Wissenschaft + Forschung

Datenbank aller weltweit bekannten Pflanzenarten | Das World Flora Online Consortium hat alle weltweit bekannten 350 000 Landpflanzenarten in der Online-Datenbank „World Flora Online“ zusammengestellt. Dazu arbeiteten 43 botanische Institutionen aller Kontinente über sechs Jahre zusammen.Mit der Datenbank ist das an erster Stelle stehende Ziel der insgesamt 16 Ziele erreicht, die die UN-Konvention für biologische Vielfalt im Jahr 1992 gesteckt hatte.TAXON 2021, doi: 10.1002/tax.12373<a href="https://worldfloraonline.org" target="_blank">worldfloraonline.org</a>Nachhaltiger Katalysator | Ein Team Dresdner Wissenschaftler nutzt nun einen Inhaltsstoff des Johanniskrauts (Hypericum) für Synthesen: Hypericin katalysiert photochemische Reaktionen, ohne dass es nach der Extraktion gereinigt werden muss. Das Verfahren ist zum Patent angemeldet (DE 102019215871).<ul class="references"><li>
1 Green Chem. 2021, 23, 881</li></ul>
Flerovium nicht das Zentrum der Insel der Stabilität | Flerovium, Element 114, liegt nach neuesten Untersuchungen nicht – wie eigentlich erwartet – im Zentrum der Insel der Stabilität: Ein internationales Team hat den radioaktiven Zerfall von 30 Fleroviumkernen gemessen und Zerfallswege bestimmt, die nicht mit den „magischen“ Eigenschaften in Einklang zu bringen sind. Die Forschenden vermuten das Zentrum der Insel der Stabilität nun eher im Bereich des noch unentdeckten Elements 120.Eine „magische“ Kombination von Protonen und Neutronen bei den superschweren Elementen sollte zu stark steigenden Halbwertszeiten führen. Dazu muss eine bestimmte Zahl der Schalen im Atomkern, die Protonen und Neutronen fassen, komplett gefüllt sein.<ul class="references"><li>
2 Phys. Rev. Lett. 2021, 126, 032503</li></ul>
Mineralname bestätigt | Die International Mineralogical Association hat ein Alumosilikat-Mineral der Cancrinit-Gruppe mit einer SO3-reichen Beimischung von Sulfit und Sulfat nach dem im Februar verstorbenen Ralf Steudel als „Steudelit“ benannt.Überlebensstrategie von Bakterien bewiesen | Resistente Bakterien sind unempfindlich gegen Antibiotika, da sie diese beispielsweise abbauen. Nun hat ein Schweizer Team erstmals die Vermutung bestätigt, dass Bakterien auch persistent werden können. Das bedeutet: Während einer Antibiotikabehandlung verlangsamen sie ihren Stoffwechsel, sodass ihre Überlebenschancen in der feindlichen Umgebung steigen. Dabei wächst der Anteil persistenter Bakterien umso mehr, je extremer die Bedingungen sind (Anwesenheit menschlicher Immunzellen, niedriger pH-Wert, Antibiotikum). Werden die Bedingungen wieder freundlicher, gewinnen die Bakterien ihre Infektionskraft zurück.Diese Erkenntnis könnte zu besseren Medikamenten beitragen. Als vielversprechend gelten etwa Vitamin-A-Derivate, die auf die Zellmembran wirken.<ul class="references"><li>
3 Proc. Nat. Acad. Sci. 2021, doi: <ext-link ext-link-type="doi">10.1073/pnas.2014920118</ext-link></li></ul>
Eliza Leusmann

Meldung

Von Pflanzen, Mineralien und Bakterien

Datenbank aller weltweit bekannten Pflanzenarten | Das World Flora Online Consortium hat alle weltweit bekannten 350 000 Landpflanzenarten in der Online-Datenbank „World Flora Online“ zusammengestellt. Dazu arbeiteten 43 botanische Institutionen aller Kontinente über sechs Jahre zusammen.Mit der...

Wenn es wirklich stimmt, dass „Daten das Öl des 21. Jahrhunderts“ sein werden – und warum sollte es nicht stimmen, Bing und Google liefern dazu zusammen 403 000 Treffer, also muss ja was dran sein, oder? – dann stehen uns üble Zeiten bevor. Hatten wir doch gehofft, mit dem Ölzeitalter die dazugehörigen Schurken hinter uns lassen zu können – von Monopolkapitalisten, auslaufenden Supertankern, CIA, Saddam, bis hin zu den – gottseibeiuns! – Ewings.Dagegen scheinen die Protagonisten der Big-Data-Ära mehr Wichte als böse zu sein. Mark Zuckerberg ist zwar ronaldomäßig arrogant und Jeff Bezos kennt 1000 ganz legale Steuertricks, aber Larry Page und Sergey Brin haben bestimmt nie was Böses getan (außer Nerds zu sein), denn die bei Google sind ja aus Prinzip die Guten. Daten sammeln nur böse Algorithmen.Und jetzt das: „Wissenschaftsverlage wie Elsevier und Springer mutieren zu Datenkraken und setzen Spyware ein“, beklagt die IT-Nachrichtenseite <a href="https://Heise.de" target="_blank">Heise.de</a>. Sie beruft sich auf ein Informationspapier der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). In diesem 13-seitigen Positionspapier beschreibt die DFG das Datentracking in der Wissenschaft [diese Nachrichten, S. 24], also wie Wissenschaftsverlage Nutzungsdaten aggregieren, verwenden und verkaufen. Das süffige „mutieren zu Datenkraken“ der Heise-Headline lautete im trockenen Positionspapierdeutsch zwar „Das Geschäftsmodell der Verlage wandelt sich von Content Providern hin zu einem Data Analytics Business“, aber die Praxis, Bibliotheken Zusatzsoftware anzudrehen („Spyware“), die biometrische Daten sammelt, benennt das DFG-Papier schonungslos als Installation von „Verlagstrojanern“.Doch gerade bei diesem Punkt gilt es zu differenzieren. Eine stichprobenartige Umfrage unter der Redaktion bekannten Forschenden ergab, dass die Hemmungen, illegale Schattenbibliotheken zu nutzen, recht gering sind. „Wenn meine Unibibliothek Elsevier nicht anbietet, [Grund sind die auf Eis liegenden Verhandlungen mit dem Projekt Deal], dann muss ich doch auf SciHub gehen!“ Nun ja, das kann man so sehen – aber boykottieren und trotzdem dort publizieren (und lesen) wollen, geht nicht. Das Fazit der DFG-Studie gilt eben besonders auch für die eigene Rolle der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im großen Data-Spiel: „Daher müssen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie wissenschaftliche Institutionen der Problematik bewusst werden und die rechtlichen wie technischen und ethischen Rahmenbedingungen ihrer Informationsversorgung klären.“Im Interskriptum schreibt Nachrichten-Chefredakteur Christian Remenyi über Chemisches und Komisches – und was sich sonst noch so im Zettelkasten der Redaktion findet. <a href="mailto:nachrichten@gdch.de">nachrichten@gdch.de</a>

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