Bildung + Gesellschaft

Der japanische Chemiker Susumu Kitagawa interessierte sich für die Löcher in einer Struktur und wurde so einer der Erfinder der metal organic frameworks, MOFs.
Nachrichten aus der Chemie: In der Angewandten Chemie stand, dass Sie Architekt werden wollten, als Sie 18 Jahre alt waren. Was haben Architektur und die Chemie, die Sie betreiben, gemeinsam?Susumu Kitagawa: Meine Chemie ist wie Bauen, nur mit Molekülen. In der Welt der Menschen heißt bauen, vor allem auf der Makroskala, verschiedene Bausteine zu verwenden. In der Geschichte der Chemie war es genauso: Um natürliche Strukturen nachzubauen, haben die Forscher sie zunächst dekonstruiert, um die Bausteine zu erkennen. Das ist zwar sehr wichtig, aber ich habe das Gefühl, dass das nicht ausreicht.<figure><img src="https://media.graphcms.com/KcMGZWPQyyX3Qsv6HCbx"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Sucht einen anderen Blick auf die Anwendbarkeit von Forschung: Susumu Kitagawa, Materialwissenschaftler. Fotos: Frauke Zbikowski, Vera Köster</figcaption></figure>
<figure><img src="https://media.graphcms.com/T45uNqCR063CvU3byHnD"><figcaption><label>Abb. 2: </label></figcaption></figure>
Spielt für Sie dabei die Schönheit einer Struktur eine Rolle?Schönheit heißt für mich exzellente Funktionalität. Ich möchte Funktionalität haben. Die meisten Materialwissenschaftler konzentrieren sich auf die Materie selbst, auf dichte, gut organisierte Strukturen, ohne Fehlstellen und Hohlräume. Alle versuchen, durch noch dichtere Strukturen besonders leitfähige Systeme zu erhalten oder solche mit exzellenten magnetischen Eigenschaften. Aber ich konzentriere mich auf die Hohlräume. Das sieht nutzlos aus, aber das Nutzlose interessiert mich.Warum das Nutzlose?Vor etwa 2400 Jahren sprach der chinesische Philosoph Zhuang Zhou vom Nutzen des Nutzlosen. Welchen Nutzen Nützliches hat, ist offensichtlich. Aber wenn wir in die Zukunft denken wollen, müssen wir auf das Nutzlose schauen.Was ist damit gemeint?Ein schöner, gerade gewachsener Baum beispielsweise ist nützlich: Er wird gefällt und zu Bauholz verarbeitet. Einen hässlichen, krumm gewachsenen Baum beachtet keiner, aber so ein Baum kann sehr sehr alt werden. Der Nutzen des Nutzlosen kommt also aus einer anderen Richtung. Das ist immer so.Ist ein solcher Perspektivwechsel der Schlüssel zur Kreativität in der Wissenschaft?Ich denke schon. Aber das ist schwer, denn besonders heute suchen alle nach Lösungen, etwa für die Energiefrage oder den Schutz der Umwelt. Wenn Chemiker Stoffe synthetisieren, fragen alle immer zuerst, wofür die gut sind.Für nützliche Forschung bekommt man leichter Fördergelder.Aber manchmal ändern sich Gesellschaften plötzlich und sind dann bereit, verrückte Konzepte zu akzeptieren. Und als Wissenschaftler sind wir in der komfortablen Lage, dass unsere ungewöhnlichen Ideen eines Tages nützlich werden.Ich hatte viel Glück mit den porösen Materialien. Ich habe mich ganz auf die Grundlagenforschung konzentriert, und auf einmal zeigte sich, dass sich mit den Koordinationspolymeren, die wir synthetisiert hatten, etwas anfangen lässt.Die Anwendung der porösen Materialien, die Sie entwickelt haben, stand für Sie also nie im Vordergrund.Das entspricht nicht meiner Denkweise. Natürlich wirkt auch auf mich der gesellschaftliche Druck, denn schließlich habe ich für meine Forschung Geld von der Regierung bekommen.Wie kam es, dass die Koordinationspolymere für praktische Anwendungen interessant wurden?Wir hatten nicht die Geräte, um die Porosität unserer Materialien zu