Meinungsbeitrag
Gelassenheit hilft
Von Wiley-VCH zur Verfügung gestellt
Wenn Sie eine geharnischte Medienanalyse schreiben möchten, gehört auf jeden Fall ein Befund in den Reigen der schlimmsten Probleme, unter denen die Kommunikation heute angeblich leidet: die Erregungskultur. Formulieren Sie dies im routiniert-alarmistischen Tonfall, und Sie haben auch gleich das quod erat demonstrandum. Es geht nichts über einen ordentlichen Zirkelschluss.
Nun aber ernsthaft. Selbstverständlich hat sich die Kommunikation in den letzten Jahren verändert, ist aufgeregter geworden, immer eine Spur zu skandalisierend und voller Ausrufezeichen. Neulich fand ich in einer Zuschrift die Formulierung, jemand sei „mehr als enttäuscht“. Das ist zwar sinnfrei, denn entweder ist man enttäuscht oder eben nicht. Aber im Meer der Superlative der Erschütterung fällt das gar nicht mehr auf. Ich bin trotzdem überzeugt: Der mit Twitter großgewordene Mediennutzer, der mir schreibt: „WTF Nachrichten-Redaktion??!!!“, unterscheidet sich nicht wesentlich von der Altvorderen, deren Zuschrift auf Briefpapier beginnt mit: „Verehrte Redaktion“. Weder will der eine uns mit derben Flüchen bedrohen noch die andere uns ernsthaft verehren. Beide Eröffnungen bedeuten: Ich bin richtig sauer
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