Gesellschaft Deutscher Chemiker

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Vertuscht und aufgedeckt: ein Atomunfall

Nachrichten aus der Chemie, November 2020, S. 61-66, DOI, PDF. Login für Volltextzugriff.

Von Wiley-VCH zur Verfügung gestellt

Als am Morgen des 2. Oktober 2017 in Europa die Luftfilter der Messstationen gewechselt wurden, ahnte noch niemand, was in der Luft lag: eine Wolke von radioaktivem Ruthenium-106 über dem ganzen Kontinent. Die Luftüberwachung schlug Alarm, aber kein Staat wollte die Verantwortung übernehmen, und angeblich wusste keiner davon. Aber die Messwerte lieferten Indizien.

Die Umstände der Freisetzung radioaktiven Materials über Europa im Herbst vor drei Jahren erinnerten an ein Ereignis in den 1980er Jahren, als die Sowjetunion noch existierte: Am 26. April 1986 explodierte in der Ukraine der Reaktorblock vier des Atomkraftwerks Tschernobyl, aber zunächst bekam niemand etwas mit, der Westen schon gar nicht. Die Sowjetregierung entschied sich, zunächst aus Ungewissheit über das Ausmaß des Unfalls, dann aus politischem Kalkül, die Katastrophe nicht öffentlich zu machen. Zwei Tage danach drehte sich der Wind in Richtung Nordwesten und trug die radioaktive Wolke nach Schweden, wo die Strahlenschutzüberwachung des Atomkraftwerks Forsmark Alarm auslöste. Schweden dachte zunächst an eine Freisetzung aus dem eigenen AKW, doch bald wurde klar, dass die Wolke von weiter entfernt kam – aber

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