Bildung + Gesellschaft

Seit 100 Jahren wird in Teltow am Südrand Berlins Polymerforschung betrieben. Die Eingliederung des Instituts für Polymerenchemie (IPOC), eines Akademie-Instituts der DDR, in die gesamtdeutsche Forschungslandschaft steht exemplarisch für die wissenschaftspolitischen Umbrüche im Zuge der Wende 1989/90.
Im Jahr 1921 nahm die Forschungs- und Patentzentrale der Glanzstoff AG in Teltow-Seehof die Textilfaserforschung auf. Hauptaufgabe innerhalb der Glanzstoff-Fabriken war es, die Herstellung von Textilfasern auf Cellulosebasis zu verbessern.1949 übernahm die Akademie der Wissenschaften innerhalb ihres Forschungsbereichs Chemie den Standort als Institut für Faserstoff-Forschung. Die Aufgaben für Grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung wurden deutlich erweitert: etwa bei der Verfahrensentwicklung für Reifencord aus Cellulose, bei Textilfasern aus Polyacrylnitril (Wolpryla), Polyamid (Dederon) oder Polyester (Grisuten).Im Jahr 1972 wurde der Name in Institut für Polymerenchemie (IPOC) geändert. Forschungsthemen waren neuartige Materialien wie Polyelektrolyte, Polyethylen, Polyvinylchlorid oder Proteine und neue Anwendungen, etwa Wundpulver, Flockungsmittel, Membranen (für die künstliche Niere) oder Nahrungsmittel.Die wissenschaftlichen Ergebnisse des Instituts brachten nationales und internationales Ansehen. Bis 1985 war keiner der Direktoren des Instituts SED-Mitglied (Erich Correns 1949 – 1961, Herrmann Klare 1961 – 1968, Burkhart Philipp 1969 – 1981, Gerhard Reinisch 1981 – 1985).<h2>Das Jahr 1989</h2>Im Jahr 1989 vertiefte die wirtschaftliche und politische Situation in der DDR sowie die zunehmende Bürokratisierung von Arbeitsabläufen die Kluft zwischen den Instituts- und Bereichsleitungen und der Belegschaft – etwa 470 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon zirka 180 in nicht-forschenden Bereichen. Angesichts der merkwürdigen Ergebnisse der Kommunalwahlen im Sommer verbreiteten sich auch im IPOC im September heimliche Aufrufe der Bürgerrechtsbewegung Neues Forum, und Unterschriftsaktionen wurden gestartet. Die freien Meinungsäußerungen in einer Wandzeitung nahmen zu, ohne dass Partei- und Institutsleitung einschreiten konnten.Anfang November wurde die Institutsleitung auf einer Belegschaftsversammlung heftig kritisiert; den Fall der Mauer am 9. November begrüßte ein großer Teil der Belegschaft. Unter der Bezeichnung „Alternative Gruppe“ konstituierte sich eine Opposition gegen die Institutsleitung.Ende November 1989 wurde auf Druck der Wissenschaftler des Instituts erstmals ein wissenschaftlicher Rat demokratisch gewählt. Die meisten Stimmen erhielten Burkart Philipp und Dieter Paul (nur ein Bereichsleiter belegte den 18. Platz).1) In einer Belegschaftsversammlung im Dezember wurde der Institutsleitung unter Jürgen Dahlmann (Direktor seit 1985) das Misstrauen ausgesprochen.In der konstituierenden Sitzung des wissenschaftlichen Rates kurz vor Weihnachten 1989, der zu diesem Zeitpunkt neben den wissenschaftlichen soziale Fragen der Zukunft zu behandeln hatte, wurde Burkart Philipp als neuer Institutsleiter durchgesetzt. Ab 1. Februar 1990 übernahm er wieder die Leitung des Instituts.Die ersten Arbeitsmonate der neuen Leitung waren der inneren Demokratisierung der Institutsstruktur gewidmet. Die schwerfällige Bereichsstruktur wurde zugunsten einer Abteilungsstruktur verändert. Die „Alternative Gruppe“ schloss die Bewertung der früheren Leitung ab und bewirkte damit personelle Umbesetzungen.Die politischen Veränderungen im Institut wurden mit Augenmaß und ohne Vergeltungsstreben durchgeführt. Ehemalige SED-Mitglieder wurden von den