Der Abwurf der Atombomben über
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Von Wiley-VCH zur Verfügung gestellt
Matthias Bahlmann ist Chemiker sowie Vater von zwei Kindern und freut sich, wenn sie gerne vom Papa ins Bett gebracht werden.
Der Weg in die Industrie interessiert Matthias Bahlmann schon im Studium. Er möchte wissen, wie die Chemikalien am Ende tatsächlich eingesetzt werden können. Er und seine Frau setzen bei der Berufswahl aber auch auf Jobs, die sich mit ihrer Familienplanung vereinbaren lassen. Mit seiner Stelle bei Evonik hat Bahlmann die Flexibilität im Job gefunden, die er sich als Familienvater wünscht. Gleichzeitig kann er an der Schnittstelle von Chemie und Ingenieurwissenschaften arbeiten, die ihn begeistert.
Die Schule weckt bei Bahlmann das Interesse für Naturwissenschaften, und er belegt einen Chemie-Leistungskurs. „Ich wollte etwas Logisches vor mir haben”, erinnert er sich. Nach dem Abitur entscheidet er sich für ein Chemiestudium und findet schnell zu technischen Fächern wie Verfahrenstechnik oder Vorhersage von Stoffdaten. Während des Studiums in Oldenburg lernt er seine Frau kennen. Gemeinsam ziehen sie für die Promotion nach Erlangen.
Bahlmann interessiert sich für die Endanwendung von Chemikalien, „damit ich auch weiß, was ich damit wirklich machen kann”. Selbst sieht er sich nicht als klassischen Chemiker, aber eben auch nicht als Ingenieur. „Ich bin da eher die Schnittstelle und habe überall ein bisschen Zugang.”
„Dass wir irgendwann Nachwuchs haben wollen, war für uns immer klar.” Von der Arbeit wollten Matthias Bahlmann und seine Frau ihre Familienplanung nicht beeinflussen lassen. „Für mich war wichtig, dass ich eine relativ freie Arbeitszeitgestaltung habe”, betont er. Seine Frau nimmt nach der Promotion einen Job als Laborleiterin in der Industrie an, mit Homeoffice-Möglichkeiten. Das Paar hat inzwischen eine fünfjährige Tochter und einen knapp zwei Jahre alten Sohn. Beide Male nimmt zuerst seine Frau sieben Monate Elternzeit und er die nächsten sieben. Dass er als Mann so viel Elternzeit nimmt, ist in seinem Bekanntenkreis eher unüblich. Für Bahlmann ist es eine Entscheidung, durch die ihm viel gegeben wird: wenn sich die Kinder zum Beispiel lieber vom Papa ins Bett bringen lassen. „Das ist für mich als Vater eine sehr schöne Sache.”
Die Auszeit durch die Elternzeit habe in der Firma in beiden Fällen gut funktioniert, Projekte wurden umverteilt und „meine Vorgesetzten hatten überhaupt keine Probleme damit”. Im Gegenteil, Evonik setzt sogar Anreize, damit Männer Elternzeit nehmen. Die Zuschüsse zu Kitagebühren bekommen sie (anders als Frauen) zum Beispiel erst ab sechs Monaten Elternzeit. Zusätzlich gibt es Unterstützung mit einer betriebseigenen Kita und Kinderbetreuung in den Schulferien. Corona habe das Unternehmen unter dem Aspekt Familienfreundlichkeit noch deutlich weitergebracht. „Beim Videomeeting haben beim Chef und bei mir im Hintergrund mal die Tochter oder der Sohn geschrien, das kennt man jetzt von Corona.”
Während der Coronazeit ist Bahlmann nur eine Handvoll Tage im Büro der Verfahrenstechnik, die meiste Zeit können er und seine Frau zu Hause arbeiten und für die Kinder da sein. Aber die Zeit ist auch anstrengend, „ich muss mich stellenweise fragen, wie wir das die Monate, in denen die Kindergärten geschlossen waren, geschafft haben.” Bei Krankheitstagen merkt das Paar schnell wieder, wie anspruchsvoll Vollzeitarbeit mit Kinderbetreuung ist. „Manchmal ist man dann ein bisschen neidisch, wenn bei Kolleg:innen die Eltern in der Nähe wohnen und einspringen.“
Seit dem Sommer hat Bahlmann eine neue Stelle als Betriebsassistent am Standort Herne. Ein Job, der ihm deutlich mehr Spaß macht als andere Stellen, die vielleicht sogar noch mehr Homeoffice versprochen hätten. Trotzdem kann er ein bis zwei Tage die Woche im Homeoffice arbeiten und freitags die Kinder früher aus der Betreuung holen. „Denn meine Frau und ich möchten sie nur ungern vier Tage die Woche bis vier Uhr dort lassen.” Wenn bei der Arbeit doch mal was dazwischenkommt, schicken er und seine Frau sich Kalendereinträge. So werden die täglichen Herausforderungen zu zweit überwunden, „man ist durchaus müde am Ende der Woche, es funktioniert aber”, stellt er zufrieden fest.
Mit Matthias Bahlmann sprach Alexandra Tietze.
In dieser Porträtserie spricht das Team Chancengleichheit des Jungchemikerforums mit Chemiker:innen, die Elternschaft und Karriere in Studium, Forschung oder Industrie verbinden. Um Elternschaft in der Chemie und damit zusammenhängende Problematiken sichtbar zu machen, berichten Eltern über ihre Erfahrungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Anregungen an chancengleichheit@jcf.io