untersuchen. Aber auf einer Tagung über Koordinationschemie kam nach meinem Vortrag ein Firmenvertreter auf mich zu und sagte, sein Gasunternehmen würde die Koordinationspolymere gerne testen. Ich war hocherfreut, und wir starteten eine Zusammenarbeit. Wir synthetisierten Materialien und schickten sie ihm. Aber jedes Mal, wenn er anrief, berichtete er, dass die Strukturen kollabierten.Sie haben trotzdem weitergemacht?Ja. So etwa zwei Jahre dauerte es, bis wir endlich verstanden, welche Art von Verbindungen wir einsetzen mussten, um ein stabiles Gerüst zu erhalten. Das haben wir dann 1996 bei der Angewandten Chemie eingereicht, und 1997 erschien das Paper.Als wir anfingen, an Koordinationspolymeren zu arbeiten, meinten viele Chemiker, es sei unmöglich, poröse Materialien aus organischen Molekülen aufzubauen.Wie ermutigen Sie Ihre Studenten, bei ihrer Forschung gewohnte Denk- und Sichtweisen zu verlassen?Es ist wichtig, dass sie an sich glauben. Es ist einfacher, den Entdeckungen anderer zu folgen, als eigene Konzepte zu entwickeln. Wenn man an Bekanntes anknüpft, kommt man viel schneller zu Ergebnissen, und das fühlt sich gut an, auch wenn die Entdeckungen klein sind. Es ist viel schwieriger, zu verstehen und zu entscheiden, ob ein Konzept wirklich neu ist, ob ich es als Wissenschaftler weiterverfolgen sollte. Dafür muss man von sich überzeugt sein und auf seine Neugier vertrauen. Neugier ist extrem wichtig. In diese Richtung schiebe ich meine Studenten. Die Entwürfe für ihre Veröffentlichungen, gerade wenn es die erste ist, diskutieren wir bis zu 50 Mal. Und die Belohnung ist dann eine exzellente Publikation.Das Forschungsgebiet MOFs ist in den letzten Jahren recht populär geworden.Ja, denn mit einer einfachen Synthese lassen sich stabile, poröse Materialien aufbauen. Die meisten interessieren sich zuerst für Gasspeicherung von Methan oder CO2 und befassen sich dann mit Wasserstoff. Einige wenige fokussieren sich auf Trennung, das ist ein sehr aktives Forschungsfeld. Aber was kommt als nächstes? Ich denke, der Trend geht hin zu Leitfähigkeit und Katalyse.Was ist Ihr nächstes Ziel?Anisotrope MOFs. Unsere Idee ist, die Unordnung durch Defekte zu kontrollieren. Dotieren bedeutet ja, Fehlstellen in eine Struktur einzubauen. Um eine bestimmte Funktion zu erhalten, sind also die Defekte wichtig. Ich nenne das HAD, H steht für hybrid und hierarchy, A für anisotropy und asymmetry, D für disorder und defects. Das sind die Schlüsselbegriffe der Zukunft, nicht nur für MOFs, auch für andere poröse organische Materialien und Polymermaterialien. BBNachrichten-Redakteurin Frauke Zbikowski traf Susumu Kitagawa im Merck-Museum in Darmstadt. Mehr auf: <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.chemistryviews.org/details/video/11154523/What_Makes_MetalOrganic_Frameworks_Beautiful.html" target="_blank">www.chemistryviews.org/details/video/11154523/What_Makes_MetalOrganic_Frameworks_Beautiful.html</a></ext-link><h2>Zur Person: Susumu Kitagawa</h2>Susumu Kitagawa ist Professor und Direktor am Institut für Integrierte Zellmaterialwissenschaften der Universität Kyoto. In Kyoto studierte er und promovierte in organischer Chemie. Im Jahr 1997 veröffentlichte er seine Koordinationspolymere (metal organic frameworks, MOFs)1) und zählt damit zu den Pionieren auf dem Gebiet. Für seine Arbeiten erhielt er mehrere Preise, unter anderem den Humboldt-Forschungspreis, den Preis der Chemischen Gesellschaft Japans, den Solvay-Preis „Chemie für die Zukunft“ sowie im Mai dieses Jahres die Emanuel Merck Lectureship.
