Bildung + Gesellschaft

<p>Kurioses, Erstaunliches, &Uuml;berraschendes &mdash; was vor 50 Jahren in den &bdquo;Nachrichten aus der Chemie&ldquo; stand, die damals noch &bdquo;Nachrichten aus Chemie und Technik&ldquo; hie&szlig;en.</p>

Vor 50 Jahren

<h2>Radioaktiver Abfall – Fundgrube für wertvolle Substanzen</h2><p>Nach einem Bericht im ersten Oktoberheft des Jahres 1970 der Nachrichten aus Chemie und Technik sollten aus abgebrannten Kernbrennstoffen Platinmetalle extrahiert werden, unter anderem in Karlsruhe. Dabei wurde prognostiziert:</p><div><img src="https://media.graphcms.com/moIT2DSy22vmpxfbCztA">

</div><p></p><p>Eine Anwendung für Plutonium aus dem Atommüll findet sich in der Fußnote:</p><div><img src="https://media.graphcms.com/Aj0VPuGRJKBcglsBZaxO">

</div><p></p><p>In der Bundesrepublik Deutschland wurden zwischen 1971 und 1976 insgesamt 284 Herzschrittmacher mit Radionuklidbatterien implantiert – das verzeichnet das Bundesamt für Strahlenschutz, das die Patienten registrierte. Allerdings: Pu-Geräte aus der Sowjetunion wurden in einigen Staaten noch bis Mitte der 1980er Jahre eingesetzt (und nicht registriert).</p><p>Den gesamten Beitrag über diese Form des Urban Mining lesen GDCh-Mitglieder unter <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.gdch.de/nachrichten" target="_blank">www.gdch.de/nachrichten</a></ext-link> und „mygdch“.</p>

Meldung

Radioaktiver Abfall – Fundgrube für wertvolle SubstanzenNach einem Bericht im ersten Oktoberheft des Jahres 1970 der Nachrichten aus Chemie und Technik sollten aus abgebrannten Kernbrennstoffen Platinmetalle extrahiert werden, unter anderem in Karlsruhe. Dabei wurde prognostiziert: Eine Anwendun...

