Industrie + Technik

Welche Arten der Finanzierung sind möglich?Das Thema Finanzierung ist bei einem Start-up-Projekt oft die größte Herausforderung, vor allem für Chemie-Start-ups. Alleine die Ausstattung eines kleinen Labors kostet einige 100 000 Euro, und dazu kommen oft Spezialgeräte.Bei Bankkrediten müssen Darlehensnehmer fast immer persönlich haften. Deshalb rate ich von Bankkrediten ab, da das finanzielle Risiko existenzgefährdend werden kann. Für Start-ups in der frühen Phase interessanter sind Frühphasen-Investoren wie Business Angels und Risikokapitalinvestoren (Venture Capital). Business Angels bieten weitere Vorteile, da diese in der Regel die Start-ups mit ihrer Erfahrung und ihrem Netzwerk unterstützen. Das kann in vielen Fällen einen Unterschied machen.Allerdings bekommen solche Investoren in der Regel Sonderrechte und schränken damit den Handlungsspielraum der Gründer oder des Managementteams ein. Zudem haben Venture-Capital-Investoren eine Exit-Orientierung [Nachr. Chem. 2023, 71(5), 29]. Vor dem Einstieg von Investoren finanzieren in der Gründungsphase eines Unternehmens oft Familie oder Freunde, die Family, Friends und Fools, das Start-up. Dabei ist darauf zu achten, dass diese Geldgeber kein unüberschaubares finanzielles Risiko eingehen und dies nicht später zu Problemen führt.Das mittlerweile etablierte Crowd-Funding kann eine interessante Alternative sein. Dabei kommen in der Regel relativ kleine Summen zusammen, selten mehr als 100 000 Euro. Business-Angel-Finanzierungsrunden dagegen haben eine Größenordnung von einigen 100 000 Euro und Venture-Capital-Gesellschaften investieren in der Regel Millionenbeträge. Zudem haben es beim Crowd-Funding wissenschaftsorientierte und damit erklärungsintensive Themen schwer.Eine Alternative ist das Bootstrapping als Finanzierungsform. Dabei verzichten die Gründer auf fremdes Kapital. Das Ziel ist, das eigene Unternehmen aus eigener Kraft zu gründen und aufzubauen. Demnach investieren Gründer beim Bootstrapping nur eigenes Geld. Der Fokus muss daher auf frühen Umsätzen liegen.Oftmals ist Gründern nicht bewusst, dass Umsatz generieren eine Alternative zur Investorensuche sein kann. Können sie beispielsweise neben der Technologie- oder Produktentwicklung auch Dienstleistungen anbieten? Wenn ja, hat das den zusätzlichen Vorteil, dass das Start-up Kundenbeziehungen aufbaut und Rückmeldungen von Anwendern erhält. Allerdings besteht die Gefahr, das ursprüngliche Geschäftskonzept aus den Augen zu verlieren. Daher ist es notwendig, die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten sorgfältig abzuwägen.

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Welche Arten der Finanzierung sind möglich?

Welche Arten der Finanzierung sind möglich?Das Thema Finanzierung ist bei einem Start-up-Projekt oft die größte Herausforderung, vor allem für Chemie-Start-ups. Alleine die Ausstattung eines kleinen Labors kostet einige 100 000 Euro, und dazu kommen oft Spezialgeräte.Bei Bankkrediten müssen Darle...