Schaltstellen entfernt. Wenn sie menschlich integer waren, erhielten sie Positionen, die ihren Fähigkeiten entsprachen.Die wissenschaftliche Arbeit im Institut blieb trotz allen Turbulenzen nicht liegen. Zirka 200 Publikationen und etwa 20 Patente aus diesem Zeitraum zeugen davon.Parallel zur Demokratisierung im Inneren und den wissenschaftlichen Arbeiten gab es zunehmend Kontakte zu Wissenschaftlerpersönlichkeiten sowie staatlichen und Wissenschaftsinstitutionen der Bundesrepublik, darunter zu den Berliner Universitäten und Forschungsinstitutionen, zum Forschungsministerium, zur Max-Planck-Gesellschaft und zur Industrie.<h2>Aus einem wurden mehrere Institute</h2>Der Wissenschaftsrat der Bundesrepublik hatte 1990 die Aufgabe, den Übergang in eine gesamtdeutsche Forschungslandschaft vorzubereiten. Bereits im zweiten Quartal wurde erkennbar, dass das ursprüngliche Konzept – nämlich das IPOC als einzelnes Polymerinstitut in voller Breite und mit einem großen Teil der Belegschaft weiterzuführen – nicht zu realisieren war. Stattdessen kam es zu einem Vorschlag, das Institut nach fachlichen Gesichtspunkten auf verschiedene Träger aufzuteilen. Entscheidend für die Zukunft des Standorts wurde die Evaluierung des vorgelegten Teilungskonzepts durch die mit internationalen Wissenschaftlern besetzte Arbeitsgruppe Chemie des Wissenschaftsrates unter Hansjoachim Sinn (Uni Hamburg) im Dezember 1990. Nach Vorträgen und Besichtigung und fairen Diskussionen blieb nur das Abwarten, aber die gefühlte Stimmung war positiv.Inzwischen sank die Zahl der Beschäftigten. Vielen Mitarbeitern erschien die Zukunft zu unsicher und sie wechselten den Arbeitsplatz.Im Juli 1991 veröffentlichte der Wissenschaftsrat seine Empfehlung.2) Darin stand unter anderem: „Eine Bereicherung für die deutsche Forschungslandschaft bedeutet die Abteilung Membranforschung in Teltow-Seehof. Es wird vorgeschlagen, eine GKSS-Außenstelle zu bilden.“ Damit hatte 1992 das Institut für Chemie der GKSS im westdeutschen Geesthacht einen Institutsteil in Brandenburg gewonnen. (1994 wurde Dieter Paul Institutsleiter – eine der ersten Berufungen aus dem Osten in den Westen.) Es wurde weiterhin empfohlen, ein Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) zu gründen. Ende 1991 handelte die MPG entsprechend, nachdem sie 1990 noch sehr zögerlich gewesen war. Das empfohlene Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP war schon im April 1991 als zunächst befristete Einrichtung gegründet worden. Dazu kamen eine Außenstelle des Instituts für angewandte Materialforschung Bremerhaven und Gruppen an der neuen Universität Potsdam.Sozialpolitisch wurde die Umgestaltung des Forschungsstandorts zum Erfolg. Auch weil es Vorruhestandsregelungen gab und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter Vermittlung der Institutsleitung ein neues Wirkungsfeld fanden, verlor niemand wegen der Umstrukturierung seine Arbeit. Entlassen wurden lediglich zwei Mitarbeiter – sie hatten für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR gearbeitet.Am 31.12.1991 hörte das Institut für Polymerenchemie auf zu bestehen, und die neuen Institutionen nahmen offiziell ihre Arbeit auf.