<ul class="references"><li>
1 M. Konod, T. Yoshitomi, K. Seki, H. Matsuzaka, S. Kitagawa, Angew. Chem. Int. Ed. 1997, 36, 16</li></ul>

Artikel

"Vom Nutzen des Nutzlosen", Interview mit Susumu Kitagawa

Der japanische Chemiker Susumu Kitagawa interessierte sich für die Löcher in einer Struktur und wurde so einer der Erfinder der metal organic frameworks, MOFs. Nachrichten aus der Chemie: In der Angewandten Chemie stand, dass Sie Architekt werden wollten, als Sie 18 Jahre alt waren. Was haben Arc...

Prof.Dr.

Redoxflussbatterien gelten als Hoffnungsträger zur Energiespeicherung. Pilotprojekte nutzen vor allem anorganische Elektrolyte. Auch in der Schule lassen sich solche Akkumulatoren in einfachen Versuchsaufbauten veranschaulichen.
Wind- und Solarkraftwerke produzieren Strom in unregelmäßigen Mengen. Daher ist es erforderlich, große Energiemengen zu speichern, und dieses Problem braucht dringend eine Lösung.1) Systeme wie die Wasserelektrolyse mit Brennstoffzellentechnik und Druckluftspeicher haben Wirkungsgrade von etwa 45 Prozent.2) Das System Power-to-Gas (PtG) gewinnt elektrochemisch Wasserstoff, setzt ihn mit Kohlendioxid zu Methan um und gewinnt die elektrische Energie durch Verbrennung des Methans zurück; es hat einen Wirkungsgrad von etwa 30 Prozent.3,4) Pumpspeicherwerke erreichen Wirkungsgrade von etwa 85 Prozent, haben allerdings sehr geringe Energiedichten, und sie brauchen Gefälle, sind also aufgrund der geografischen Bedingungen nicht überall möglich.3,4) Diskutiert werden auch Aggregate aus Lithiumionenakkumulatoren, die allerdings teuer sind. Ihr Wirkungsgrad beträgt annähernd 100 %, aber ihre Energiedichte ist relativ gering.5,6)Als Alternative zu den bisher diskutierten Systemen gelten Redoxflusszellen, die einen Wirkungsgrad von 75 bis 80 % aufweisen, allerdings bei einer relativ geringen Energiedichte. Hierbei werden elektrochemisch aktive Substanzen in Wasser gelöst, in Tanks gelagert und den elektrochemischen Zellen zugeführt. Deren Elektroden müssen keine besonderen Ansprüche erfüllen, es sind in der Regel Graphitfolien ohne Katalysatoren.Am weitesten entwickelt sind Redoxflussbatterien auf der Basis von Vanadiumsalzen.7) Erste Versuchsanlagen, etwa in Braderup in Schleswig-Holstein sind bereits in Betrieb.8) Ebenso werden erste Elektroautos mit Akkumulatoren auf Basis anorganischer Redoxflussbatterien gebaut und getestet.9)Vanadiumsalze sind jedoch teuer und Vanadium(V)-Verbindungen wirken korrosiv und sind giftig. Forschergruppen in den USA um Aziz und Mitarbeiter sowie Narayanan und Mitarbeiter. haben deshalb organische Systeme auf Basis von Anthrachinondisulfonsäuren für Redoxflussbatterien untersucht.10–12) Diese und weitere, von uns untersuchte organische Redoxsysteme sind anders als Vanadiumsalze im Chemieunterricht in Schulen einsetzbar.13–17)Elementarer Schwefel wird schnell an Eisen(II)sulfid-Elektroden reduziert, dies nutzen Niedertemperatur-Zinkschwefelbatterien. Ebenso schnell oxidieren Sulfidionen zu Disulfidionen an Eisen(II)sulfid.18) Daher liegt es nahe zu untersuchen, ob auf der Anodenseite in Redoxflusszellen Sulfide und andere schwefelhaltige Anionen oxidiert werden können.Auf der Kathodenseite haben sich Cer(IV)sulfat, die Sauerstoffverzehrkathode (SVK) sowie Eisen(III)sulfat bewährt. Schulen und Hochschule beziehen Cer(IV)-Verbindungen über den Chemikalienhandel, 100 g Cer(IV)sulfat kosten etwa 100 Euro. Die Verbindung hat ein besonders hohes Oxidationspotenzial und eignet sich daher für Redoxflusszellen. Zudem ist Cer(IV)sulfatlösung gelb, Änderungen in der Oxidationsstufe sind gut zu erkennen.