Die deutschen Laborzulieferer erzielten im letzten Jahr erstmals einen Umsatz von über elf Milliarden Euro. Die Zahlen sind allerdings durch die Inflation verzerrt. Zurück gingen die Umsätze mit Verbrauchsmaterialien wie Pipettenspitzen und Materialien für die medizinische Diagnostik.Die Umsätze der deutschen Industrie für Analysen, Bio- und Labortechnik sind im letzten Jahr um mehr als sieben Prozent auf 11,7 Milliarden Euro gestiegen. Der Branchenverband Spectaris, dem 330 Unternehmen angehören, spricht von einem Rekord. Allerdings sind die Umsatzzuwächse mindestens zum Teil auf gestiegene Einkaufs- und Verkaufspreise zurückzuführen.Im laufenden Jahr sollen die Zahlen noch größer werden: Die Branche rechnet mit einem weiteren Umsatzplus von 7 Prozent auf über 12 Milliarden Euro.<h2 type="main">Wachsende Märkte weltweit</h2>Der globale Labormarkt hat nach Angaben des Göttinger Laborzulieferers Sartorius ein Volumen von 69 Milliarden Euro und wächst jährlich um vier bis fünf Prozent. Marktführer für <link href="#nadc20234136924-fig-0001">Analysengeräte und Laborzubehör ist seit Jahren der US-Konzern Thermo Fisher Scientific, der im Jahr 2022 umgerechnet insgesamt 41 Milliarden Euro umsetzte. Davon erzielte Thermo 18 Prozent mit Geräten und 43 Prozent mit Verbrauchsmaterialien. Die restlichen 39 Prozent des Umsatzes erwirtschaftete der Konzern mit Dienstleistungen.<figure xml:id="nadc20234136924-fig-0001"><figure><img alt="image" src="https://media.graphassets.com/R05HeKBrSfm3m8QH58oC"><figcaption><label>Abb.1: </label>Geräteproduktion bei Endress + Hauser. Die Konzernmutter der deutschen Analytik Jena setzte im letzten Jahr weltweit 3,3 Milliarden Euro um. Dafür lieferte der Schweizer Konzern über 2,9 Millionen Geräte aus. Foto: Endress + Hauser</figcaption></figure></figure>Steigende Forschungsausgaben weltweit bringen Geräteherstellern und Laborzulieferern höhere Umsätze. So hat der US-Kongress das Budget der National Instituts of Health (NIH) im letzten Jahr um 4,5 Prozent erhöht und im laufenden Jahr noch mehr Gelder bewilligt. Auch die EU und China erhöhen kontinuierlich ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung.Die Umsatzprognosen für Deutschland sind das Ergebnis einer Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen von Spectaris. Die meisten sind keine Aktiengesellschaften und müssen ihre Geschäftszahlen daher nicht offenlegen.<h2 type="main">Höhere Gewinne, sinkende Nachfrage</h2>Sartorius gehört zu den wenigen Unternehmen der Branche in Deutschland, die einen Geschäftsbericht herausgeben. Der Göttinger Hersteller von Analysengeräten und Bioprozesszubehör meldete für das vergangene Geschäftsjahr 21 Prozent mehr Umsatz als im Vorjahr, er liegt nun bei 4,2 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (vor Steuren und Abschreibungen, Ebitda) nahm in ähnlichem Maße zu, und zwar um 20 Prozent. Die Ebitda-Marge von 33 Prozent lag 0,3 Prozentpunkte unter der vom letzten Jahr.Die Laborsparte des Konzerns setzte 848 Millionen Euro um, mehr als vorhergesagt und 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Marge stieg auf 26 Prozent des Umsatzes.Das Unternehmen erhöhte die Zahl der Beschäftigten um 2100 auf 15 900 weltweit, etwa 10 000 arbeiten in Europa. Seit dem Jahr 2018 hat sich die Mitarbeiterzahl verdoppelt. Im laufenden Jahr ist hingegen weniger Personalaufbau geplant. Denn das Unternehmen rechnet damit, dass die Nachfrage nach seinen Produkten weniger zunimmt als während der Covid-19-Pandemie. Umsätze, die Sartorius mit coronabezogenen Produkten erzielte, gingen zurück.