<h2>Die Geschichte geht weiter</h2>Ursachen für die erfolgreiche Umgestaltung des Standorts waren: Ein realistisches Wissenschafts- und Organisationskonzept für die Neugestaltung, der wissenschaftliche Ruf des früheren Instituts, die politisch neutrale oder sogar ablehnende Haltung der Mitarbeiter gegenüber DDR-Parteibürokratie und Staatsideologie, die den Neuanfang nach der Wende erleichterte, und die Unterstützung westdeutscher und westberliner Fachkollegen, Vertreter von Behörden und Unternehmen in der Wendezeit bei der Neugestaltung des Standorts.Max-Planck- und Fraunhofer-Institut verließen im Jahr 2000 den Standort, um in Potsdam-Golm in Neubauten dichter an der Universität zu sein und Platz für Erweiterungen zu finden.3) Knapp 30 Jahre nach der Zugehörigkeit des Forschungsstandortes zur GKSS hat das Helmholtz Zentrum Hereon Geesthacht in Teltow mit dem Institut für aktive Polymere (Leitung Andreas Lendlein) neue Schwerpunkte in der Materialforschung, Biowissenschaften und Medizin gesetzt.Die 100-jährige Forschungstradition in Teltow besteht somit fort.<h2>Der Autor</h2>Der Chemiker Dieter Paul, Jahrgang 1938, war von 1994 bis 2002 Direktor des Institutes für Chemie des GKSS-Forschungszentrums Geesthacht. Er erlebte als einer der letzten in der DDR zum Professor berufenen Wissenschaftler die Wende in Teltow mit und gestaltete den Übergang in verantwortlicher Position. Sein Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Standorts für ihre Kreativität und Leistungsbereitschaft, ohne die es keinen Erfolg auf dem Weg in die gesamtdeutsche Forschungslandschaft gegeben hätte. <a href="mailto:CDPaul@web.de">CDPaul@web.de</a><div><img src="https://media.graphcms.com/N4VWnK1ESWakGWDmz2nQ">

</div><figure><img src="https://media.graphcms.com/3H6bsjbNREGuLyo0KFDn"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Seit 100 Jahren Forschungsstandort: Gebäude der Patentabteilung Seehof der Glanzstoff AG im Jahr 1921. Foto aus: 25 Jahre Glanzstoff, Ecksteins Bibliogr. Verlag Berlin 1924</figcaption></figure>

<ul class="references"><li>
1 Der Bericht basiert auf: D. Paul, B. Philipp, 80 Jahre Polymerforschung in Teltow-Seehof, Forschungszentrum Geesthacht 2003</li><li>
2 Wissenschaftsrat der BRD, Stellungnahme vom 5.7.1991, erschienen 1992, S. 58–62</li><li>
3 B. Philipp, D. Paul, Nachr. Chem. 2003, 51, 33</li></ul>

Artikel

Wendejahre eines Akademieinstituts

Seit 100 Jahren wird in Teltow am Südrand Berlins Polymerforschung betrieben. Die Eingliederung des Instituts für Polymerenchemie (IPOC), eines Akademie-Instituts der DDR, in die gesamtdeutsche Forschungslandschaft steht exemplarisch für die wissenschaftspolitischen Umbrüche im Zuge der Wende 198...

Seile und farbige Zollst&ouml;cke eignen sich als Material f&uuml;r Modelle, die dabei helfen, das elektromagnetische Spektrum zu verstehen. Mit Taschenlampe und Springseil l&auml;sst sich auch der Unterschied zwischen Licht und Laserstrahlung zeigen.
Optische Ph&auml;nomene, Licht und Farbe, Ausbreitung von Licht, magnetische Felder, Radioaktivit&auml;t, R&ouml;ntgenstrahlung oder Wellen finden sich in den Fachcurricula aller Bundesl&auml;nder.1) Das Thema hat Bezug zum Alltag: zu Radio-, Mikro- oder Handywellen, zu R&ouml;ntgenstrahlen, zum blauen Himmel und zu den Regenbogenfarben.
Dass sich Licht aus Wellen mit einem elektrischen und magnetischen Anteil zusammensetzt, die einander beeinflussen und sich als Transversal- und Longitudinalwellen ausbreiten, ist schwer zu verstehen. Modelle aus Alltagsgegenst&auml;nden k&ouml;nnen dabei das Verst&auml;ndnis f&ouml;rdern. Ansatzpunkt ist die grundlegende Gleichung E = h &middot; c/&lambda; (mit dem Planck&lsquo;schen Wirkungsquantum h und der Lichtgeschwindigkeit c): Je gr&ouml;&szlig;er die Wellenl&auml;nge, desto kleiner ist die Energie der Strahlung.
<h2>Wellen im Kletterseil</h2>
Um Wellenl&auml;nge und den Zusammenhang von Wellenl&auml;nge und Energie von Strahlung zu veranschaulichen, eignet sich ein sechs bis acht Meter langes Polyesterseil mit einem Durchmesser von 12 bis 15 Millimetern. Solche Seile gibt es als Kletterbedarf oder im Baumarkt.