<h2>Versuchsanordnungen</h2>Für Experimente in der Schule hat sich eine einfache Versuchsanordnung bewährt.17) Die hier beschriebenen Experimente nutzen statt einer Graphitfolie eine Eisen(II)sulfidelektrode auf der Anodenseite.Die Elektrode ist zunächst ein großes unregelmäßig geformtes Stück Eisen(II)sulfid. Deshalb wurde anstelle des Becherglases eine Kristallierschale genutzt, um die klobige Eisensulfidelektrode aufzunehmen. Alternative ist ein weites 600-mL-Becherglas. Dann müssen allerdings die Eisensulfidelektrode und die Anodenlösung in den Tontopf gegeben werden (Abbildung 1).<figure><img src="https://media.graphcms.com/njOWuzfQcek6Wwg2d7mE"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Versuchsaufbau einer Redoxflussbatterie für den Unterricht, hier mit einer Eisensulfidelektrode.</figcaption></figure>
Anstatt des Eisensulfidklotzes können Eisensulfidstangen aus dem Chemikalienhandel verwendet werden. In dem Fall wird eine Stange, die sich mit einer Krokodilklemme greifen lässt, in den Tontopf gestellt.Bei den Versuchen kann sich Schwefelwasserstoff bilden, daher müssen die Versuche mit Natriumsulfid im Abzug durchgeführt werden.<h2>Die Natriumsulfid-Cer(IV)sulfat-Batterie</h2>20 g Natriumsulfid werden in 400 mL 1-molarer Natronlauge gelöst und in den Tontopf gegeben, in dem die Eisen(II)sulfidelektrode steht. 20 g Cer(IV)sulfat in 400 mL 1-molarer Schwefelsäure werden in die Kristallierschale gegeben und mit einer Graphitfolie versehen. Zur Potenzialmessung der Halbzellen kann eine Silber-Silberchlorid-Elektrode in 1-molarer Kaliumchloridlösung dienen. Die Filterpapierbrücke dafür darf nur zur Cer(IV)sulfatlösung führen, denn diffundierende Sulfidionen zerstören die Silber-Silberchlorid-Elektrode.Zu Beginn des Versuchs ist die Ruheklemmenspannung mit 1,85 V recht hoch. Das ist auf das Potenzial der Cer(IV)sulfat-Graphitelektrode von +1,50 V zurückzuführen und auf das der Sulfid-Eisensulfidelektrode von –0,35 V, das im Laufe der Belastung leicht steigt. Bei Belastung der Zelle mit einem Motor, der knapp 40 mA aufnimmt, verändert sich das Potenzial der Cer(IV)sulfat-Graphitelektrode kaum (Abbildungen 2 und 3, S. 12). Mit dieser Batterie lassen sich bis zu drei parallel geschaltete Elektromotoren problemlos betreiben.<figure><img src="https://media.graphcms.com/m9gY3tA1TwGbfx3eR5WP"><figcaption><label>Abb. 2: </label>Zeitlicher Verlauf von Spannung, Stromstärke und Potenzialen der Natriumsulfid/Cer(IV)sulfat-Batterie.</figcaption></figure>
<figure><img src="https://media.graphcms.com/QENp0WcQimjnjnPsedKb"><figcaption><label>Abb. 3: </label>Elektrodenreaktionen der Redoxflussbatterien von (a) Sulfidionen zu Disulfidionen, (b) Thiosulfationen zu Tetrathionationen, (c) Cer(IV)ionen zu Cer(III)ionen, (d) Sauerstoff zu Wasser, (e) Eisen(III)ionen zu Eisen(II)ionen.</figcaption></figure>