<h2 type="main">In Europa weniger Verbrauchsmaterialien</h2>Der Umsatz des Hamburger Laborzulieferer Eppendorf wuchs wie der von Sartorius im vergangenen Geschäftsjahr stärker als der Branchendurchschnitt, und es zeigen sich Effekte der nachlassenden Coronapandemie. Der Gesamtumsatz von 1,23 Milliarden Euro lag 12 Prozent über dem des Jahres 2021. Die Ebit-Marge (Ergebnis vor Steuern,) lag bei 18 Prozent des Umsatzes (Vorjahr: 25 Prozent). Besonders hoch war die Nachfrage nach Zentrifugen und Pipettierprodukten sowie nach Geräten für Bioprozesse.In Europa ging der Umsatz um knapp 6 Prozent zurück, was das Unternehmen auf eine geringere Nachfrage nach Materialien für Coronatests zurückführt. Eppendorf verkaufte weniger Verbrauchsmaterialien wie Pipettenspitzen als im Jahr 2021.<h2 type="main">Zurück zur Routinediagnostik</h2>Die Life-Science-Branche weltweit wuchs um etwas mehr als vier Prozent. Das ist mehr als die Weltwirtschaft (3 Prozent), aber weniger als im Vorjahr (10 Prozent), als die Nachfrage nach Coronatests und Impfstoffproduktion das Wachstum trieb.So sank der Umsatz der deutschen Hersteller von Chemikalien und sonstigen Verbrauchsmaterialien für die medizinische Diagnostik dem Branchenverband VDGH zufolge von 6,3 Milliarden Euro im Jahr 2021 auf 3,5 Milliarden Euro im letzten Jahr (minus 44 Prozent). Dabei verkauften die Hersteller im Jahr 2022 Materialien für die Routinediagnostik im Wert von 2,24 Milliarden Euro, im Jahr davor waren es 2,21 Milliarden Euro gewesen. Vor allem die Nachfrage nach Covid-19-Schnelltests sank, die Umsätze mit PCR-Tests stiegen etwas, von 430 auf 460 Millionen Euro.Mit Wachstum rechnen die meisten Hersteller von Diagnostikmaterialien in diesem Jahr nicht, fast die Hälfte rechnet im Gegenteil damit, dass die Umsätze zurückgehen werden.<h2 type="main">Labore sehen weiterhin Materialbedarf</h2>Anders als die Zulieferer in ihren Geschäftsberichten und der Diagnostica-Branchenverband in seinen Prognosen gehen die Labore davon aus, dass sie weiterhin hohen <link href="#nadc20234136924-fig-0002">Bedarf an Materialien haben. Fast die Hälfte der Labore kündigt an, zusätzliche Materialbestände aufzubauen, wie eine Befragung des Zulieferers Starlab unter seinen Kunden ergeben hat. Zurückgehenden Verbrauch an Liquid-Handling-Materialien wie Pipettenspitzen und Probenröhrchen sehen nur sieben Prozent der befragten Labore. Zwei Drittel gehen davon aus, dass im laufenden Jahr der Materialbedarf gleich bleibt, 29 Prozent sehen den Bedarf steigen (Grafik).<figure xml:id="nadc20234136924-fig-0002"><figure><img alt="image" src="https://media.graphassets.com/EhCkJvlLTKePNbFN4lNF"><figcaption><label>Abb.2: </label>Wie sich der Materialbedarf bei Laboren im Vergleich zum Vorjahr verändert hat beziehungsweise wie sich der Bedarf voraussichtlich verändern wird. Ergebnisse einer Befragung des Zulieferers Starlab unter seinen Kunden (2022: 553 Antworten, 2023: 552 Antworten).</figcaption></figure></figure>Noch wirken die Lieferengpässe während der Coronapandemie nach: Weniger als die Hälfte der Labore, die der Zulieferer Starlab Anfang des Jahres befragt hat, sehen sich ausreichend mit allen Materialien für das Liquid-Handling versorgt. Über die Hälfte klagt über verspätete Lieferungen. Der Anteil der Starlab-Kunden, die einige Materialien überhaupt nicht bekommen können, ist dagegen auf 4 Prozent gesunken, im Vorjahr waren es noch 13 Prozent. Trotzdem nennt nur ein Viertel der Labore Versorgungsengpässe als größte Herausforderung, mehr als ein Drittel sorgt sich um steigende Preise.Frauke Zbikowski

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