuwählen und die Gasteditoren einzuladen.“ Der Chefredakteur unterstützt die Gastherausgeber bei ihren Aufgabe und hilft, die wissenschaftliche Qualität zu sichern. Bei zwei Ausgaben im Jahr, der Major-Awards-Ausgabe und der News-from-New-Professors-Ausgabe, ist er selbst verantwortlicher Editor. Außerdem, so Kündig, „habe ich das letzte Wort darüber, ob ein Beitrag angenommen oder abgelehnt wird.“Die Zeitschrift profitiert von der starken chemischen Forschung und Industrie in der Schweiz und kann aus dem Vollen schöpfen. „Manchmal haben wir auch internationale Gasteditoren, das ist aber eher die Ausnahme“, sagt Kündig. Bei den Autoren der wissenschaftlichen Beiträge beträgt der Anteil etwa die Hälfte. Die Chimia publiziert keine Originalforschungsartikel, sondern Übersichtsbeiträge.Wenn es darum geht, Gastherausgeber und Autoren zu gewinnen, ist die Rolle der Chimia als SCG-Mitgliederzeitschrift oft ein Vorteil. „Die Autoren freuen sich, Teil der Schweizer chemischen Community zu sein und tragen gerne zur Chimia bei“, meint Harvey.Ausgebaut wurde in den zwei Jahrzehnten, die Gillian Harvey für die Chimia als technische Redakteurin zuständig ist, das zweite Standbein der Zeitschrift, der „Society-Teil“, wie Harvey ihn nennt. Dazu gehören monothematische Kolumnen. Diese werden bespielt von den SCG-Divisionen: etwa Polymer- und Kolloidchemie, medizinische Chemie, chemische Biologie oder Chemiedidaktik.„Natürlich sprechen wir auch mit den Kolumnen keine allgemeine Leserschaft an, sondern die chemische Community“, sagt Harvey. Eine der traditionsreichsten Kolumnen sind die Analytical Highlights. „Veronika Meyer von der Empa hat diese Kolumne lange betreut“, berichtet Harvey, „sie hat mehr als 100 Ausgaben verantwortet, und sie hat immer Wert auf eine breite Sicht auf das Fach gelegt, sodass auch Nichtspezialisten folgen konnten.“ Nicht alle Kolumnen erscheinen in jedem Heft, aber dennoch regelmäßig. Auch für Beiträge aus den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften gibt es eine regelmäßige Kolumne.Der Ausbau der Society News „ist vor allem ein Verdienst von David Spichiger, dem Geschäftsführer der SCG“, sagt Harvey. „Die Verbindung zwischen der SCG und unserem Editorial Board ist heute viel enger als früher.“<h2>Besonderheit: Publikationssprache</h2>Unter allen Mitgliederzeitschriften der europäischen Chemiegesellschaften zeigt die Chimia eine Besonderheit. Sämtliche Gesellschaften legen großen Wert darauf, dass ihre Mitgliederjournale in der jeweiligen Landessprache erscheinen – Belgien leistet sich sogar zwei nationale Chemiefachgesellschaften, eine flämische und eine wallonische. Dagegen erscheint die Chimia fast ausschließlich auf Englisch.Gillian Harvey erlebte das als kontinuierlichen Prozess: „Als ich vor 20 Jahren anfing, waren schon die allermeisten wissenschaftlichen Beiträge auf Englisch, nur ganz wenige noch auf Deutsch. Wenn ich ins Archiv schaue, hat sich das in den 1990er Jahren einfach so entwickelt.“ Der Society-Teil, die Meldungen aus der SCG, waren noch längere Zeit auf Deutsch oder Französisch, doch seit einigen Jahren ist auch in diesem Chimia-Teil Englisch die überwiegende Publikationssprache.Die SCG reagiert hiermit auf ein typisches Schweizer Phänomen, das insbesondere das akademische Leben prägt: Die Forschung in der Schweiz ist stark international ausgerichtet, und so würde ein Festhalten an der Landessprache fremdsprachige Studierende und Forscher ausschließen.<h2>Seit diesem Jahr: kompletter Open Access</h2>Seit diesem Jahr ist die Chimia eine Platin-Open-Access-Zeitschrift, das heißt: Weder Autoren noch Leser müssen fürs Lesen beziehungsweise Veröffentlichen zahlen. „Wir haben lange diskutiert, ob wir uns das leisten können“, berichtet Harvey, „aber die politischen Rahmenbedingungen waren klar.“ Es gibt etwa die Empfehlung des Schweizerischen Nationalfonds (SNF), dass Wissenschaftler mit SNF-Förderung in Open-Access-Journalen publizieren sollen. „Und“, so Harvey, „mehr als die Hälfte unserer Autoren in den vergangenen zehn Jahren hat öffentliche Gelder aus der Schweiz erhalten.“In diesem Jahr gilt aber noch eine kuriose Ausnahme für die im Jahr 2019 veröffentlichten Beiträge. Weil diese noch unter der alten Regelung laufen – die da lautet: erst nach einem Jahr im Open Access verfügbar – gehen diese Beiträge erst im Verlauf dieses Jahres in die „Openness“ über.An der Chimia-Printversion will die SCG grundsätzlich festhalten. Die Auflage liegt zwischen 2500 und 3000 Exemplaren, es gibt auch einige Auslandsmitglieder der SCG, die meisten in Deutschland und USA. „Wir sind eben auch eine Mitgliederzeitschrift“, erklärt Harvey, „da ist die gedruckte Form – etwas, das der Leser tatsächlich anfassen kann – einfach wichtig.“Nachrichten-Chefredakteur Christian Remenyi freut sich schon auf die nächsten Treffen mit den europäischen Kollegen – und ganz besonders auf den Erfahrungsaustausch mit der Schweizer Schwester.<figure><img src="https://media.graphcms.com/5xiU1aLhTsSJekejeols"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Schulter an Schulter im Zeitschriftenständer der Redaktion: Die Nachrichten aus der Chemie und die Chimia. Foto: Christian Remenyi</figcaption></figure>

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