<p>In diesen Tagen beginnt das Wintersemester. Dabei geht jedes Bundesland und jede Universität mit Covid-19 und steigenden Infektionszahlen anders um. In einem sind sich die Chemiefachbereiche einig: Chemie studieren im Fernunterricht ohne Laborpraktika ist sinnlos.</p>
<p>Leere Reihen in den Hörsälen, kleine Gruppen in großen Seminarräumen, vereinzelte Studenten vor der Mensa – so oder so ähnlich wird es im Herbst an den Universitäten aussehen. Bisher sei allerdings noch nirgends „wirklich klar, wie das Wintersemester laufen soll oder kann“, meinte im September Arno Pfitzner, Professor für anorganische Chemie an der Universität Regensburg und Sprecher der Konferenz der Chemiefachbereiche. Denn bisher kann niemand absehen, wie die Covid-19-Pandemie im Herbst und Winter verlaufen wird.</p><h2>Planen fällt schwer</h2><p>An vielen Universitäten etwa in Bayern, Hamburg oder Sachsen beginnen die Vorlesungen zwei Wochen später als in den Vorjahren. Mancherorts können sich Abiturienten noch bis Mitte Oktober einschreiben, und die Hochschulen wissen erst dann, ob sie mit mehr oder weniger Anfängern rechnen müssen. Sind es mehr, weil die Weltreise oder der Work-and-Travel-Aufenthalt in Australien in diesem Jahr ausfällt? Oder weniger, weil viele Abiturienten erstmal abwarten?</p><p>Um einen Studienplatz an der RWTH Aachen haben sich zum Wintersemester weniger beworben. Der Bachelor-Studiengang in Chemie ist zulassungsbeschränkt, und vermutlich werden alle Interessenten einen der 192 Plätze erhalten. Für die Universität Frankfurt haben sich in Chemie 30 Prozent weniger Anfänger eingeschrieben, hat Andreas Terfort beobachtet. Er ist Professor für anorganische Chemie an der Goethe-Universität und Sprecher des Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätentages.</p><p>Die Corona-Schutzverordnungen unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland, und jede Universität setzt die Verordnungen anders um. Grund sind nicht nur die unterschiedlichen Covid-19-Fallzahlen. Paul Kögerler, Professor für anorganische Chemie an der RWTH Aachen und Corona-Beauftragter der Fachgruppe Chemie meint dazu: „An einer dezentralen Universität mit Instituten, die über die Stadt verteilt sind, ist es einfacher als an einer Campusuniversität, Wege so zu organisieren, dass Abstandsregeln eingehalten werden können.“</p><h2>Hörsaal ohne Hörer</h2><p>Sicher erscheint heute: Die großen Vorlesungen, etwa eine Anfängervorlesung in anorganischer Chemie mit 5o0 Anwesenden, wird es nicht geben. Die übliche Belegungsplanung der Hörsäle funktioniert unter den Corona-Regeln nicht. In Marburg etwa hat der größte Chemiehörsaal 405 Sitzplätze, nun dürfen maximal 75 Menschen dort hinein. Aus Leipzig berichtet Studiendekan Harald Krautscheid: „Bei 1,5 Metern Abstand kann unser Experimentalhörsaal mit fester Bestuhlung nur zu 20 Prozent belegt werden.“ Die Universität hat sich daher für Hybridveranstaltungen entschieden: Ein Teil der Studierenden ist vor Ort, die anderen schalten sich online dazu. Dafür wurden die Hörsäle mit Video-Konferenzsystemen ausgestattet.</p><p>Wie im vergangenen Sommersemester zeichnen an den meisten Universitäten die Hochschullehrer ihre Vorlesungen auf. Dabei reicht die Bandbreite von nacheinander laufenden Folien über Filme aus dem Hörsaal mit Tafelbild bis zu Erklärvideos, für die Vortragende alle möglichen Plattformen getestet und Technik angeschafft haben. Die gefilmten Vorlesungen seien bei den Studierenden sehr gut angekommen, berichtet Arno Pfitzner, Foliensätze eher weniger.</p><p>Andreas Terfort berichtet von teilweise frustrierenden Erfahrungen aus dem Sommersemester, da kaum zu erkennen war, ob die Studenten mitarbeiten. Die Studierenden in Leipzig beklagen fehlenden Kontakt untereinander und zu den Lehrenden.</p><p>Paul Kögerler hat wahrgenommen, dass sich gerade in Online-Seminaren mehr Studierende beteiligen. Er vermutet, dass die Schüchternen sich in der anonymisierten Online-Umgebung eher trauen, Fragen zu stellen.</p><p>„An der RWTH Aachen haben wir vom Center für Lehr- und Lernservices profitiert“, berichtet Kögerler. Die Institution, gegründet, um die Qualität der Lehre zu stärken, hat die Hochschullehrer für Online-Lehre gecoacht, sie mit Aufnahmetechnik unterstützt und den Schnitt der Videos übernommen. „Das war ausgesprochen hilfreich.“</p><p>In Frankfurt hat das Filmteam der Goethe-Universität Andreas Terfort dabei unterstützt, seine Vorlesung aufzuzeichnen. „Das Filmteam sollte eigentlich aus Kostengründen abgeschafft werden.“ Davon ist jetzt keine Rede mehr.</p><h2>Fester Termin oder Zeitsouveränität</h2><p>Hochschullehrer sind sich nicht einig, ob Online-Vorlesungen zu einem festen Zeitpunkt ausgestrahlt werden oder zum Herunterladen auf einer Plattform stehen sollen. Für den festen Termin spricht, dass dieser den Studierenden dabei hilft, ihren Tag zu strukturieren. In Frankfurt beispielsweise ist es dem jeweiligen Dozenten überlassen, die Vorlesung zum Download zur Verfügung zu stellen. Die Zugriffszahlen auf Andreas Terforts Vorlesung im Sommersemester stiegen erst kurz vor der Klausur. Er bezweifelt, dass dies dem Lernfortschritt dient. Aber: „Studierende sind erwachsene Menschen,“ meint er, „sie müssen selber wissen, wann sie sich die Vorlesungen ansehen.“</p><p>Die RWTH Aachen motiviert die Studierenden, sich über die Lernplattform der RWTH regelmäßig die Videos anzusehen. Denn dort können die Studierenden sie grundsätzlich dann abrufen, wann sie möchten. So können sie sie nach ihren individuellen Bedürfnissen nutzen, langsamer oder schneller laufen lassen oder Passagen per Mausklick wiederholen. Zudem gibt es damit keine zeitlichen Überschneidungen mit den Laborpraktika, die vormittags wie nachmittags stattfinden.</p><h2>Die soziale Funktion des Labors</h2><p>Wenn jeder die Vorlesungen alleine vor seinem Labtop schaut, bekommen Laborpraktika in diesem Semester noch eine andere Funktion: Die Studienanfänger lernen sich hier kennen, treffen sich hier vielleicht zum ersten Mal. Nicht nur deswegen halten die Universitäten an Präsenzpraktika fest. „Die praktische Ausbildung ist ein zentraler Teil des Chemiestudiums“, meint Harald Krautscheid und stimmt darin mit den meisten Hochschullehrern überein.<sup>1)</sup> Arno Pfitzner denkt, dass es möglich sein müsste, die Labors vollständig zu belegen – schließlich sind diese Räume extrem gut belüftet.</p><p>Dennoch richten sich die Universitäten darauf ein, dass nur ein Drittel der Laborplätze gleichzeitig belegt sein darf. In der Folge sind die Praktika oft stark formalisiert, wie in Frankfurt, wo es im organischen Praktikum für jede Synthese eine feste Lernstation gibt. Zudem steigt der Betreuungsaufwand, wenn Studierende in mehreren Schichten experimentieren oder daran erinnert werden müssen, die Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten. In Aachen finanziert die Hochschulleitung daher der Fachgruppe mehr Hilfskraftstellen. Andreas Terfort in Frankfurt hat einfach mehr Praktikumsassistenten eingestellt. Es sei im Moment leicht, die Stellen zu besetzen, „denn es sind so viele andere Studentenjobs weggefallen.“</p><p>Frauke Zbikowski</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/jzzp9UEeSwmbKr4aEoxO"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Universitäten im Wintersemester: Große Vorlesungen wird es sicher nicht geben.  Foto: Anke Thomass / Adobe Stock</figcaption></figure>

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<sup>1 </sup><a href="https://www.mnft.de" target="_blank">www.mnft.de</a></li></ul>


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