Aufgrund der einfachen Durchführung eignet sich der Versuch für Schule und Hochschulpraktikum.Mit einer Graphitfolie anstelle der Eisen(II)sulfidelektrode funktioniert der Versuch auch. Die Ergebnisse sind etwas schlechter, weil das Potenzial der Sulfidionen-Kohleelektrode etwa 0,15 V höher liegt als das der Sulfidionen-Eisen(II)sulfidelektrode.<h2>Wiederaufladen der Batterie</h2>Nach einem Langzeitversuch von 24 Stunden bei konstant 25 mA war die Zellspannung der Natriumsulfid-Cer(IV)-Batterie auf 0,5 V gesunken, es floss nur noch ein Strom von etwa 1 mA. Die Lösung an der Cer(IV)sulfat-Graphitelektrode hatte sich entfärbt, und ein Teil des Cer(III)sulfats war ausgefallen (Abbildung 4).<figure><img src="https://media.graphcms.com/9vSs0mtdSjYSNjLHkXHQ"><figcaption><label>Abb. 4: </label>Lösungen des gelben Cer(IV)sulfats (linkes Reagenzglas) vor dem Entladen und von Cer(III)sulfat (rechtes Reagenzglas) nach der Entladung.</figcaption></figure>
Versuche, die entladene Batterie mit üblichen Labornetzgeräten wieder aufzuladen, hatten keinen Erfolg. Mit einem speziellen Ladegerät (HAME 13 Triple Power Supply HM 8040, gehört eher an Hochschulen als an Schulen zur Ausstattung), mit dem sich die einzelnen Potenziale einstellen lassen, kehrte bereits nach zwei Minuten die gelbe Farbe des Cer(IV)sulfats am positiven Pol (Kristallierschale) zurück. Das Potenzial der Cer(III)sulfat-Graphitelektrode wurde auf etwas mehr als +1,5 V und das der Natriumsulfid-Eisen(II)sulfidelektrode auf etwa –2,4 V eingestellt. Zudem war an beiden Elektroden eine leichte Gasentwicklung zu erkennen.Die aufgeladene Batterie lieferte 30 Minuten lang Strom von 27 mA für einen Elektromotor.<h2>Cyclovoltammetrie</h2>Die Wiederaufladbarkeit des Cer(IV)sulfats wurde über Cyclovoltammetrie (CV) geprüft (Abbildung 6).14,17) Die Oxidations- und Reduktionspeaks, die für eine Wiederaufladung sprechen, sind bei geringen Scangeschwindigkeiten bei 10 bis 20 mV·s–1 erkennbar.<figure><img src="https://media.graphcms.com/fKJXxyeNQiGJ09lwLWz5"><figcaption><label>Abb. 5: </label>Cyclovoltammogramm einer schwefelsauren Cer(IV)sulfatlösung.</figcaption></figure>
Bei höheren Scangeschwindigkeiten sind Oxidations- und Reduktionspeak nur schlecht zu erkennen. Die Wiederaufladbarkeit ist aufgrund des CVs hier nur zu vermuten.<h2>Die Natriumsulfidbatterie mit weiteren Kathodensystemen</h2>Statt Cer(IV)sulfat können bei den Versuchen mit Natriumsulfid und Eisensulfid als Elektrode eine Sauerstoffverzehrkathode oder eine schwefelsaure Eisen(III)sulfatlösung mit Graphitfolie als Kathodensubstanz eingesetzt werden. Eisen(III)sulfat ist eine preiswerte Alternative zu Cer(IV)sulfat.In die Kristallierschale wird 1-molare Schwefelsäure gegeben und noch etwa 3 g elektrochemisch zunächst nicht wirksames Natriumperoxodisulfat hinzugefügt, das langsam in Sauerstoff, Wasserstoffperoxid und Natriumsulfat zerfällt und so das Potenzial der Sauerstoffelektrode stabilisiert.16) Anschließend wird eine Aktivkohleelektrode hineingestellt (Abbildung 3a).17)Zu Beginn beträgt die Ruheklemmenspannung dieser Batterie etwa 1,56 V. Das Ruhepotenzial