Gesellschaft Deutscher Chemiker

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Und täglich grüßt die Gretch:innen‐Frage

Nachrichten aus der Chemie, September 2022, Seite 81, DOI, PDF. Login für Volltextzugriff.

Von Wiley-VCH zur Verfügung gestellt

Wir Menschen sind eigenartige Gesellen. Die Weltordnung liegt in Trümmern, die Auswirkungen des Klimawandels werden erschreckend konkret, die Gesellschaft ist nach zwei Jahren Pandemie verunsichert, die chemische Industrie steht vor der gewaltigsten Transformation seit Jahrzehnten. Und das wichtigste Thema für viele scheint zu sein: Wie haltet ihr es mit dem Gendern? Manche wollen jetzt sogar die GDCh verpflichten, in der Vereinskommunikation keine Gendersonderzeichen zuzulassen. Dabei empfiehlt der im letzten Jahr verabschiedete „Leitfaden für geschlechtersensible Sprache in der GDCh“ sowieso einen äußerst sparsamen Gebrauch.

In den Nachrichten aus der Chemie machen wir es so: Bei uns wird niemand zum Gendern in irgendeiner Art gezwungen, schon gar nicht mit Gendersonderzeichen. Der Anspruch der Redaktion ist im Impressum formuliert (nach ausführlichen Diskussionen im Kuratorium): „Die Nachrichten aus der Chemie wollen in ihren Texten alle Geschlechter ansprechen sowie abbilden und nutzen dafür eine gendersensible Sprache. Wenn einzelne Sprachformen generisch verwendet werden, schließen diese uneingeschränkt alle anderen Sprachformen ein.“

Wie genau unsere Autoren, Autorinnen und auch Autor:innen diesen Anspruch verwirklichen wollen, entscheiden in letzter Instanz diese selbst. Denn gerade weil die adäquate Genderansprache für viele Menschen eine gesellschaftspolitisch wichtige Frage ist, halten wir in diesem Punkt eine größtmögliche Freiheit für geboten – und zwar für alle, die Beiträge in den Nachrichten verfassen. Deshalb verzichten wir auf einen oktroyierten redaktionellen Standard und erlauben auch eine moderne vollinkludierende Genderansprache (wobei wir, hauptsächlich aus Lesbarkeitsgründen, den Genderdoppelpunkt wählen, keine Sternchen, Unterstriche etc.). Denn die Nachrichten aus der Chemie hatten und haben stets den Anspruch, die ganze Vielfalt der GDCh-Mitgliedschaft quer durch alle Strömungen (wissenschaftliche, berufsständische und soziale) abzubilden.

Wir liegen damit nicht weit weg vom Rat für deutsche Rechtschreibung (auf den sich diejenigen berufen, die für ein Verbot der Gendersonderzeichen eintreten), der sich ebenfalls darüber klar ist, dass Sprache sich unablässig verändert. In dessen Empfehlung aus dem März 2021 hieß es nämlich zusätzlich: „Der Rat für deutsche Rechtschreibung wird die weitere Schreibentwicklung beobachten. Er wird dabei insbesondere prüfen, ob und inwieweit verschiedene Zeichen zur Erfüllung der Kriterien geschlechtergerechter oder -sensibler Schreibung geeignet sein könnten.“ Dabei können wir als Nachrichten aus der Chemie helfen, eben indem wir dieser Sprachentwicklung Raum geben, ohne jemanden zu bevormunden.

Im Interskriptum schreibt Nachrichten-Chefredakteur Christian Remenyi über Chemisches und Komisches – und was sich sonst noch so im Zettelkasten der Redaktion findet. nachrichten@gdch.de

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