Um Wellenl&auml;nge zu zeigen, befestigt man das Seil an einem festen Gegenstand, beispielsweise an einem Tischbein, und nimmt das freie Ende in die Hand. Schl&auml;gt man nun mit m&auml;&szlig;iger Kraft durch peitschende Bewegungen Energie in das Seil, entsteht eine stehende Welle (Fotos oben). Die Wellenberge breiten sich &uuml;ber das gesamte Seil aus.
<figure><img src="https://media.graphcms.com/0f4xsvLdQ9iw9Refk96q" />
<figcaption><label>Abb. 1: </label>H&ouml;here Energie bedeutet k&uuml;rzere Wellenl&auml;nge: Bei m&auml;&szlig;ig schlagenden Auf- und Abbewegungen eines Seils (links) entstehen Wellen mit gro&szlig;er Wellenl&auml;nge, bei schnellen, kr&auml;ftigen Auf- und Abbewegungen sind die Wellenl&auml;ngen kleiner (unten). Fotos: Volker Lannert</figcaption>
</figure>
Schl&auml;gt man das Seil mehrmals auf und ab, sodass mehrere Wellenberge hintereinander entstehen, ist der Abstand zweier benachbarter Wellenberge und damit die Wellenl&auml;nge leicht abzusch&auml;tzen. Sie liegt bei etwa einem Meter.
Bewegt man das Seil mit vielen schnellen und kr&auml;ftigen Schl&auml;gen auf und ab, entstehen viele kleine Wellen mit Wellenl&auml;ngen von etwa 30 bis 40 cm, die sich &uuml;ber das Seil ausbreiten: Je mehr Energie man also in das Seil hineinsteckt, desto kleiner werden die Abst&auml;nde zwischen den Wellen.
Zus&auml;tzlich zeigt sich ein sch&ouml;ner Nebeneffekt: Die &Auml;nderung der Amplitude hat mit der Wellenl&auml;nge nichts zu tun. Sie spiegelt lediglich die Intensit&auml;t der Strahlung wider, also ob beispielsweise gr&uuml;nes Licht hell oder weniger hell leuchtet.
<h2>Zollst&ouml;cke als Wellenmodelle</h2>
Das Spektrum des Lichts inklusive des Zusammenhangs zwischen Wellenl&auml;nge und Energie l&auml;sst sich mit farbigen Zollst&ouml;cken veranschaulichen, hier mit drei normalen Zollst&ouml;cken (grau oder wei&szlig;), einem kleineren sowie einem Mini-Zollstock. F&uuml;r eine praktischere Handhabung und bessere Sichtbarkeit werden immer jeweils zwei 20-cm-Zollstockeinheiten der vier gro&szlig;en Zollst&ouml;cke aufgeklappt. Zollst&ouml;cke, deren Gelenke einrasten, eignen sich besonders gut, weil diese beim Vorf&uuml;hren nicht umknicken. Alternativ werden die Gelenke, die gerade bleiben sollen, mit Klebstoff fixiert.
Bei einem Zollstock wird die Vorderseite rot und die R&uuml;ckseite gr&uuml;n angemalt (zum Beispiel mit Abt&ouml;nfarbe aus dem Baumarkt). Ein zweiter Zollstock wird gr&uuml;n und auf der R&uuml;ckseite blau angestrichen, der dritte Zollstock bleibt unver&auml;ndert. Der kleine Zollstock bekommt einen violetten Anstrich sowie beispielsweise eine orange-schwarz gestreifte R&uuml;ckseite und der Mini-Zollstock eine schwarz-gelb gestreifte (Foto oben links).
<figure><img src="https://media.graphcms.com/eHJxbyqcQP2kveHPkeOk" />
<figcaption><label>Abb. 2: </label>Verschieden gro&szlig;e Zollst&ouml;cke, Vorder- und R&uuml;ckseite jeweils angemalt nach Wellenl&auml;nge beziehungsweise Strahlungsart: Radio-/Mikrowelle in Grau, rote und gr&uuml;ne Zollst&ouml;cke f&uuml;r sichtbares Licht, Violett f&uuml;r UV-Licht, gestreifte, kleine Zollst&ouml;cke f&uuml;r R&ouml;ntgen- und Gammastrahlung. Foto: Andreas Korn-M&uuml;ller</figcaption>
</figure>
Der aufgeklappte Zick-Zack-Zollstock soll die elektromagnetische Welle darstellen. Eine reale Welle ist zwar sinus- und nicht zickzack-f&ouml;rmig, an dieser Stelle ist dies aber f&uuml;r das Verst&auml;ndnis vernachl&auml;ssigbar.