der Sulfidionen-Eisen(II)sulfidelektrode beträgt –0,33 V und das der Sauerstoffelektrode +1,25 V. Damit lassen sich bis zu drei Elektromotoren mit insgesamt 55 mA betreiben.Für einen Versuchsaufbau einer Natriumsulfid-Eisen(III)sulfatbatterie wird anstelle einer Cer(IV)sulfatlösung eine schwefelsaure Eisen(III)sulfatlösung verwendet.Die Ruheklemmenspannung dieser Batterie beträgt 1,15 V, das Potenzial der Eisen(III)sulfat-Graphitelektrode +0,84 V und das Potenzial der Sulfidionen-Eisensulfidelektrode –0,31 V. Ein leistungsstarker Motor kann Minuten ohne Spannungsabfall betrieben werden.<h2>Versuche mit Thiosulfationen</h2>Die beschriebenen Versuche laufen auch mit Natriumthiosulfat anstatt mit Natriumsulfid. Als Kathodensysteme eignen sich die Sauerstoffverzehrkathode, Cer(IV)sulfat und auch Eisen(III)sulfat.Die Ruheklemmenspannung beträgt bei dieser Batterie 1,11 V, und das Ruhepotenzial der Thiosulfationen-Eisen(II)sulfidelektrode liegt mit +0,11 V höher als das Ruhepotenzial der Sulfidionen-Eisen(II)sulfidelektrode. Dennoch laufen drei Elektromotoren mit dieser Batterie. Sie birgt auch bei fehlerhafter Bedienung kaum Gefahrenpotenzial.Wird anstelle der Eisen(II)sulfidelektrode eine Graphitfolie als Elektrode verwendet, so liegt dort das Ruhepotenzial der Thiosulfationen-Graphitelektrode mit etwa +0,20 V um etwa 0,1 V höher als bei der Eisen(II)sulfid-Thiosulfatelektrode. Dies verdeutlicht, wie gut sich Eisen(II)sulfid als Elektrode eignet. Auch mit Natriumdithionit lassen sich anorganische Batterien konstruieren. Hier funktioniert allerdings die Kohlefolie als Elektrode besser als Eisen(II)sulfid.<h2>Ausblick</h2>Eisen(II)sulfid eignet sich gut als Elektrodenmaterial in anorganischen Redoxflussbatterien. Wir untersuchen nun, ob sich Eisen(II)sulfid in Experimenten als alternatives Elektrodenmaterial für Lithiumionenakkus eignet. Die bisherigen Ergebnisse sprechen dafür. Von diesen werden wir demnächst berichten.<h2>Die Autoren</h2>Dominique Rosenberg ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Arbeitskreis der Chemiedidaktik der Europa-Universität Flensburg. Sie studierte in Flensburg Vermittlungswissenschaften im Bachelor, Master of Education in Chemie und Wirtschaft/Politik und hat über Redoxflussbatterien als Thema des Chemieunterrichts promoviert.<div><img src="https://media.graphcms.com/5DOaHdVTHa7E5J8XfDEr">

</div>Walter Jansen, Ehrenmitglied der GDCh-Fachgruppe Chemieunterricht, ist emeritierter Professor für Didaktik der Chemie an der Universität Oldenburg und Lehrbeauftragter an der Universität Flensburg.<div><img src="https://media.graphcms.com/5GuwkGoSrC3a9bHCfRTK">

</div>Maike Busker ist Professorin für Chemie und ihre Didaktik in Flensburg.<h2>AUF EINEN BLICK</h2>In Redoxflussbatterien werden großtechnisch Vanadiumsalze eingesetzt. Sie sind korrosiv und giftig und eignen sich daher nicht für Experimente in der Schule.Ein Alternative sind Natriumsulfidbatterein mit Cer(IV)sulfidlösung oder Eisen(III)sulfid an der Kathodenseite.Wissenschaftler der experimentell-konzeptionell ausgerichteten chemiedidaktischen Forschung berichten hier in loser Folge über zukunftsweisende Themen für den Chemieunterricht.
<ul class="references"><li>
1 <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://mente/et/Archiv_Zukunftsfragen/2012/Zukunftsfragen_2012_07.pdf" target="_blank">https://mente/et/Archiv_Zukunftsfragen/2012/Zukunftsfragen_2012_07.pdf</a></ext-link>(Stand 24.09.23019)</li><li>
2 P. Kurzweil, O. K. Dietlmeier, Elektrochemische Speicher – Superkondensatoren, Batterien, Elektrolyse-Wasserstoff, Rechtliche Grundlagen, Springer, Wiesbaden, 2015,343</li><li>
3 M. Kaltschmitt, W. Streicher und A. Wiese, Erneuerbare Energien – Systemtechnik, Wirtschaftlichkeit, Umweltaspekte, Springer, Berlin-Heidelberg, 2006</li><li>
4 M. Sterner, I. Stadler, Energiespeicherung – Bedarf, Technologien, Integration, Springer, Berlin-Heidelberg, 2014, 282f</li><li>
5 P. Bieker, M. Winter, Chem. Unserer Zeit 2016, 50, 26–33</li><li>
6 P. Bieker, M. Winter, Chem. Unserer Zeit 2016, 50, 172–186</li><li>
7 A. Z. Weber, M. M. Mench, J. P. Meyers, P. N. Ross, J. T. Gostick, Q. Liu, Appl. Electrochem. 2011, 41, 1137–1164</li><li>
8 <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.elektroniknet.de/power/energiespeicher/artikel/111844/" target="_blank">www.elektroniknet.de/power/energiespeicher/artikel/111844/</a></ext-link>(Stand 24.09.2019)</li><li>
9 <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.focus.de/auto/elektroauto/nanoflowcell-quantino-neues-zeitalter-investoren-bestellen-25–000-flusszellen-elektroautos-fuer-3–2-milliarden-euro_id_9090446.html" target="_blank">www.focus.de/auto/elektroauto/nanoflowcell-quantino-neues-zeitalter-investoren-bestellen-25–000-flusszellen-elektroautos-fuer-3–2-milliarden-euro_id_9090446.html</a></ext-link>(Stand 24.09.2019)</li><li>
10 B. Huskinson, S. Nawar, M. R. Gerhardt, M. Aziz, ECS Trans. 2013, 57 (7), 101–105</li><li>
11 B. Huskinson, M. P. Marshak, S. Changwon et al., Nature 2014, 505, 195–198</li><li>
12 B. Yang, L. Hoober-Burkhardt, F. Wang, G. K. S.Prakash, S. R. Narayanan, J. Electrochem. Soc. 2014, 161(p), A1371-A1380</li><li>
13 D. Rosenberg, K. Dick, S. Gudenschwager, M. Busker, W. Jansen, World J. Chem. Educ. 2019, 7 (2), 145–152</li><li>
14 D. Rosenberg, S. Pansegrau, M. Wachholz, A. Köppen, M. Busker, W. Jansen, World J. Chem. Educ. 2018, 6 (1), 63–71</li><li>
15 D. Rosenberg, D. Koring, S. Pansegrau, A. Rehling, M. Busker, W. Jansen, 2018, Math. Nat. Unterr. 2018, 71 (1), 29–36</li><li>
16 D. Rosenberg, S. Pansegrau, W. Wachholz, A. Rehling, M. Busker, W. Jansen, CHEMKON 2017, 24/4, 327–342</li><li>
17 D. Rosenberg, S. Pansegrau, M. Busker, W. Jansen, Nachr. Chem. 2017, 65, 167–171</li><li>
18 H. Helms, J. Ristau, H. Kunz, W. Jansen, Monatshefte für Chemie 2000, 131, 165–174</li></ul>

Artikel

"Vom Nutzen des Nutzlosen", Interview mit Susumu Kitagawa

Überprüfung Ihres Anmeldestatus ...