Um das gesamte Strahlungsspektrum abzubilden, beginnt man mit dem grau-wei&szlig;en Zollstock und klappt ihn m&ouml;glichst weit auseinander. Je nach Arm-Spannweite betr&auml;gt die Wellenl&auml;nge etwa 60 bis 80 cm. Dies entspr&auml;che beispielsweise einer Radiowelle.
Wenn man den Zollstock etwas zusammendr&uuml;ckt, also Energie hineinsteckt, wird die Wellenl&auml;nge kleiner. Zwar ist daf&uuml;r nicht viel Energie erforderlich, aber so wird vorstellbar, dass die zusammengedr&uuml;ckte Welle Energie gewonnen hat, aus der Radiowelle ist in dem Fall eine Mikrowelle geworden &ndash; symbolisiert durch das gestreifte Muster auf der R&uuml;ckseite.
Ausgehend von Mikrowellen kann man zum sichtbaren Teil des Spektrums &uuml;berleiten, das der rot und gr&uuml;n bemalte Zollstock symbolisieren soll mit Rot als der ersten Strahlung, die das menschliche Auge wahrnehmen kann.
Gr&uuml;nes Licht ist energiereicher als rotes Licht, daf&uuml;r kann man den roten Zollstock zusammendr&uuml;cken und dreht ihn dann um. Das Gleiche kann man mit dem gr&uuml;n-blauen Zollstock machen und beginnt mit gr&uuml;nem Licht: So l&auml;sst sich zusammenfassen, dass blaues Licht viel energiereicher ist als rotes, weil dessen Wellenl&auml;nge k&uuml;rzer ist als die des roten Lichts.
Ultraviolette Strahlung kann dann mit einem kleinen (violett angemalten) Zollstock dargestellt werden. Jugendliche wissen aus ihrem Alltag, dass ultraviolette Strahlung einen Sonnenbrand verursachen kann. &Uuml;ber den gr&ouml;&szlig;eren Energiegehalt von UV-Licht ist ihnen das erkl&auml;rbar.
Schlie&szlig;lich wird der kleine Zollstock ebenfalls weiter zusammengedr&uuml;ckt und die Wellenl&auml;nge verkleinert, bis man zur R&ouml;ntgenstrahlung gelangt (umgedrehter Zollstock mit beispielsweise orange-schwarzen Streifen) und zur Gammastrahlung mit dem schwarz-gelb gestreiften Minizollstock als Modell. Die Farben auf den Zollst&ouml;cken au&szlig;erhalb des sichtbaren Spektrums sind dabei nachrangig.
Die Abst&auml;nde bei den Zollst&ouml;cken sind nat&uuml;rlich nicht ma&szlig;stabsgerecht und k&ouml;nnen die Spannweite &uuml;ber 16 Potenzen von Kilometer bis Picometer nicht direkt abbilden. Daher wird die L&auml;ngenwelle einer Radiowelle (1 Meter) und des roten Lichts (10&ndash;9 Meter) beispielhaft erw&auml;hnt.
<h2>Exkurs Mikrowellenherd</h2>
Als elektrischer Dipol werden Wassermolek&uuml;le zu Schwingungen im elektrischen Wechselfeld der Mikrowellen angeregt.3) Dazu gibt es ein interaktives Experiment:
Die Mikrowellen werden dabei durch ein handels&uuml;bliches Springseilchen aus dem Sportartikelhandel veranschaulicht. Die kreisenden Schwingungsb&ouml;gen beim Seilspringen sollen dabei Transversalwellen darstellen. Ein Freiwilliger oder eine Freiwillige soll nun seilspringen, stellt damit ein Wassermolek&uuml;l dar, das im Mikrowellenger&auml;t durch die Wellen ins Rotieren ger&auml;t. Nach kurzer Zeit wird dem Seilspringer warm. Beim Essenerw&auml;rmen passiert &Auml;hnliches, nur massenhaft: Die kontinuierlich erzeugten Mikrowellen regen s&auml;mtliche Wassermolek&uuml;le in der Speise zu Schwingungen an. Die Bewegungsenergie der Molek&uuml;le erhitzt das Wasser, und es erw&auml;rmt die Speise.
Wie fein verteilte Metallatome mit Mikrowellen interagieren, l&auml;sst sich an den aufgedampften Aluminiumschichten auf CDs und Chipst&uuml;ten, an Silberschichten in Christbaumkugeln oder Eisenatomen in Wunderkerzen zeigen &ndash; begleitet von spektakul&auml;ren Funken und feurigen Leuchtspuren (Foto S. 29 rechts).4) Diese Experimente d&uuml;rfen nicht in Mikrowellenger&auml;ten durchgef&uuml;hrt werden, in denen Speisen erw&auml;rmt werden. Au&szlig;erdem ist f&uuml;r ausreichende Bel&uuml;ftung zu sorgen, da Rauch entsteht.
<figure><img src="https://media.graphcms.com/Os8uPufS1KYzXPRow8eQ" />
<figcaption><label>Abb. 3: </label>Christbaumkugel in der Mikrowelle &ndash; die Funken rasen &uuml;ber die Kugelfl&auml;che. Foto: Volker Lannert</figcaption>
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<h2>Laserlicht contra Taschenlampenlicht</h2>
Ausgehend von einer Taschenlampe oder einer LED und einem roten Laserpointer kann Jugendlichen folgende Frage zur Diskussion gestellt werden: Was hat Laserlicht, was einem Lampenlicht fehlt? Dabei geht es um drei Eigenschaften, die Laserlicht so besonders machen: Es ist monochrom, hat also eine definierte Wellenl&auml;nge, beim roten Laserpointer sind es 650 nm, die Strahlen verlaufen parallel zueinander, und Laserlicht ist koh&auml;rent.
Erfahrungsgem&auml;&szlig; schlagen Sch&uuml;ler:innen oft vor, Punkt 1 und 2 auf das Taschenlampenlicht anzuwenden, etwa mit einem roten Farbfilter sowie einer Sammellinse vor dem Licht, um geb&uuml;ndeltes, monochromatisches Licht zu erzeugen. Wie sich herausstellt, entsteht dadurch kein Laserlicht. Um Koh&auml;renz (Phasengleichheit)5) zu veranschaulichen, kann man farbige Springseile nutzen.
<h2>Koh&auml;renz &ndash; ein interaktives Modell mit Springseilen</h2>
Die Lehrkraft ruft zwei Freiwillige nach vorne. Jeder bekommt ein Springseil in die Hand, etwa ein Kletter- oder Polyesterseil mit drei Metern L&auml;nge und etwa acht bis neun Millimetern Durchmesser (aus dem Sportfachhandel oder Baumarkt, ab etwa zwei Euro pro Meter), an den Seilenden sitzen zwei durchbohrte Holzkugeln mit etwa f&uuml;nf Zentimetern Durchmesser (Bastelladen) als Handgriffe.
Sofern gen&uuml;gend Platz ist, stellen sich die drei Personen auf: Lehrer:in in der Mitte, links und rechts daneben die beiden Sch&uuml;ler:innen. Die Seile sollen die Lichtwellen darstellen, die sich beim Springen ann&auml;hernd wie Transversalwellen verhalten und einen sinusartigen Verlauf zeigen (Wellenberg). Die rote Farbe des Seils symbolisiert das monochromatische Licht des roten Laserpointers oder das mit Farbfilter gef&auml;rbte Licht einer Taschenlampe.
Zuerst springen alle drei auf Kommando los (Foto links), jeder nach eigenem Tempo. Zu sehen ist ein Durcheinander der drei Seilwellen. Dieser Zustand der ungeordneten Wellen entspricht dem Licht einer Taschenlampe.
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<figcaption><label>Abb. 4: </label>Keine Koh&auml;renz: Der Autor (Mitte), eine Lehrerin und ein Lehrer demonstrieren Taschenlampenlicht mit Springseilen. Wenn sie Laserlicht modellieren m&ouml;chten, m&uuml;ssen sie die Seile synchron schwingen. Foto: Volker Lannert</figcaption>
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Nun versucht die Lehrkraft zusammen mit den beiden Sch&uuml;ler:innen, die Koh&auml;renz des Laserlichts zu demonstrieren: Dazu beginnt einer mit dem Seilspringen (optimal mit taktgebender Musik). Dann h&uuml;pfen die beiden Nachbarn los, aber genau synchron zum Starter. Bewegen sich alle drei roten Seile im Gleichtakt, verdeutlichen die synchronen Schwingungen der Seile, was Koh&auml;renz bei Laserlicht bedeutet.
Andreas Korn-M&uuml;ller
<h2>AUF EINEN BLICK</h2>
Mit Kletterseilen l&auml;sst sich der Zusammenhang von Energie und Wellenl&auml;nge demonstrieren.
Farbige Zollst&ouml;cke eignen sich als einfaches Demonstrationsmodell f&uuml;r das Spektrum elektromagnetischer Strahlung.
Was Koh&auml;renz von Laserlicht bedeutet, k&ouml;nnen mehrere seilspringende Personen zeigen.
<h2>INFO: Magic Andy und die Chemie als Show</h2>
Andreas Korn-M&uuml;ller tourt mit Chemie-Shows als &bdquo;Magic Andy&ldquo; durch Deutschland, Europa und die halbe Welt. Er ist auf Science-Festivals zu sehen, in Forschungseinrichtungen, Museen, Science-Centern, Schulen, Kulturbetrieben und Firmen. Sein Zielpublikum ist die Laien-&Ouml;ffentlichkeit, alt wie jung, insbesondere Kinder und Jugendliche. Die letzte Show vor der Corona-Pandemie gab es im Februar 2020 vor 500 Oberstufensch&uuml;ler:innen. Seit Sommer 2021 finden wieder Live-Shows statt, unter anderem beim &bdquo;Explore Science&ldquo; Festival in Bremen und bei den &bdquo;Science Days&ldquo; im Europa-Park. Die n&auml;chsten Auftritte sind am 5. und 6. Mai 2022 bei den &bdquo;Science Days f&uuml;r Kinder&ldquo;.
Andreas Korn-M&uuml;ller hat in Biochemie promoviert und arbeitet seit dem Jahr 1997 in der Wissenschaftsvermittlung. Neben Science-Shows konzipiert er Ausstellungen f&uuml;r naturwissenschaftliche Museen und hat bisher vier (Kinder-)Sachb&uuml;cher geschrieben.
<div><img src="https://media.graphcms.com/k03i8T25Q8uwGz8SRH0S" />
Andreas Korn-M&uuml;ller mit einem Modell aus einem Zollstock. <named-content>Foto: Volker Lannert</named-content>
</div>

<a href="https://www.science-comedy.com" target="_blank" rel="noopener">www.science-comedy.com</a> <a href="https://www.magic-andy.com" target="_blank" rel="noopener">www.magic-andy.com</a>
<ul class="references">
<li>1 B. E. A. Saleh, M. C. Teich, Optik und Photonik, Wiley-VCH, Weinheim, 3. Auflage 2020, 118&ndash;130.</li>
<li>2 <a href="https://www.lehrplanplus.bayern.de/fachlehrplan/mittelschule/5/nt" target="_blank" rel="noopener">www.lehrplanplus.bayern.de/fachlehrplan/mittelschule/5/nt</a>, <a href="https://www.lehrplanplus.bayern.de/fachprofil/gymnasium/physik/7" target="_blank" rel="noopener">www.lehrplanplus.bayern.de/fachprofil/gymnasium/physik/7</a>, <a href="https://www.lehrplanplus.bayern.de/fachlehrplan/gymnasium/11/physik" target="_blank" rel="noopener">www.lehrplanplus.bayern.de/fachlehrplan/gymnasium/11/physik</a>, <a href="https://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/LS/BP2016BW/ALLG/GYM/PH" target="_blank" rel="noopener">www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/LS/BP2016BW/ALLG/GYM/PH</a></li>
<li>3 A. F. Holleman, E. Wiberg, N. Wiberg, Lehrbuch der Anorganischen Chemie, 103. Auflage, de Gruyter, Berlin 2017, 185&ndash;187</li>
<li>4 A. Korn-M&uuml;ller, A. Steffensmeier, Das verr&uuml;ckte Experimentier-Labor, Fischer Sauerl&auml;nder, Frankfurt 2019, 30.</li>
<li>5 <a href="https://wikipedia.org/wiki/Koh&auml;renz_(Physik)" target="_blank" rel="noopener">wikipedia.org/wiki/Koh&auml;renz_(Physik)</a></li>
</ul>

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